Neues Gipfeltreffen soll Wohnungsbau Schub geben

- von Tom Sims und Matthias Inverardi und John O'Donnell
Düsseldorf(Reuters) - Die Bundesregierung will mit der krisengeplagten Bau- und Immobilienwirtschaft Vertretern der Branche zufolge über Wege zur Bekämpfung der Wohnungsnot beraten.
"Ich freue mich, dass es einen Termin gibt für das nächste Treffen des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum: 6. Dezember, Hamburg", sagte die neue Präsidentin des Immobilienverbands ZIA, Iris Schöberl, in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters: "Man merkt, es passiert was." Bei dem Treffen müssten konkrete Schritte zur Verbesserung der Lage beschlossen werden, forderte auch Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, der die Pläne für das Treffen ebenfalls bestätigte. Zuletzt war das Bündnis im vergangenen September zusammengekommen - damals hatte Kanzler Olaf Scholz ein 14-Punkte-Programm verkündet. Doch die Immobilienwirtschaft sieht ihrem Zentralverband ZIA zufolge noch kein Ende der Wohnungskrise.
Eine Erholung des Marktes bei bestimmten Wohnungstypen und Bürogebäuden außerhalb der Ballungszentren werde es wohl erst 2026 geben, sagte ZIA-Präsidentin Schöberl. Auch das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 Wohnungen zu errichten, liege in weiter Ferne. Dafür müsse es Förderprogramme mit klaren Perspektiven für Investoren, eine weitere Entrümpelung von Vorschriften und niedrigere Kosten geben. Aus Europa hofft der ZIA ebenfalls auf Beistand. Es sei ein gutes Signal, dass EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen einen Kommissar mit dem Thema Wohnen betrauen wolle. Dies dürfe indes nicht zu neuen Vorschriften führen. Vielmehr solle die Kommission für neue Förderprogramme der EIB und neuen Regeln in der Taxonomie sorgen, um der Branche in ganz Europa wieder Rückenwind zu geben. "Es ist auch ein starkes Signal an die Bevölkerung, dass sich der Kanzler um das Thema kümmert", sagte Schöberl mit Blick auf die Pläne für den neuen Gipfel zur in der Bundesrepublik grassierenden Wohnungsnot.
Die Immobilien-Wirtschaft kämpft mit den Folgen der hohen Zinsen und der gestiegenen Baukosten. Es werden kaum noch neue Wohnungen gebaut. Die Immobilienpreise sanken im vergangenen Jahr deutlich. Viele Projektentwickler schlitterten in die Pleite. Die Bundesregierung hinkt ihrem Ziel deutlich hinterher, dass jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen sollen. Die Bundesregierung strebt bis zum Jahresende eine Novelle der Baugesetze an.
"Wir haben wirkliche Probleme", sagte Schöberl zur Lage der Branche. Der Preisverfall am Immobilienmarkt werde bei Wohngebäuden mit schlechten Energieklassen möglicherweise andauern. Bei Bürogebäuden außerhalb der Metropolen sei eine Bodenbildung vielleicht noch nicht erreicht. Nach der Flaute der vergangenen Jahre würden institutionelle Investoren, die den Immobilien-Boom vor der Krise angeschoben hatten, voraussichtlich erst 2026 wieder auf den deutschen Markt zurückkehren. "Bis dahin werden wir uns gedulden müssen."
Von der Bundesregierung und der EU-Kommission fordert der ZIA ein ganzes Bündel von Initiativen, um dem aktuell darbenden Wohnungsmarkt Rückenwind zu geben. "Wenn wir uns auch nur irgendwie den 400.000 Wohnungen nähern wollen, lautet die Hauptforderung: Macht das Bauen leichter", betonte Schöberl. "Gebt uns zinsvergünstigte Darlehen", sagte sie. Die Staatsquote bei den Baukosten müsse sinken - und auch die Grunderwerbssteuer. Selbst bei der Umsetzung dieser Wünsche dauere es "zwei bis drei Jahre, bis die Gebäude stehen": "Erst dann wären 400.000 Wohnungen im Jahr möglich."
(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)