Nach Bahnnetz Angriffe auf Telekom-Anlagen in Frankreich

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Paris (Reuters) - In Frankreich ist wenige Tage nach den Brandanschlägen auf Bahnstrecken auch das Telekommunikationsnetz attackiert worden.

Durch Vandalismus seien Mobilfunk- und Festnetzverbindungen in einigen Regionen gestört, schrieb die geschäftsführende Staatssekretärin für Digitales, Marina Ferrari, am Montag auf dem Kurznachrichtendienst X. Es gebe dadurch auch Einschränkungen bei der Internetnutzung. Der Zugverkehr lief dagegen wieder weitgehend normal. Hinter dem Anschlag auf das Bahnnetz vermutete die Regierung Linksextremisten.

Ferrari nannte die neuen Taten aus der Nacht "feige und verantwortungslos". Es werde daran gearbeitet, das Netz wieder überall zum Laufen zu bringen. Ein Sprecher des Telekommunikationsanbieters SFR sagte, das Netz sei an fünf Stellen in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Auswirkungen auf Kunden seien aber gering. Medienberichten zufolge wurden Anlagen der Anbieter SFR und Bouygues im Süden Frankreichs, in der Region Meuse nahe Luxemburg sowie im Gebiet Oise in der Nähe von Paris beschädigt.

Bei den Ermittlungen zu den Anschlägen auf das Bahnnetz gibt es offenbar Fortschritte. "Wir haben die Profile mehrerer Personen identifiziert", sagte Innenminister Gerald Darmanin dem Sender France 2 TV. Die Vorgehensweise deute auf Extremisten von Linksaußen hin, ergänzte er, ohne Namen oder Details zu nennen. Medienberichten zufolge wurde ein Linksextremist festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft erfolgte noch keine Festnahme. In Polizeikreisen hieß es, es sei zu früh, um zu sagen, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Anschlägen gebe.

In der Nacht zu Freitag - und damit kurz vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Paris - hatten Unbekannte Feuer an Anlagen mehrerer TGV-Strecken gelegt. Bislang hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Betroffen waren die Hochgeschwindigkeitsstrecken, die Paris mit dem Westen, Norden und Osten des Landes verbinden - auch die Routen nach Deutschland.

Verkehrsminister Patrice Vergriete sagte dem Radiosender RTL, alle Züge würden ab Montagmorgen wieder normal fahren. Am Wochenende seien rund um die Uhr Reparaturen erfolgt, so dass die Schäden beseitigt werden konnten. Der Schaden für den staatlichen Bahnbetreiber SNCF werde beträchtlich sein. 100.000 Menschen seien von Zugausfällen betroffen gewesen, 800.000 von Verzögerungen.

In den vergangenen Jahren gab es in Frankreich immer wieder Anschläge von Islamisten. Behörden haben zuletzt aber auch vor der Gefahr linksextremer Taten gewarnt. Diese richten sich in der Regel gegen den Staat oder private Firmen. Brandstiftung und Sprengsätze gehören dabei oft zur Vorgehensweise.

(Bericht von Sudip Kar-Gupta, Gabriel Stargardter und Leigh Thomas, geschrieben von Hakan Ersen und Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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