Eklat

Thyssen-Aufsichtsrat stimmt für Stahl-Joint-Venture - Gegen Arbeiterseite

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
ThyssenKrupp Headquarter Essen
ThyssenKrupp Headquarter Essen · Quelle: Oliver Hoffmann/Shutterstock.com

Düsseldorf (Reuters) - Eklat bei Thyssenkrupp: Der Aufsichtsrat des Konzerns hat am Donnerstag gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank für ein Stahl-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky gestimmt.

Die Entscheidung sei mit dem Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Russwurm getroffen worden, teilte der Konzern am Abend nach einer Sitzung des Kontrollgremiums mit. Die EPCG-Holding soll zunächst 20 Prozent der Anteile an der Stahlsparte übernehmen. Der Abschluss der Transaktion sei vorbehaltlich etwaiger behördlicher Zustimmungen noch im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September)vorgesehen.

IG Metall und Betriebsräte hatten Vorstandschef Miguel Lopez zuvor auf einer Demonstration vor der Konzernzentrale in Essen erneut mangelnde Transparenz vorgeworfen und ein klares Konzept gefordert. Sie befürchten einen Stellenabbau und die Schließung von Standorten. "Mit der Doppelstimme von Russwurm sind die letzten Hoffnungen auf ein faires, demokratisches Miteinander begraben worden", kritisierte am Abend Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol. Die Zukunft des größten Stahlproduzenten Deutschlands stehe vor unsicheren Zeiten. Lopez handele unverantwortlich und gehe volles Risiko. "So etwas hat es bei Thyssenkrupp noch nie gegeben. Jetzt sind wir im Konfliktmodus." IG-Metall-Vizechef Jürgen Kerner sprach von einem waghalsigen Manöver mit völlig ungeklärten Risiken.

ZUKUNFT DER STAHLSPARTE SEIT JAHREN OFFEN

Lopez hatte sich zuvor mehreren tausend protestierenden Mitarbeitern gestellt und für das geplante Stahl-Joint-Venture geworben. "Ohne Einschnitte wird es nicht gehen", sagte der Manager, begleitet von lautstarken Buh-Rufen und Pfiffen, auf der Kundgebung vor der Konzernzentrale in Essen. Es solle aber weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. In der Stahlindustrie werde nach dem Umbau zu klimafreundlicherer Produktion künftig deutlich mehr Energie benötigt. Deshalb solle Kretinsky bei dem Stahlunternehmen einsteigen.

Die Zukunft des größten deutschen Stahlkonzerns und seiner rund 27.000 Mitarbeiter ist seit Jahren in der Schwebe. Pläne für einen Börsengang scheiterten ebenso wie ein Joint Venture mit Tata Steel Europe oder ein Verkauf an den Konkurrenten Liberty Steel. Thyssenkrupp Steel Europe ist stark auf die Kunden aus der derzeit schwächelnden Automobilindustrie fokussiert. Dem Konzern machen Billig-Konkurrenten aus Fernost sowie hohe Rohstoffkosten und Energiepreise zu schaffen. Zudem muss der Stahlkocher Milliardeninvestitionen für den Umbau zu einer klimafreundlicheren Produktion stemmen.

(Bericht von Tom Käckenhoff. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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