BASF senkt Jahresziele - Nur zaghafte Erholung erwartet

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Frankfurt (Reuters) - BASF gibt die Hoffnung auf eine klare Nachfrageerholung im zweiten Halbjahr auf und wird dieses Jahr wohl eines der schwächsten Ergebnisse in den vergangenen 15 Jahren einfahren.

Der weltgrößte Chemiekonzern senkte am Mittwochabend seine Ziele für das laufende Jahr - ein Schritt, der erwartet worden war, nachdem die Spezialchemiekonzerne Lanxess, Evonik und Clariant ihre Prognosen kassiert hatten. Die Aktienbörse zeigte sich daher weitgehend unbeeindruckt, BASF-Aktien notierten am Donnerstag nur knapp ein Prozent im Minus.

Für 2023 rechnet BASF nur noch mit einem Umsatz zwischen 73 und 76 statt bisher 84 bis 87 Milliarden Euro sowie einem operativen Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen zwischen 4,0 und 4,4 (bisher 4,8 bis 5,4) Milliarden. 2022 hatte BASF noch 87,3 Milliarden erlöst 6,9 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Analysten zeigten sich vom Ausmaß der Prognosesenkung überrascht, sie hatten BASF zuletzt einen Umsatz von im Schnitt 79,8 Milliarden Euro sowie einen bereinigten Gewinn von 4,88 Milliarden zugetraut. Schwächer als der aktuelle Ausblick fiel das Ergebnis in den vergangenen 15 Jahren nur 2020 in der Corona-Pandemie mit 3,56 Milliarden Euro aus, das zweitschwächste Ergebnis stand 2009 in der Finanzkrise mit 4,85 Milliarden zu Buche.

ERHOFTE ERHOLUNG IN CHINA BLEIBT AUS

BASF-Chef Martin Brudermüller hatte das zweite Quartal bereits im April als schwierig bezeichnet und ein schwaches erstes Halbjahr angekündigt. Für das zweite Halbjahr war BASF damals aber - wie auch andere Chemieunternehmen - von einer Erholung ausgegangen, insbesondere aufgrund einer dynamischeren Nachfrageentwicklung in China. Der Spezialchemiekonzern Lanxess war davon schon im Juni abgerückt, Evonik senkte am Montag unter Verweis auf eine sehr schwache Nachfrage seine Ziele. "Derart schwache Absatzmengen haben wir lange nicht erlebt, über solch einen langen Zeitraum vielleicht noch nie", sagte Evonik-Chef Christian Kullmann.

BASF erwartet zwar für das zweite Halbjahr keine weitere Nachfrageabschwächung. Die Lagerbestände an Chemierohstoffen bei den Kunden seien bereits stark abgebaut worden. Da die Nachfrage nach Konsumgütern aber schwächer ausfallen werde als bislang gedacht, dürfte die Erholung nur zaghaft ausfallen. "Damit werden auch die Margen unter Druck bleiben." Die Analysten der US-Bank JPMorgan zeigten sich überrascht vom Ausmaß der Prognosesenkung, sahen aber auch Anlass für Zuversicht: "Vor dem Hintergrund des bereits erfolgten massiven Abbaus von Lagerbeständen in der Wertschöpfungskette der Chemie halten wir es für wahrscheinlich, dass sich die Gewinne in den kommenden Quartalen sehr deutlich und besser als erwartet erholen."

Auch Analyst Markus Mayer von Baader Helvea wies darauf hin, dass es am Markt positiv ankommen sollte, dass sich die Nachfrage im zweiten Halbjahr nicht weiter abschwächen dürfte. Die Vorzeichen sind gleichwohl alles andere als rosig. Das Geschäftsklima in der deutschen Chemieindustrie ist im Juni eingebrochen, besonders die Aussichten für die kommenden sechs Monate haben sich weiter verschlechtert, wie das Münchner Ifo-Institut in der vergangenen Woche mitteilte. "Für die deutsche Wirtschaft ist dies kein gutes Omen. Denn die Chemie lief zumeist dem Konjunkturzyklus in den anderen Branchen voraus", erklärte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die Chemiebranche gilt als wichtiger Konjunkturindikator, da ihre Produkte praktisch in allen großen Industriezweigen benötigt werden.

In China, das für rund die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie steht, haben die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage die Erholung der heimischen Wirtschaft in den vergangenen Monaten ausgebremst. Für das gerade beendete zweite Quartal rechnen Ökonomen nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch zu einem Plus von 2,2 Prozent gereicht.

BASF legt am 28. Juli seine Quartalsbilanz vor. Nach vorläufigen Zahlen brach der bereinigte operative Gewinn im zweiten Quartal auf 1,0 (Vorjahreszeitraum: 2,3) Milliarden Euro ein. Der Umsatz schrumpfte wegen deutlich niedrigerer Preise und Mengen um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro und lag damit um fast zwei Milliarden Euro unter den Analystenschätzungen. Auch negative Währungseffekte belasteten.

(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Meistgelesene Artikel