Arbeitsmarkt schwächelt vor der Sommerpause

Der Arbeitsmarkt in Deutschland geht ohne den üblichen Frühjahrsaufschwung in die Sommerpause.
Die von der schwachen Konjunktur beeinflusste Flaute setzte sich auch im Juni fort, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte. "Die Schwäche am Arbeitsmarkt hält weiter an", sagte BA-Chefin Andrea Nahles in Nürnberg. Die Zahl der Arbeitslosen sei im Juni leicht gestiegen um 4000 auf 2,727 Millionen. "Das klingt jetzt erstmal nicht viel, ist aber erneut keine gute Entwicklung", unterstrich Nahles. Üblich sei im Juni ein merklicher Rückgang, bevor die Ferienzeit und damit die Sommerpause am Arbeitsmarkt beginne. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 5,8 Prozent.
Bereits in den zurückliegenden Monaten hatte die Konjunkturschwäche die Frühjahrsbelebung ausgebremst. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich deutlich um 19.000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte laut Nahles im April nach einer schwachen Entwicklung im März wieder etwas zu. Nahles sprach von einem moderaten Wachstumskurs.
Zunahme der Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosigkeitsversicherung
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit schlägt sich Nahles zufolge vor allem mit Zuwächsen in der Arbeitslosenversicherung nieder, aus der Arbeitslosengeld gezahlt wird. "Das verdeutlicht, wie sehr die Arbeitsmarktsituation jetzt auch von der wirtschaftlichen Schwäche betroffen ist", sagte die BA-Chefin. Auch die Inanspruchnahme von Kurzarbeit nehme seit einigen Monaten kontinuierlich leicht zu. Im April hätten 242.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld erhalten. Damit können Betriebe Flauten überbrücken, ohne Arbeitnehmer zu entlassen.
Angesichts der Schwäche auf dem Arbeitsmarkt warnte die BA-Chefin vor Kürzungen bei den Jobcentern, die für das Bürgergeld und Langzeitarbeitslose zuständig sind. Bei den Verhandlungen der Ampel-Regierung über den Bundeshaushalt für 2025 seien Kürzungen im Volumen von etwa einer Milliarde Euro im Gespräch. Im Jahr 2023 hätten die Jobcenter 650.000 Bezieher von Bürgergeld bei der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung unterstützt. Damit das auch in Zukunft möglich bleibe, brauche es auskömmliche Finanzmittel.
In der Bundesregierung wird auch über Möglichkeiten diskutiert, Schwarzarbeit im Bürgergeld zu verringern. Laut Nahles gab es 2023 knapp 39.000 Verdachtsfälle, in denen Anhaltspunkte für eine Straftat vorlagen. Darüber hinaus seien in 27.000 Fällen Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit eingeleitet worden. Allerdings habe die BA keine Zahlen, in welchem Umfang sich Verdachtsfälle bestätigt hätten, da dafür der Zoll zuständig sei.