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Kreditratings: Das alles entscheidende Label

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein Kreditrating zeigt dir, wie sicher dein Geld bei einem Unternehmen oder Staat aufgehoben ist, zum Beispiel als Anleihe. Ratingagenturen kommt deshalb eine zentrale Rolle in der Finanzwirtschaft zu – doch das ist bislang nicht immer gut gegangen.

Quelle: kenary820/Shutterstock.com

Keine zwei Monate ist es her, als es laut durch die Finanzwelt schallte: US-Bonität von AAA auf AA herabgestuft. Wenn du bei diesem Satz nicht weißt, wo hinten und vorne ist: Hier kommt die Erklärung.

Die Bonität ist grob gesagt die Note eines Kreditratings. Das Prinzip kennst du womöglich von deiner Bank, etwa bei der Aufnahme eines Darlehens für Eigentumswohnung oder Haus. Die Bank sammelt dann Informationen über dich und errechnet daraus einen Kreditscore. Ein niedriges Einkommen oder unbezahlte Rechnungen beispielsweise senken deinen Score. Je niedriger der Score, desto höher stuft die Bank das Risiko ein, dass es Probleme bei deiner Tilgung geben wird – sprich: Dass Du Deine Raten nicht zuverlässig oder gar nicht zahlen könntest. Bei einer sehr schlechten Bonität lehnt die Bank deinen Kreditwunsch ganz ab. Ist sie zwar ok, aber eher mittelprächtig, zahlst Du zum Ausgleich höhere Zinsen als jemand mit erstklassiger Bonität.

Wenn große Unternehmen oder Staaten Kredite brauchen, funktionieren Kreditratings im Prinzip genauso. Die Schuldner geben Anleihen oder andere Schuldscheine aus, Anleger können sie kaufen. Allerdings haben Anleger nicht alle wichtigen Informationen – und kennen das Risiko somit nicht. Also beauftragt der Schuldner eine Ratingagentur, deren Analysten dann seine Bonität berechnen. Diese beschreibt – wie der Kreditscore – das Risiko, dass bei der Rückzahlung etwas schiefläuft. In die Berechnung fließen quantitative Faktoren wie Kapitalstruktur oder Ertragskraft ein, aber auch qualitative Faktoren – zum Beispiel, ob es ein Risikomanagementsystem gibt oder wie gut die Beziehungen zu Geschäftspartnern sind. Auch Länderrisiken spielen eine Rolle: So kann ein Unternehmen nie ein besseres Rating erhalten als das Land, in dem es sitzt. Man spricht vom country ceiling

Bonitäten werden absteigend mit A, B, C oder D angegeben, wobei es auch Abstufungen innerhalb der Buchstaben gibt – AAA (Triple A) ist besser als AA, was wiederum besser als A ist. Bonitäten über BB heißen investitionswürdig (investment grade), darunter befinden sich die spekulativen Bonitäten – solche Wertpapiere sind auch als Hochzinspapiere (high yield) bekannt. Denn je schlechter die Bonität, desto höher muss der Zins sein, damit Anleger trotz des hohen Risikos investieren. 

Für deine persönliche Geldanlage solltest du normalerweise darauf achten, dass du nicht zu viel riskierst. Willst du beispielsweise in einen Anleihefonds investieren, solltest du darauf achten, dass die Anleihen eine Bonität von mindestens AA aufweisen. In einzelne high yield bonds kannst du zwar auch investieren – dann aber nur mit Geld, das du verlieren kannst.

Ein kritischer Blick ist unerlässlich

Ratingagenturen beeinflussen also, in welche Wertpapiere Anleger investieren. Dass das auch problematisch sein kann, hat sich in der Finanzkrise 2007 gezeigt. Hier haben die Ratingagenturen das systematische Risiko am Immobilienmarkt der USA unterschätzt und teils spekulative Wertpapiere mit hohen Bonitäten bewertet. Das hat internationale Anleger dazu gebracht, in diese Titel zu investieren. Als die Immobilienblase platzte, stürzte das Kartenhaus ein, und die Krise steckte Märkte weltweit an. 

Es gibt immer wieder auch Kritik an den drei größten Ratingagenturen, die den Markt beherrschen: Standard & Poor‘s, Moody’s und Fitch Ratings. So gehören große Investmentgesellschaften zu deren Hauptaktionären – da kann es schwer sein, immer in die Neutralität der Ratings zu vertrauen. 

Gut zu wissen

Unternehmen bezahlen eine Ratingagentur dafür, dass sie ihnen ein Rating ausstellt. Bei Staaten hingegen ist das nicht der Fall. Die Ratingagenturen weisen Staaten eine Bonität zu, damit sie das Länderrisiko in ihre Bewertung der Branchen und Unternehmen miteinbeziehen können. Deshalb haben Unternehmen meist nur ein Rating und Staaten mehrere Ratings von verschiedenen Ratingagenturen.

Hier findest du Information zu wichtigen Anlagethemen

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