EZB-Vize: Mögliche Zinssenkung im September

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos lenkt den Blick auf die Zinssitzung im September für einen möglichen nächsten Lockerungsschritt.
Dann werde die Europäische Zentralbank (EZB) über mehr Informationen verfügen und zudem würden dann auch neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der spanischen Presseagentur "Europa Press". "Was die Daten betrifft, so ist der September ein wesentlich günstigerer Monat für Entscheidungen als der Juli", sagte er. Aus seiner Sicht wird die EZB dann besser die geldpolitische Ausrichtung abschätzen können.
Die EZB hatte im Juni die Zinswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsschraube gelockert. Auf ihrer Sitzung am Donnerstag hielt die Notenbank aber ihre Füße still. Damit liegt der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten, weiterhin bei 3,75 Prozent. EZB-Präsidentin Lagarde hatte auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss gesagt, die Tür für eine Entscheidung im September sei weit offen.
"Die derzeitige Ungewissheit ist groß, daher müssen wir bei unseren Entscheidungen vorsichtig sein", sagte de Guindos. Wenn die EZB sage, dass sie mehr Zuversicht benötige, dann meine sie damit mehr Zuversicht, dass die Inflation Ende 2025 ihrer Definition von Preisstabilität entspreche. Das sei eine Inflationsrate von zwei Prozent auf mittlere Sicht. "Das ist die Schlüsselfrage", merkte er an. Die Inflation im Euroraum war im Juni auf 2,5 Prozent gesunken von 2,6 Prozent im Mai. Allerdings blieb die Inflation im Dienstleistungssektor mit 4,1 Prozent noch deutlich zu hoch.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)