Stimmung im Großhandel im Keller - Weiter sinkende Umsätze erwartet

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Berlin (Reuters) - Die Stimmung der deutschen Großhändler ist laut Branchenverband BGA auf einen der schlechtesten Werte in den vergangenen 25 Jahren abgerutscht.

"Die Ergebnisse unserer aktuellen Unternehmensumfrage zur wirtschaftlichen Lage sind alarmierend", sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Mittwoch. "Während andere Volkswirtschaften sich bereits erholt haben, steckt Deutschland in einer konjunkturellen Sackgasse fest." Dafür trage die Bundesregierung mit ihrer Wirtschaftspolitik eine Mitschuld. "Die Stimmung ist im Keller. Die Unternehmen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen."

Seit dem Jahreswechsel 2021/22 trübt sich das Geschäftsklima in der Branche bereits ein. Nun gab der BGA-Großhandelsindikator im Vergleich zur Erhebung im Sommer um 8,2 Punkte auf 69,4 Zähler nach. Das Geschäftsklima ist damit ähnlich schlecht wie während der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020. Werte unterhalb von 100 Zählern signalisieren ein negatives Bild. Vor allem im baunahen Bereich ist die Stimmung besonders schlecht.

Jandura prognostiziert deswegen anhaltende Umsatzrückgänge. 2023 dürften die Erlöse in der Branche nominal um 3,75 Prozent gesunken sein, preisbereinigt sogar um 4,25 Prozent. "Das Ergebnis ist somit deutlich negativer als vor einem Jahr angenommen." Der BGA-Präsident geht davon aus, dass die Umsätze in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 nochmals nominal rund zwei Prozent und preisbereinigt rund ein Prozent sinken werden.

Ohne politisches Umsteuern sei deswegen für die Gesamtwirtschaft bestenfalls eine Stagnation von plusminus 0,1 Prozent zu erwarten. "Eine schnelle wirtschaftliche Erholung ist nicht absehbar." 2023 dürfte das Bruttoinlandsprodukt nach BGA-Schätzung um 0,3 Prozent gesunken sein. Ökonomen rechnen mit einer ähnlichen Größenordnung. Daten vom Statistischen Bundesamt dazu werden am Montag veröffentlicht.

Der BGA hat im Dezember mehrere Hundert Unternehmen aller Größen befragt. 55 Prozent der Firmen äußerten sich dabei unzufrieden mit dem Standort Deutschland und stellten diesem ein schlechtes oder sehr schlechtes Zeugnis aus. Beklagt wurde vor allem zu viel Bürokratie. "Wir müssen endlich Vorschriften ersatzlos streichen." Jandura ergänzte, es brauche keine Neuwahlen, aber eine bessere, stärker auf die Belange von Unternehmen ausgerichtete Politik. 61 Prozent forderten einen grundlegenden Kurswechsel der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP, unter anderem mit niedrigeren Steuern und weniger Vorschriften. "Nur ein Prozent ist mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden."

(Bericht von Christian Krämer. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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