Aktien New York Ausblick: Wall Street dürfte nach Fed-Entscheid weiter nachgeben

dpa-AFX · Uhr

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Wall Street dürfte einen Tag nach dem Fed-Leitzinsentscheid im Rückwärtsgang bleiben. Mit Hinweisen auf einen weiterhin straffen geldpolitischen Kurs hatten die US-Währungshüter tags zuvor den Anlegern die Kauflust deutlich verdorben.

Rund eine Dreiviertelstunde vor dem US-Auftakt am Donnerstag taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial 0,6 Prozent niedriger auf 34 226 Punkte. Wie schon am Vortag sieht es auch zur neuen Handelssitzung nach noch höheren Kursverlusten für die Technologiewerte aus, denn der Sektor reagiert besonders sensibel auf Zinsveränderungen und -perspektiven.

Für den technologielastigen Nasdaq 100 wurde zuletzt ein Abschlag von 1,3 Prozent auf 14 776 Zähler erwartet. Der Index war am Vorabend bereits mit deutlichem Abschlag unter die wichtige Marke von 15 000 Zählern gefallen.

Die US-Währungshüter hatten zwar ihren Leitzins beibehalten. Die Prognosen der Fed deuten allerdings auf eine womöglich weitere Zinsanhebung noch in diesem Jahr hin, wobei die Notenbanker nun für 2023 ein höheres Wirtschaftswachstum für die USA voraussagen als noch vor wenigen Monaten. Zudem scheint jetzt klar, dass die Zinsen noch für länger als bisher erwartet hoch bleiben dürften: Für das kommende Jahr erwarten die Währungshüter weniger Zinssenkungen als bisher.

Raphael Olszyna-Marzysvon der Privatbank J. Safra Sarasin schrieb, er habe als wichtigste Botschaft von der Fed-Sitzung mitgenommen, "dass ihre Politik straff bleiben wird, bis etwas Schlimmes die Notenbank zu einer Zinssenkung veranlasst" - wie etwa sehr schwache Wirtschaftsdaten. Der Markt habe zwar mit einer straffen Herangehensweise der Fed gerechnet, erläuterte ein Börsenexperte, "aber es ist das Ausmaß der restriktiven Haltung, das überrascht". Die Märkte müssten diesen Kurs nun zunächst einpreisen.

Dabei haben die Anleger an diesem Handelstag in den USA noch einige Konjunkturdaten zu verarbeiten, so waren etwa die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche unerwartet gefallen.

Am Ölmarkt gaben unterdessen die zuletzt auf ein Zehnmonats-Hoch gestiegenen Preise weiter nach. Craig Erlam vom Broker Oanda verwies auf die Gefahr eines Abrutschens der Wirtschaft in eine Rezession bei einem länger hohen Zinsniveau - "genau diese Befürchtungen scheinen jetzt auf den Rohölpreisen zu lasten, nachdem sie in den letzten vier Wochen so stark angestiegen sind". Am Aktienmarkt sollten Anleger daher die Rohstoffwerte nicht aus den Augen verlieren.

Der Netzwerk-Spezialist Cisco greift unterdessen nach dem Datenspezialisten Splunk für voraussichtlich 28 Milliarden Dollar. Ciscos Aktien gaben im vorbörslichen US-Handel um rund vier Prozent nach, die Anteilsscheine von Splunk legten hingegen um rund ein Fünftel zu.

Bei den übrigen Einzelwerten gerieten auch Anteile am US-Softwarekonzern Broadcom vorbörslich unter Druck und verloren zuletzt mehr als sechs Prozent. Laut der Wirtschaftspublikation "The Information" erwägt Google-Mutter Alphabet, den Konzern als Lieferanten von KI-Chips (Künstliche Intelligenz) fallen zu lassen. Um Kosten zu sparen, würde Google die Chips dann unter dem eigenen Dach designen.

Fedex-Aktien verteuerten sich dagegen vor dem Handelsstart bereits um mehr als fünf Prozent. Der Logistikkonzern hatte am Vorabend seine Quartalszahlen präsentiert, der Gewinn war dabei höher ausgefallen als erwartet./tav/mis

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