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Mikrofinanzfonds – grüner geht’s nicht. Oder?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Grüne Geldanlagen liegen voll im Trend. Eine Möglichkeit mit der Geldanlage Impact, also Wirkung zu erzielen, sind Mikrofinanzfonds.

Quelle: Onvista

Ein nachhaltiges Investment, eine gute Rendite und ganz nebenbei noch interessante Geschichten von Menschen aus fernen Ländern: Mikrofinanzfonds versprechen genau das. Mit ihnen können sich Anleger an der Refinanzierung von Mikrofinanzinstituten in aller Welt beteiligen. Die Institute sind beispielsweise Banken und Genossenschaften in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Diese stellen Kleinstkredite und Finanzdienstleistungen für Menschen bereit, die als „non-bankable“ gelten, also keinen Zugang zu herkömmlichen Bankdienstleistungen haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Meist funktionieren die Finanzsysteme in den Ländern nicht gut. Oder es gibt viel informelle Arbeit, sodass die Menschen der Bank kein Einkommen nachweisen können, um sich für einen Kredit zu qualifizieren.

Geldanlage mit Zukunft

Mit einem Mikrofinanzfonds kannst du als Anleger also einen Beitrag leisten, damit Menschen mit geringen oder informellen Einkommen einen Zugang zu den Basisdienstleistungen der Finanzwelt erhalten. Dass das relevant ist, weiß jeder, der schonmal versucht hat, ohne Girokonto zurechtzukommen. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt allerdings: Oft sind die staatlichen Rahmenbedingungen in den Ländern, in denen die Kredite in Anspruch genommen werden, alles andere als gut.

Das kann dazu führen, dass Menschen, die an schwarze Schafe der Branche geraten, sich beispielsweise überschulden und ihre Existenzgrundlage verlieren können. In Ländern mit dysfunktionalen Rechtssystemen oder ohne staatliche Sozialsysteme können sie sich dagegen nicht wehren und ihre finanzielle Schieflage nicht so leicht wieder ausgleichen. Deshalb ist es wichtig, dass du die Anlagekriterien des Portfoliomanagements ganz genau unter die Lupe nimmst.

So solltest du darauf achten, dass der Fonds konkrete Anlagerichtlinien zum Kundenschutz vorsieht, also nur Kredite an Mikrofinanzinstitute vergibt, die ihrerseits ihre Kunden durch verantwortungsbewusste Kreditvergabe schützen. Im Idealfall überwachen das Nachhaltigkeitsexperten, die mit dem Fondsmanagement zusammenarbeiten.

Stabile Positionen im Depot

Die gute Nachricht für Anleger: Die Nachfrage nach den Produkten ist in den Ländern des globalen Südens ungebrochen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Ökonomie und Ökumene Südwind in einer Studie im Auftrag der GLS-Bank. Und wo Nachfrage ist, sollte auch Wachstum oder zumindest stabile Performance sein. Mikrofinanzfonds haben in den vergangenen Jahren allerdings keine übermäßig hohen Renditen erzielt. Entsprechend fragst du dich vielleicht, ob sie sich überhaupt lohnen – oder ob eine Spende nicht die bessere Alternative ist, Gutes mit seinem Geld zu tun. Eine aktuelle Studie des Ratinghauses Scope aus dem Mai 2023 schafft Klarheit.

Die Analysten haben die Renditen von in Deutschland verfügbaren Mikrofinanzfonds im Jahr 2022 unter die Lupe genommen. Sie kamen zu dem Ergebnis: Die Stärke von Mikrofinanzfonds liegt darin, dass sie stabil und ohne große Ausreißer wachsen. Das unterscheidet sie grundlegend von allen anderen Themenfonds und auch von dem allgemeinen Auf und Ab an den Börsen.

Die durchschnittliche Nettorendite der Mikrofinanzfonds lag laut Scope dabei im Jahr 2022 bei 3,04 Prozent. Auf Fünfjahressicht wuchsen die Fonds durchschnittlich um 2,4 Prozent – und das relativ unabhängig vom Marktumfeld. Wir erinnern uns: Die vergangenen fünf Jahre waren geprägt von geopolitischer Unsicherheit, etwa durch die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Krieg in der Ukraine, die Energiekrise oder Inflation. Besonders interessant dabei: Elf von zwölf Mikrofinanzfonds erzielten im vergangenen Jahr Kurszuwächse. Auch zu Zeiten, in denen Aktien- und Rentenfonds teilweise zweistellige Verluste erlitten.

Scope schlussfolgert daraus: Mikrofinanzfonds koppeln sich gut von der Entwicklung der globalen Aktien- und Anleihemärkte ab und können sich stabilisierend auf ein Portfolio auswirken. Gleichzeitig war das Rendite-Risiko-Verhältnis (Sharpe Ratios) von Mikrofinanzfonds mittelfristig im Durchschnitt wesentlich besser als das der anderen Rentensegmente: Die durchschnittliche Volatilität der zwölf Fonds betrug über drei Jahre hinweg 1,82 Prozent und über fünf Jahre 1,67 Prozent.

Fazit: Wenn du den Fondsanbieter sorgfältig auswählst, also auf den Webseiten der Anbieter recherchierst und dich von umsichtigen Vergabekriterien überzeugst, dann ist ein Mikrofinanzfonds eine gute Möglichkeit, die Welt mit deinem Geld tatsächlich ein bisschen besser zu machen. Und auch wenn die Fonds nicht zu den renditestärksten gehören, können sie eine solide Beimischung im Depot darstellen.

Gut zu wissen

 Alle gängigen Mikrofinanzfonds findest du im Internet – etwa bei Onvista. Auf den Webseiten der Fondsanbieter findest du meist detailliertere Informationen zu Anlagerichtlinien und den Portfolios der Fonds. Ende April 2023 sind für deutsche Anleger zwölf Fonds mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt rund 6 Milliarden Euro zugelassen. Der mit Abstand größte Fonds ist der BlueOrchard Microfinance mit einem Volumen von rund 2,3 Mrd. Euro.

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