ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax schwach - Siemens-Energy-Einbruch belastet

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Kursverluste der Aktien von Siemens Energy und in deren Sog auch der Siemens-Papiere haben den Dax am Donnerstag unter Druck gesetzt. Die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) dämmte die Verluste am frühen Nachmittag etwas ein. Die Währungshüter haben angesichts gesunkener Inflationsraten nach zuletzt zehn Zinserhöhungen seit Juni 2022 erwartungsgemäß die Leitzinsen unverändert gelassen.

Der deutsche Leitindex näherte sich im Verlauf dem Tief vom Montag bei 14 630 Zählern, das der niedrigste Kurs seit Mitte März war, erholte sich am Nachmittag aber etwas. Letztlich stand ein Minus von 1,08 Prozent bei 14 731,05 Punkten zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 0,94 Prozent auf 23 796,75 Zähler.

An den europäischen Leitbörsen ging es am Donnerstag moderater abwärts. So verlor der EuroStoxx 50 0,6 Prozent auf 4049,40 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,4 Prozent und der britische FTSE 100 rutschte um 0,8 Prozent ab. In New York büßte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,4 Prozent ein.

Die EZB werde weiter nach der Datenlage entscheiden, sagte Präsidentin Christine Lagarde auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Eine Diskussion über Zinssenkungen sei aber "völlig verfrüht". Zuletzt waren die Sorgen um die Konjunktur gewachsen. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil damit finanzierte Investitionen schwieriger werden.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer wird die EZB die Zinsen in den kommenden Monaten wohl nicht weiter erhöhen. Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, rechnet in diesem Jahr nicht mit einer Anhebung: "Die Inflationsraten werden auf Sicht der kommenden Monate weiter fallen."

Siemens Energy prüft nach eigener Aussage derzeit "verschiedene Maßnahmen" zur Stärkung der Bilanz. Hierfür führe man Gespräche unter anderem mit der Bundesregierung und mit Banken. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, das Unternehmen verhandele mit dem Bund über staatliche Bürgschaften für Kredite von bis zu 15 Milliarden Euro. Die Papiere des Energietechnikkonzerns brachen daraufhin zeitweise um fast 40 Prozent auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang vor drei Jahren ein. Aus dem Handel gingen die Titel am Dax-Ende 35,5 Prozent tiefer.

In ihrem Sog verloren Siemens-Aktien 4,5 Prozent. Der Konzern ist noch mit knapp einem Drittel an Siemens Energy beteiligt und zählt mit einem Börsenwert von fast 100 Milliarden Euro zu den Schwergewichten im Dax. Kursverluste der Aktien belasten den Leitindex daher überdurchschnittlich stark.

Bereits im frühen Handel hatten die Kurse am deutschen Aktienmarkt nachgegeben. Experten führten dies auf hartnäckig hohe Renditen von US-Staatsanleihen und spürbare Kursverluste an der US-Technologiebörse Nasdaq am Vortag zurück. Auch am Donnerstag notierten dort zahlreiche Titel im Minus. Viele US-Technologieaktien gelten als hoch bewertet und mithin als besonders anfällig für steigende Zinsen an den Kapitalmärkten, die die US-Staatsanleihen derzeit abbilden.

Mit Blick auf weitere Einzeltitel im Dax fielen Mercedes-Benz mit einem Abschlag von 5,8 Prozent negativ auf. Die Stuttgarter werden wegen harter Konkurrenz im Autogeschäft vorsichtiger mit der Prognose für das Gesamtjahr. Die Aktien der Branchenkollegen BMW und Porsche AG verloren 3 beziehungsweise 3,5 Prozent.

Die Papiere von Rheinmetall legten dagegen um 1,6 Prozent zu, der Industriekonzern profitierte erneut von guten Geschäften mit Waffen und Munition.

Gemischte Nachrichten gab es aus der Chip-Branche: Vorsichtigere Jahresziele von Süss Microtec für das laufende Geschäftsjahr ließen den Kurs des Halbleiterindustrie-Zulieferers um 17,7 Prozent einbrechen. Siltronic legten dagegen um 4,4 Prozent zu, angetrieben von positiven Aussagen des Wafer-Herstellers zur Profitabilität.

Beim Logistikdienstleister Kion enttäuschte im dritten Quartal der Nettogewinn, der Kurs sackte um 11,3 Prozent ab. Nach rückläufigen Kundenzahlen von Hellofresh im dritten Quartal fielen die Anteilscheine des Versenders von Kochboxen um 10,3 Prozent.

Am Devisenmarkt gab der Euro nach dem Zinsentscheid der EZB etwas nach und kostete zuletzt 1,0535 US-Dollar. Die Notenbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0540 Dollar festgelegt.

Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,84 Prozent am Vortag auf 2,87 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 123,23 Punkte. Der Bund-Future stieg zuletzt um 0,34 Prozent auf 128,39 Zähler./edh/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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