UBS bringt Credit-Suisse-Megaübernahme in trockene Tücher

Reuters · Uhr

Zürich (Reuters) - Die UBS hat die weltweit bedeutendste Bankenübernahme seit der Finanzkrise unter Dach und Fach gebracht.

Die Schweizer Großbank vollzog laut einem am Montag in mehreren Zeitungen veröffentlichten offenen Brief die erst im März angekündigte Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse. "Heute erreichen wir einen wichtigen Meilenstein", hieß es in dem abgedruckten Schreiben. "Wir haben den rechtlichen Abschluss der Übernahme von Credit Suisse vollzogen." Die UBS hatte in Aussicht gestellt, dass die Übernahme des Konkurrenten am 12. Juni besiegelt würde.

Mit dem Zusammenschluss entsteht der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche. Die neue UBS kommt auf verwaltete Vermögen von über fünf Billionen Dollar und rund 120.000 Mitarbeitern. Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. Experten rechnen damit, dass die UBS Tausende von Stellen streicht, um Doppelspurigkeiten abzubauen und zu sparen. Auf Konzernchef Sergio Ermotti, der extra für diese Aufgabe ans Steuer zurückgeholt worden war, warten jahrelange Integrationsarbeiten.

Die Zwangsehe wurde vor rund zehn Wochen eingeleitet, als die Schweizer Regierung die vor der Zahlungsunfähigkeit stehende Credit Suisse in die Arme der größeren UBS drängte. Seitdem hat die UBS von Regulatoren rund um den Globus Bewilligungen für die drei Milliarden Franken schwere Transaktion eingeholt und sich mit der Schweizer Regierungen auf die Einzelheiten von staatlichen Absicherungen für möglichen Verluste aus der Transaktion im Volumen von neun Milliarden Franken geeinigt.

Die Leitung des kombinierten Unternehmens hatte Ermotti bereits vor rund einem Monat bekanntgegeben. Für viele überraschend nimmt als einziger ehemaliger Credit-Suisse-Manager der bisherige Bankchef Ulrich Körner in dem 16-köpfigen Gremium Platz. Ihm gelang es nicht, den Untergang des 167-jährigen Instituts zu verhindern. Experten erwarten, dass nun bald Entscheidungen über die Führungskräfte in der zweiten und dritten Hierarchieebene fallen dürften.

Die wichtigste anstehende strategische Weichenstellung betrifft das Schweizer Geschäft der Credit Suisse. Die UBS hat von Beginn an eine volle Integration des Bereichs favorisiert. Doch dieser Plan sorgte in der Schweizer Politik wie auch in der breiteren Öffentlichkeit für Kritik. Neben einem umfangreichen Stellenabbau befürchten die Kritiker auch eine Einschränkung des Wettbewerbs. Ermotti ist dabei, auch Alternativen wie eine Abspaltung des Geschäfts zu prüfen. Kriterien seien die Bedürfnisse der Kunden, der Umfang des Stellenabbaus und die Auswirkungen auf die Aktionäre, sagte er am Freitag. Die UBS stehe dabei unter Zeitdruck. "Wir müssen mit einer Antwort kommen vor Ende Sommer."

Die Credit Suisse häufte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken an, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Eine Reihe von Fehlschlägen und Skandalen ließen das Vertrauen der Kunden in das Traditionshaus erodieren. Um einen Bankensturm zu beenden, orchestrierte die Schweizer Regierung eine Not-Übernahme durch die UBS.

Die Regierung und die UBS werden nicht müde zu betonen, dass es sich dabei um eine privatwirtschaftliche Lösung handelt. Zur Absicherung der Transaktion haben die Schweizerische Nationalbank und die Regierung aber über 200 Milliarden Franken an Liquiditätshilfen und Garantien bereitgestellt. Viele Schweizer Politiker sind verärgert, dass nach der UBS während der Finanzkrise der Staat nur 15 Jahre später erneut einspringen musste, um auch die zweite Großbank vor dem Kollaps zu bewahren. Dazu kommen Befürchtungen, dass eine Rettung der neuen UBS, die über eine rund doppelt so große Bilanz verfügt wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung, die Kräfte des Landes übersteigen könnte.

(Bericht von Paul Arnold und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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