Kolumne von Alexander Mayer

Wieso bei Bitcoin die Chancen die Risiken derzeit überwiegen

decentralist.de · Uhr
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Der Bitcoin-Kurs bleibt in einem Schwebezustand zwischen Bullen- und Bärenmarkt. Sowohl 200-Tage-Trend als auch Bullmarket-Supportband – beides entscheidende Lebenslinien für eine Bitcoin-Rally - treten seit drei Wochen als charttechnischer Widerstand auf, nachdem massive Regierungsabverkäufe und die Verwerfungen rund um die Auflösung des Yen-Carry-Trades Anfang August bei Bitcoin ihre Spuren hinterlassen hatten. 

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Allerdings hält der Bitcoin-Kurs sich weiterhin in der Spanne zwischen 57.000 und 71.500 Dollar, in die er nach dem Ausbruch Anfang des Jahres übergegangen ist und die auch die Ausbruchsniveaus aus der letzten Rally zwischen 2020 und 2021 darstellen.

An den Märkten zeichnet sich derzeit generell ein zwiegespaltenes Bild ab. Während die Aktienmärkte ihre Rally fortsetzen, als würde es keine Sorgen vor einer Rezession oder Krise geben, signalisiert der Goldpreis mit dem Erreichen von immer neuen Allzeithochs in den letzten Monaten das komplette Gegenteil (siehe Chart unten).

Bitcoin spiegelt den Zwiespalt der Märkte entsprechend akkurat wider. Die Kryptowährung reagiert als unlimitiert handelbares Asset besonders sensibel sowohl auf die an den Märkten verfügbare Liquidität als auch auf die emotionale Lage der Anleger.

Die Liquidität wird am Ende entscheiden

In meiner letzten Kolumne habe ich bereits skizziert, dass die Liquidität der relevanteste Treiber für die Märkte und vor allem für Bitcoin bleibt und dass diesbezüglich bereits wieder Dynamiken im Gang sind, die eine weitere Liquiditätszufuhr in die Märkte herbeiführen.

Der Schlüssel ist die lockere Fiskalpolitik der US-Regierung, die aufgrund ihres defizitären Staatshaushalts keine andere Wahl hat als weitere Schulden aufzunehmen und damit neue Liquidität in die Märkte zu schleusen.

Die Geldpolitik der Notenbanken kommt als weiterer wichtiger Bestandteil hinzu. Denn auch wenn die US-Notenbank Federal Reserve offiziell immer noch eine straffe Geldpolitik verfolgt, besteht hier ein klares Ablaufdatum. Denn die Fed wird nicht zulassen, dass der – mittlerweile stark von den Ausgaben der Regierung getriebene – wirtschaftliche Aufschwung nach Corona sich in eine Rezession verabschiedet.

Auch wenn der Bitcoin-Kurs sich noch in der Schwebe hält, zeigt die laufende Abwertung des Dollar-Kurs-Index der letzten Wochen, dass sich die Liquiditätsbedingungen an den Märkten zunehmend verbessern. Ein direkter Blick auf die globale Geldmenge M2 zeigt, dass die Welt insgesamt wieder im Modus der geldpolitischen Lockerung und Geldmengenausweitung operiert.

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Im Chart oben zu sehen ist die globale Geldmenge M2 in blau. Sie hat zuletzt einen charttechnischen Ausbruch verzeichnet, nachdem die Geldmengenausweitung durch die geldpolitische Straffungsphase im Jahr 2022 stagniert hatte. Anhand des Bitcoin-Charts (rot) ist zu erkennen, dass der Bitcoin-Kurs, wenn auch mit etwas Verzögerung, eng mit der Entwicklung der Geldmenge korreliert. 

Das Rezept für eine weitere massive Ausweitung der Geldmenge ist bereits aufgesetzt worden: China muss lockern, um die heimische Wirtschaft und vor allem den Immobiliensektor aufzufangen und hat dieses Jahr bereits entsprechende Schritte eingeleitet.

Der größte Treiber für die Liquidität in den kommenden Monaten dürfte aber die USA werden, da die lockere Fiskalpolitik der Regierung weitere Liquidität in die Märkte freisetzen wird. Wie genau das vonstattengehen könnte, habe ich in meiner letzten Kolumne skizziert.

So sieht das Chance/Risiko-Verhätnis jetzt aus

Dieses Setup liefert selbstverständlich keine hundertprozentige Garantie dafür, dass sich die Bitcoin- und Krypto-Rally im weiteren Verlauf des Jahres in ihre nächste Aufwärtsphase begeben wird. Doch die Vergangenheit zeigt, dass Bitcoin auf eine Ausweitung der Geldmenge stets positiv reagiert hat und an den fundamentalen Treibern, die hinter dieser Dynamik stecken, hat sich bisher nichts geändert.

Das liefert den Spielraum für eine Investment-Möglichkeit, die im besten Fall ein deutlich größeres Aufwärts-Potenzial hat als der breite Markt. Im schlechtesten Fall, sollte wirklich eine Rezession kommen und die Märkte nach unten drücken, würde Bitcoin wahrscheinlich eine schwächere Wertentwicklung bieten als der breite Markt, da Bitcoin in der Regel heftiger korrigiert als die meisten anderen Vermögenswerte. Das Chance/Risiko-Verhältnis ist hier insgesamt jedoch asymmetrisch in Richtung der Chance. 

Aufgrund der Tatsache, dass die anhaltende Geld- und Fiskalpolitik die allgemeine Richtung der Märkte immer stärker bestimmt, korrelieren ohnehin alle Vermögenswerte an den Finanzmärkten in weiten Teilen miteinander. Bitcoin liefert in diesem Fall einen extremeren Hebel in beide Richtungen. Mögliche Verluste können zwar höher ausfallen als bei Aktien. Das Aufwärtspotenzial jedoch um ein Vielfaches größer als das des breiten Marktes - ausgehend von der bisherigen langfristigen Performance von Bitcoin und dem weiteren Wachstumspotenzial.

Denken Sie langfristig!

Die Steuersaison rückt näher und im Fall von Krypto-Investments gibt es hier einige wichtige Dinge zu beachten. Welche Faktoren das sind und wie Sie das Steuer-Thema sinnvoll in Ihre eigene Krypto-Investment-Strategie einbinden können, erfahren Sie in der entsprechenden Video-Ausgabe von decentralist.

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