Delivery Hero beruhigt Anleger - Keine Kapitalerhöhung nötig

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Frankfurt/München (Reuters) - Der Essenslieferant Delivery Hero will Investoren die Angst vor einer Kapitalerhöhung nehmen.

Er sei zuversichtlich, aus dem operativen Geschäft ausreichende Mittel (Cash Flow) erwirtschaften zu können, um fällig werdende Verbindlichkeiten zu bedienen, sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für 2023 am Mittwoch. An der Börse stieg die Aktie daraufhin zeitweise um fast 24 Prozent und steuerte auf den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu. In den vergangenen Tagen waren die Titel zeitweise um mehr als 30 Prozent eingebrochen.

Delivery Hero sei nicht abhängig von externer Finanzierung oder dem Verkauf von Geschäftsteilen oder Beteiligungen, hieß es in einer Präsentation. In den Jahren 2026 und 2027 werden nach LSEG-Daten Anleihen über 1,63 Milliarden Euro fällig. Dazu kommen Euro- und Dollar-Kredite im Volumen von insgesamt 733 Millionen Euro. Analysten hatten bei der Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen Zweifel geäußert, dass die "Foodpanda"-Mutter ihren Cash Flow schnell genug steigern könne, um diese Schulden zu refinanzieren.

Das Unternehmen verwies darauf, dass es Ende 2023 insgesamt 1,7 Milliarden Euro auf der hohen Kante gehabt habe. "Wir haben reichlichen Zugang zu Kapital, wenn das vorteilhaft für uns ist und wenn sich eine überzeugende Refinanzierungsmöglichkeit ergibt, um unsere langfristige Kapitalstruktur weiter zu stärken", erklärte Delivery Hero. Im zweiten Halbjahr 2023 habe man schon einen positiven Cash-flow verzeichnet, im neuen Jahr soll auf Jahresbasis Geld hereinkommen.

Rein rechnerisch habe Delivery Hero ausreichend Liquidität und bislang ungenutzte Kreditlinien, um seine Verbindlichkeiten zu bedienen, kommentierte Analyst Ioannis Pontikis vom Research-Haus Morningstar. Allerdings gebe es Unsicherheitsfaktoren wie die Zinsentwicklung oder Eventualverbindlichkeiten in Spanien. Dort hatte Delivery Hero vor einigen Jahren den Essenslieferanten Glovo übernommen.

DELIVERY HERO WILL PROFITABEL WEITERWACHSEN

Mit den Geschäftszahlen 2023 zeigte sich Vorstandschef und Firmengründer Niklas Östberg zufrieden. "Unser Bekenntnis zu einer vernünftigen Wachstumsstrategie hat sich ausgezahlt. Wir haben gezeigt, dass wir Gewinn und Cash Flow signifikant verbessern können", betonte der Manager. 75 Prozent des Plattform-Geschäfts sei schon profitabel und habe im vierten Quartal hochgerechnet auf Jahresbasis schon ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Rest seien junge, stark wachsende Firmen, die man in den nächsten Quartalen in die Gewinnzone führen werde.

Vom Südostasien-Geschäft der Tochter "Foodpanda" will sich Delivery Hero allerdings trennen. Dem Unternehmen zufolge laufen derzeit Verhandlungen. Namen des oder der potenziellen Interessenten nannte der Essenslieferant allerdings nicht. In einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" nannte Östberg mehr als eine Milliarde Euro als möglichen Verkaufspreis. Früheren Medienberichten zufolge sind die Verhandlungen mit dem Rivalen Grab wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen geplatzt. Analyst Clement Genelot von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co taxiert den Wert der "Foodpanda"-Sparte auf 200 bis 400 Millionen Euro.

Auf operativer Basis (bereinigtes Ebitda) schaffte Delivery Hero im vergangenen Jahr die Gewinnwende, wie der Konzern in der vergangenen Woche mitgeteilt hatte: 253,3 Millionen Euro standen zu Buche, nach einem Minus von 623,6 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Im laufenden Jahr soll das bereinigte Ebitda 725 bis 775 Millionen Euro erreichen. Der über die Plattform gehandelte Bruttowarenwert (GMV) legte 2023 um 6,8 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro zu. Für 2024 peilt Delivery Hero einen Anstieg des GMV von sieben bis neun Prozent an.

(Bericht von Hakan Ersen, Linda Pasquini und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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