Kolumne von Andreas Lipkow

Wieso die Börsen in Asien 2024 wieder vorne liegen könnten

onvista · Uhr

Das vergangene Jahr beendeten die asiatischen Aktienmärkte hinter ihren europäischen und amerikanischen Pendants. Doch es spricht einiges dafür, dass sich dieses Bild wieder dreht.

Quelle: Elena Ermakova/Shutterstock.com

Die asiatischen Aktienmärkte haben sich im Jahr 2023 solide entwickelt. Der MSCI AC Asia Pacific Index, der die Aktienmärkte von 23 asiatischen Ländern abbildet, stieg im Jahresverlauf um rund 5,6 Prozent. Dabei muss Beachtung finden, dass die Unternehmen Taiwan Semiconductor, Tencent, Samsung Electronics, Toyota Motor und BHP Group mit insgesamt 13 Prozent Indexgewichtung, die fünf größten Indexpositionen darstellen. Insgesamt beinhaltet der Index 1.544 Indexmitglieder. Die asiatischen Finanzmärkte hingen damit zwar den Kursentwicklungen der Finanzmärkte in den USA und Europa hinterher, zeigten jedoch zugleich eine erstaunliche relative Stärke gegenüber dem starken US-Dollar.

Das Schlusslicht bildete der Aktienmarkt in Thailand mit einer Jahreswertentwicklung von -15 Prozent. Dahinter folgte dann bereits der Hangseng-Index mit -14 Prozent und der Shanghai-Index mit -4 Prozent. Auf der Gewinnerseite sticht der Aktienmarkt in Japan mit + 28,0 Prozent (siehe Chart oben) und der in Taiwan mit knapp 27 Prozent hervor. Auch der indische Nifty-Aktienindex konnte noch 20 Prozent zulegen. Der südkoreanische Kospi-Index liegt mit einem Plus von knapp 19 Prozent dagegen leicht unter dem Vergleichsindex, dem MSCI All Country World Index (20 Prozent Zuwachs im Jahr 2023).  

Insbesondere die hohe Erwartungshaltung einer schnellen und soliden Konjunkturerholung Chinas konnte nicht erfüllt werden. Dadurch blieben Zweitrunden- und Abstrahleffekte auf die Konjunkturentwicklungen in Japan, Europa und den USA aus.

Diese Faktoren treiben asiatische Börsen 2024

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird nach den schwierigen Jahren 2022 und 2023 wieder stärker zulegen. Die Weltwirtschaft wird im Jahr 2024 voraussichtlich zwischen 2,9 und 3,5 Prozent wachsen. Sinkende Inflation, stabiles Wirtschaftswachstum geprägt durch einen starken Konsum und regionale Dynamik werden dabei die wichtigsten Wachstumstreiber sein.

Dies wird auch die asiatischen Volkswirtschaften beflügeln, die in den vergangenen Jahren zu den am schnellsten wachsenden Regionen der Welt gehörten. Insbesondere die Volkswirtschaften von China, Indien, Korea und Vietnam dürften davon am stärksten profitieren. Diese exportabhängigen Länder besitzen teilweise einen hohen technologischen Standard oder könnten durch den starken Fokus auf die Dienstleistungssektoren profitieren.

Die chinesische Wirtschaftserholung wird durch die Herausforderungen im Immobilien- und Kommunalsektor gefördert werden. Bisher hat die chinesische Regierung gezögert, signifikante politische Stimulationsprogramme für die Wirtschaft bereitzustellen. Ein potenzieller Paradigmenwechsel in diesem Jahr, mittels expansiveren geldpolitischen Maßnahmen, könnte zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum in China führen.   

Die Inflationsentwicklung hat sich in Teilen Asiens stark in Grenzen gehalten. In Japan, China und Indien ist sie zwar in den letzten Monaten angestiegen, lag dennoch insgesamt unter den Preissteigerungsniveaus der Vereinigten Staaten und denen Europas. Dies hatte die Zentralbanken in Asien in die Lage versetzt, ihre geldpolitischen Maßnahmen maßvoller zu straffen als ihre westlichen Pendants. Sie können so im aktuellen Börsenjahr sogar früher und schneller als die Europäische Zentralbank (EZB) oder die US-Notenbank Fed wieder expansive geldpolitische Wege bestreiten.

Die Fortsetzung der Globalisierung durch einen höheren Grad an Digitalisierung und Vernetzung der Lieferketten wird sich auch im kommenden Jahr 2024 fortsetzen. Die Globalisierung hat sich in den vergangenen Jahren etwas verlangsamt, aber sie ist noch immer eine wichtige Triebkraft für das Wachstum der asiatischen Volkswirtschaften. Nach der Corona-Krise hatten sich viele Unternehmen zuerst neu orientiert und versucht, die bisherigen globalen Lieferketten neu auszurichten. Die hohe Abhängigkeit von den Absatzmärkten in Asien hat dieses Unterfangen jedoch schnell verlangsamt beziehungsweise in weiten Teilen sogar gestoppt. Eine Rückkehr zu den alten Abhängigkeiten ist somit zu erwarten und wird vielen Staaten in Asien zu einer dynamischen Konjunkturentwicklung verhelfen.

Diese Kriterien sollten Anleger bei Investments beachten

Anleger sollten sich auf Aktien von Unternehmen konzentrieren, die über gute Wachstumsaussichten verfügen. Dies sind in der Regel Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Konsumgüter. Aber auch viele zyklische Branchen wie der Maschinenbau, die Chemiesparten und der Automobilbereich werden in weiten Teilen von einer globalen Wirtschaftserholung profitieren können. Die Erholungszyklen werden jedoch in unterschiedlichen Zeitfenstern starten, so dass das Markt-Timing essenziell werden wird. So wird der Konsumgütersektor wahrscheinlich erst in der zweiten Jahreshälfte von dem globalen Aufschwung profitieren können.

Die Profitabilität vieler Unternehmen wird auch 2024 unterschiedlich ausfallen. Anleger sollten sich deshalb eher auf Aktien von Unternehmen konzentrieren, die profitabel sind und eine solide Bilanz haben. Dazu gehören viele japanische Unternehmen aus den klassischen industriellen Sektoren und der Finanzbranche.

Natürlich wird es auch Risiken geben. Hierbei sollte die politische Situation zwischen China und Taiwan als auch die außenwirtschaftliche Situation zwischen den USA und China beobachtet werden. Das Jahr 2024 ist ein Wahljahr in den USA und somit kann das Thema schnell zu einem innenpolitischen Wahlaspekt werden. Zudem gelten regulatorische Risiken in den jeweiligen asiatischen Ländern weiterhin als latentes Problem. Insbesondere schnelle und unvorhersehbare Änderungen können zu Verlusten bei den Investments führen.

2024: Mehr Chancen als Risiken

Anleger haben in den asiatischen Aktienmärkten eine Reihe von Chancen. Dazu gehört der Zugang zu wesentlichen Wachstumsmärkten. Denn die asiatischen Volkswirtschaften wachsen in der Regel schneller als die westlichen Volkswirtschaften. Dies bietet Anlegern die Möglichkeit, von dem anzunehmenden globalen Wachstum besser profitieren zu können.

Lediglich die hohe Abhängigkeit zum Dollar bedeutet auch eine hohe Abhängigkeit vieler asiatischer Volkswirtschaften von den USA. Ansonsten zeichnen sich die konjunkturellen Entwicklungen in den einzelnen asiatischen Binnenmärkten durch geringe Korrelation mit den westlichen Märkten aus. Die asiatischen Aktienmärkte sind in der Regel weniger mit den westlichen Märkten als andere Schwellenländer-Märkte korreliert. Dies macht sie zu einer attraktiven Alternative für Anleger, die ihr Risiko regional streuen möchten.

Wer sich konservativer an den asiatischen Finanzmärkten bewegen will, fokussiert sich eher auf die weiterentwickelten Länder wie Japan, Korea, Taiwan, Indien, China und Singapur. Spekulativ orientierte Anleger schauen sich dagegen zusätzlich die Länder Malaysia, Thailand, Vietnam und Indonesien an. Die Branchenauswahl sollte eher auf die klassischen zyklischen Branchen entfallen. Diese können überproportional stark von einer globalen Wirtschaftserholung in 2024 profitieren.

In meinem Buch: „Erfolgreich strategisch anlegen“ gehe ich detailliert auf die vielversprechenden Ansätze zur Allokation von Investment- und Tradingideen ein.  

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