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US-Stock-Gesetz: Investieren mit Insiderwissen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dem Stock-Gesetz zufolge müssen US-Abgeordnete und ihre Familien Transaktionen an der Börse offenlegen. Einige Privatanleger versuchen, das zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Quelle: onvista

Insiderhandel ist an der Börse strafbar. Wer exklusive Informationen hat und diese für den Börsenhandel nutzt, muss dafür in Deutschland mit hohen Geldstrafen oder mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

In den USA, dem Ursprungsland des Insiderhandelverbots, wird ein Verstoß erst recht streng geahndet. Das gilt natürlich für Politiker ebenso wie für alle anderen Börsianer. Sollten Kongressmitglieder Informationen aus ihrer Arbeit an der Börse einsetzen, liegt ein Interessenkonflikt nahe: Sie könnten sich mit Insiderwissen selbst bereichern.

Nun gibt es aber zumindest Indizien dafür, dass es einige Kongressmitglieder mit dem Insider-Handel nicht ganz so eng sehen. Von 183 Abgeordneten, die Wertpapiergeschäfte zwischen den Jahren 2019 und 2021 gemeldet hatten, haben 97 mit Titeln aus Branchen gehandelt, die sich mit ihrer Kongressarbeit überschnitten haben. Das zeigten Recherchen der New York Times. Rund 20 Geschäfte könnten potenzielle Interessenkonflikte beinhalten.

Dem STOCK-Gesetz (Stop Trading on Congressial Knowledge) aus dem Jahr 2012 zufolge ist der Börsenhandel für Politiker bislang noch erlaubt, solange die Abgeordneten keine Insiderinformationen verwenden und ihre Transaktionen offenlegen. Nun könnte es US-Abgeordneten, die an der Börse aktiv sind, allerdings an den Kragen gehen. Senatoren haben ein Gesetz vorgeschlagen, das es führenden Politikern künftig komplett verbieten würde, mit Aktien zu handeln. Betroffen wären nicht nur US-Präsident und Vizepräsident, sondern auch die Mitglieder des Kabinetts und des US-Kongress.

48,9 Prozent Plus in einem Jahr

Eine Person, die schon häufiger mit Insiderhandel in Verbindung gebracht worden ist, ist die Sprecherin des Repräsentantenhauses: Nancy Pelosi. Es ist zwar nicht sie selbst, die an der Börse spekuliert, sondern ihr Ehemann Paul Pelosi. Dennoch soll dieser einige profitable Trades abgesetzt haben, die in Zusammenhang mit der Arbeit seiner Frau stehen könnten.

Der US-Plattform Unusal Whales zufolge hat die Familie im Jahr 2021 einen durchschnittlichen Gewinn von 48,9 Prozent verbucht – während der S&P 500 Index nur 31 Prozent zulegte. Call-Optionen auf Alphabet und Disney hätten zu massiven Gewinnen geführt. Trotz solcher Verdachtsfälle ist keinesfalls sicher, dass das neue Gesetz zur Regulierung des Polit-Wertpierhandels nun tatsächlich kommt. Schon zwei andere Gesetzesinitiativen sind dieses Jahr gescheitert.

In der Zwischenzeit versuchen auch Privatanleger bereits, den potenziellen Informationsvorsprung für sich zu nutzen. Ein Kanal, auf dem regelmäßig über Polit-Depots spekuliert wird, ist r/wallstreetbets. Das ist eine Unterseite der Social-Media-Plattform Reddit, berühmt geworden durch den Short Squeeze der Gamestop-Aktie im Jahr 2021.

Die Privatanleger erfahren zwar erst mit Verzögerung von den Zu- und Verkäufen der Politiker – diese müssen ihre Trades laut STOCK-Gesetz nämlich spätestens 45 Tage später melden. Dennoch hoffen die Reddit-Nutzer auch dann noch auf profitablen Handelstipp.

Die Vermögensverwaltung Subversive Capital hat das Spekulieren auf Wissensvorteile sogar institutionalisiert. Zwei ihrer ETFs bilden die Portfolios einflussreicher Politiker und ihrer Familien nach: der NANC das Handeln der Demokraten, der KRUZ das der Republikaner. Die Performanceentwicklung legt allerdings nahe, dass das Börsentalent von Pelosi und Co. wohl eher die Ausnahme bildet: Der NANC legte seit Jahresanfang 9,54 Prozent zu, der KRUZ sogar nur 1,84 Prozent. Der S&P 500 verbuchte in der gleichen Zeit 16,73 Prozent Plus.

Gut zu wissen:

-       Die ETF-Namen NANC und KRUZ gehen auf zwei US-Abgeordnete zurück, die an der Börse besonders erfolgreich waren: Demokratin Nancy Pelosi und Republikaner Ted Cruz.

-       Auch hierzulande werfen Kritiker einigen Politikern Insiderhandel vor. Allerdings gibt es nicht mal ein Offenlegungsgesetz bei uns: Deutsche Abgeordnete können also munter in ihrer Branche handeln, ohne etwas dazu veröffentlichen zu müssen. Ausgenommen davon sind nur Politiker, die gleichzeitig als Unternehmer an einer börsennotierten Firma beteiligt sind.

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