Aktive ETFs: Sind sie den Hype wert?
Mit Exchange Traded Funds (ETFs) verbinden die meisten Anleger passives Investieren. Allerdings bieten immer mehr Fondshäuser inzwischen auch aktive ETFs, die das Beste aus der aktiven und passiven Investmentwelt vereinen. Klingt attraktiv, ist aber mit Vorsicht zu genießen.
Die US-Starinvestorin Cathie Wood macht gerade wieder von sich reden: Die Gründerin der Investmentgesellschaft Ark Invest kauft das britische Fondshaus Rize ETF und verschafft sich damit Zugang zum europäischen Markt.
Anleger hierzulande bekommen damit bald die Möglichkeit, in einen ihrer berühmten Fonds zu investieren – allen voran der Flaggschifffonds Ark Innovation ETF. Er gewann im Zuge der Tech-Aktien-Euphorie in der Coronazeit zwischen Frühjahr 2020 und Anfang 2021 um 250 Prozent an Wert und war bislang nur über Umwege auf dem deutschen Markt verfügbar.
Allerdings folgte nach dem Corona-Hype auch die Schlappe: Im Jahr 2022 stürzte der Kurs des Fonds rapide ab – und zwar zeitweise um minus 80 Prozent. Im laufenden Jahr konnte sich der einst gehypte Fonds nur in Ansätzen wieder berappeln, auf Drei-Jahres-Sicht bleibt die Performance mit 24 Prozent im Minus.
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Aktive ETFs boomen
Was den Fonds so besonders macht: Es handelt sich um einen aktiv gemanagten ETF. Das mag zunächst wie ein Widerspruch klingen, ist aber keiner. Denn aktive ETFs orientieren sich – wie ihre passiven Pendants – an einem breiten Index. Allerdings bildet die aktive Variante den zugrunde liegenden Index nicht eins zu eins ab, sondern nutzt ihn als Bezugsgröße. Die Fondsmanager gewichten einzelne Positionen des Index im ETF individuell stark, wenden weitere Auswahl- oder vielleicht sogar Ausschlusskriterien an. Ziel ist, mithilfe eines aktiven Portfoliomanagements besser zu performen als der Index selbst.
In den vergangenen Jahren boomten aktive ETFs besonders: Das weltweit verwaltete aktive ETF-Vermögen lag Anfang 2023 bei 412 Milliarden US-Dollar. Verglichen zu 87 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 ist das ein steiler Anstieg. Auch die Zahl der Neuauflagen nimmt kontinuierlich zu, sprich: Du kannst aus immer mehr verschiedenen aktiv verwalteten ETFs wählen. In Deutschland sind es inzwischen 62 und somit weitaus mehr als zum Beispiel noch vor zwei Jahren, zeigt eine Auswertung des Ratingunternehmens Scope.
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Günstiger als Fonds, aber oft riskant
Viele Anleger haben aktiv verwalteten Fonds in den vergangenen Jahren zugunsten kostengünstigerer ETFs den Rücken gekehrt. Für Fondshäuser sind aktive ETFs daher eine Gelegenheit, innerhalb des ETF-Markts Kundschaft abzugrasen. Als Anleger hast du bei aktiv verwalteten Fonds wiederum den Vorteil, dass sie in der Regel im Vergleich zu klassischen Publikumsfonds um einiges günstiger sind. So variiert die Gesamtkostenquote bei aktiven ETFs zwischen 0,05 und 0,85 Prozent. Damit sind einige von ihnen sogar günstiger als der ein oder andere passive ETF.
Aktiv verwaltete ETFs bieten neben der Kostenstruktur noch den Vorteil, dass sie die Vorteile aktiv und passiv gemanagter Fonds vereinen. So haben sie ähnlich wie aktiv gemangte Fonds das Potenzial, die Benchmark zu schlagen und flexibel auf Marktgegebenheiten zu reagieren. Das kann vor allem in Krisenzeiten ein Vorteil sein. Auf der anderen Seite sind sie analog zu Index-ETFs nicht nur kostengünstig, sondern auch sehr liquide, also schnell und unkompliziert handelbar. Zudem sind sie besonders transparent – Anleger können täglich nachverfolgen, welche Positionen im Fonds enthalten sind und wie sich der Wert entwickelt.
Allerdings kommen auch aktive ETFs mit Schönheitsfehlern daher. Ihr größter Schwachpunkt ist die kurze Historie: So lässt sich die Performance vieler Produkte auf nicht einmal drei Jahre zurückverfolgen. Das erschwert es Anlegern einzuschätzen, wie erfolgreich sich die Strategie des jeweiligen Fondsmanagers langfristig erweist. Außerdem werden aktive ETFs zwar als ETFs vermarktet, doch einige von ihnen haben je nach Gewichtung nur noch wenig mit den zugrundeliegenden Indizes gemein.
Das zeigt auch das Beispiel von Cathie Woods Ark Innovation ETFs. Dieser basiert laut Fact Sheet zwar lose auf dem S&P 500 Index. Doch zu ihrem Ruhm ist die Fondsmanagerin gelangt, weil sie disruptive Technologien übergewichtet: So ist der E-Auto-Hersteller Tesla im Portfolio derzeit mit einer Gewichtung von mehr als zehn Prozent die stärkste Position, der Videotelefonie-Anbieter Zoom Video Communications mit acht Prozent die zweitstärkste. Viele der Unternehmen, in die Wood investiert, haben dabei zwar großes Wachstumspotenzial, erzielen aber noch keine Gewinne. Daher ist das Risiko bei einem Investment auch besonders hoch. Zu diesem Schluss kommt auch das Ratinghaus Morningstar.
Anleger sollten daher bei aktiven ETFs genau in die Einzeltitelauswahl schauen, um herauszufinden, wie viel der ETF noch mit dem ursprünglichen Index gemein hat – und daraufhin entscheiden, ob das Rendite-Risiko-Profil ihrem Anlagestil entspricht.
Gut zu wissen:
- Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit zwölf Anbieter aktiver ETFs. Die drei größten sind J.P.Morgan, Fidelity und Ossiam.
- Besonders erfolgreich performten laut der Ratingagentur Scope in den vergangenen drei Jahren der Fidelity US Quality Income, der Ossiam Shillier Barclays CAPE US Sector Value und an dritter Stelle der Fidelity Global Quality Income.