Neuer Bayer-Chef will keine komplette Aufspaltung beim Konzernumbau

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Frankfurt (Reuters) - Der neue Bayer-Chef Bill Anderson wird bei seinen Plänen für den Umbau des Agrar- und Pharmakonzerns konkreter.

Der Idee einer gleichzeitigen Aufspaltung in drei Bereiche erteilte er eine Absage: "Diese Option schließen wir aus", erklärte Anderson am Mittwoch zur Vorlage der Quartalsbilanz. "Eine Aufspaltung in drei Unternehmen würde einen zweistufigen Prozess erfordern." Geprüft werde weiter eine Trennung vom Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health oder der Agrarsparte Crop Science.

Weitere Einzelheiten zum Konzernumbau will Bayer im März bei seinem Kapitalmarkttag bekanntgeben und dann auch über den Ausblick für 2024 informieren. Derzeit erwartet der Konzern für das nächste Jahr "eher schwache Wachstumsaussichten und weiterhin Herausforderungen für die Profitabilität". Die Pläne von Anderson sehen auch einen Abbau der Bürokratie bei Bayer vor, wie Reuters bereits im September berichtet hatte. Der Konzern bestätigte nun, dass bis Ende kommenden Jahres mehrere Führungsebenen gestrichen und Koordinationsprozesse vereinfacht werden sollen.

"95 Prozent der Entscheidungsfindung in der Organisation wird von den Managern auf die Beschäftigten verlagert, die die Arbeit machen", unterstrich Anderson. Auch wenn sich die Belegschaft erheblich reduzieren werde, handele es sich dabei um kein traditionelles Kostensparprogramm. Der Vorstand soll ein neues Vergütungssystem bekommen, das sich stärker an der langfristigen Entwicklung des Aktienkurses orientiert. "Wir sind mit unserer Performance in diesem Jahr nicht zufrieden. Fast 50 Milliarden Euro Umsatz, aber null Cashflow – das ist einfach nicht akzeptabel", sagte Anderson, der das Unternehmen seit Juni führt.

Der Druck auf ihn ist hoch: Anleger erwarten von Anderson neben der Überprüfung der Konzernstruktur vor allem eine Zurückgewinnung des Investorenvertrauens. Zuletzt hatte sich bei der Klagewelle in den USA wegen des Unkrautvernichters Glyphosat das Blatt wieder gegen Bayer gewendet - der Konzern verlor drei Prozesse hintereinander, nachdem er zuvor neun in Folge gewonnen hatte. Schwache Agrargeschäfte wegen niedrigerer Glyphosat-Preise setzten Bayer unterdessen im dritten Quartal erneut zu: Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel um gut 31 Prozent auf 1,685 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet. Unter dem Strich fiel wegen Wertminderungen in der Agrarsparte erneut ein Milliardenverlust an. Bayer setzte 10,34 Milliarden Euro um, ein Minus von acht Prozent. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern seine schon im Sommer gesenkten Ziele.

(Bericht von Patricia Weiß; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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