Ethereum-ETF: Alles, was Krypto-Investoren jetzt wissen müssen

Der Krypto-Sektor hat am Dienstag einen neuen Meilenstein erreicht. Mehrere Ethereum-Spot-ETFs sind an der Wallstreet in den Handel gestartet, darunter der von BlackRock, Fidelity, Bitwise, VanEck und Grayscale. Die ETFs haben an ihrem ersten Handelstag ein kumuliertes Handelsvolumen von über einer Milliarde Dollar erreicht, etwa 23% des Volumens, das die Spot Bitcoin ETFs an ihrem ersten Handelstag erreicht haben. Der Netto-Zufluss in die ETH-ETFs betrug etwa 106 Millionen Dollar.
Der Handelsstart kann damit definitiv als großer Erfolg verbucht werden, auch wenn nicht die Niveaus des Zugpferdes Bitcoin erreicht wurden. Bloomberg-ETF-Experte Eric Balchunas hat in einem Tweet die extreme Stärke des Handelsstarts im Vergleich zu anderen ETFs hervorgehoben.
Im Vergleich zu den 600 anderen in den letzten 12 Monaten gestarteten ETFs belegen die Ethereum-ETFs Top-Plätze, mit denen von BlackRock und Fidelity mit weitem Abstand an der Spitze, was das Day-One-Volumen angeht.
So sind die Erwartungen
Der grobe Konsens unter Analysten ist, dass die Ethereum-ETFs in den ersten Monaten zwischen 10 Prozent und 25 Prozent der Zuflüsse der Bitcoin-ETFs anziehen werden, die in den ersten sechs Monaten über 15 Milliarden Dollar erreicht haben, wobei einige Experten wie Matt Hougan, CIO von Bitwise, deutlich optimistischer sind und eine ähnliche Performance wie die der BTC-ETFs für möglich halten.
Während Bitcoin als digitales Gold und potenzielle Währung der Zukunft ein klar verständliches Narrativ besitzt, ist die Sache bei Ethereum komplizierter. Viele Analysten sehen darin eine Schwierigkeit, die das Interesse der Wallstreet geringer hält.
Die Idee hinter Ethereum ist im Kern am besten als dezentrales, globales Betriebssystem zu beschreiben, auf dem sämtliche wirtschaftliche Anwendungen wie Finanzdienstleistungen, Online-Handel, Social Media oder Informations- und Vermögenswertverwaltung anderer Art umgesetzt werden können, ohne auf ein einzelnes Unternehmen oder landesspezifische Restriktionen angewiesen zu sein.
Das gibt Ethereum theoretisch sogar ein weit größeres wirtschaftliches Potenzial als Bitcoin, doch die Vermarktung gestaltet sich als schwieriger. Langfristig dürfte dies jedoch von den nun in den Ring gestiegenen Wallstreet-Akteuren in die Hand genommen werden.
Das sind die Herausforderungen
Neben dem schwieriger zu vermittelnden Narrativ ist die fehlende Integration des Stakings ein weiterer Minus-Punkt für den Ethereum-ETF. Die SEC hat Staking in den ETFs aufgrund regulatorischer Bedenken verboten, da Staking als nicht registriertes Wertpapierangebot betrachtet werden könnte.
Beim Staking handelt es sich um den Konsensmechanismus, mit dem die Ethereum-Blockchain betrieben und gesichert wird. Teilnehmer müssen eine gewisse Menge an Ether „einfrieren“ und erhalten dadurch die Erlaubnis, an der Transaktionsverarbeitung und Sicherung der Blockchain teilzunehmen und erhalten neu erzeugte Ether als Belohnung.
Der größte bärische Faktor dürfte jedoch, genau wie zum Start der Bitcoin-ETFs, die Causa Grayscale sein. Grayscale war vor der Einführung der ETFs der größte Krypto-Vermögensverwalter der Welt und hatte neben seinem Bitcoin-Trust unter anderem auch einen Ethereum-Trust, der nun ebenfalls in einen ETF umgewandelt wurde und bereits über neun Milliarden Dollar umgerechnet an Ethereum-Beständen unter seiner Verwaltung hatte.
Das Problem ist, dass die Grayscale-Trusts wesentlich höhere Gebühren haben als die nun mit in den Ring gestiegene Konkurrenz. Die meisten der neu genehmigten Ethereum-Spot-ETFs bieten eine wettbewerbsfähige Basisgebühr von 0,15 Prozent bis 0,25 Prozent an.
Zudem haben sich mehrere Emittenten, darunter Fidelity, 21Shares, Bitwise, Franklin Templeton und VanEck, entschieden, die Gebühren für einen bestimmten Zeitraum oder bis zum Erreichen eines bestimmten Nettovermögens zu erlassen. Der in einen ETF umgewandelte Grayscale-Trust hat jedoch eine Gebühr von saftigen 2,5 Prozent.
Laut Daten von Farside Investors sind am ersten Handelstag bereits 484 Millionen Dollar aus dem Grayscale ETF abgeflossen und haben für entsprechenden Verkaufsdruck gesorgt. Allerdings scheint Grayscale diesmal nicht ganz denselben Fehler machen zu wollen wie zum Start der Bitcoin-ETFs und hat ebenfalls einen Grayscale Ethereum Mini Trust mit einer Basisgebühr von lediglich 0,15 Prozent in den Handel gebracht und diesen mit einer Milliarde Dollar umgerechnet an Kapital initial gedeckt.
Bestehende Aktionäre des ursprünglichen Trusts werden am 31. Juli eine proportionale Verteilung von Anteilen an dem neuen Mini Trust erhalten. Damit besteht die Hoffnung, dass die Auflösung des alten Trusts durch massive Abverkäufe nicht die Dimensionen annimmt wie beim Bitcoin-ETF.
Das sind die Chancen
Abseits dieser unmittelbaren Herausforderungen liefert die Einführung der ETFs langfristig natürlich extreme Chancen für den Sektor. Der Bitcoin-ETF ist kaum sechs Monate im Handel und hat bereits Rekorde gebrochen. Die Wallstreet beginnt erst, sich mit dem Zugpferd des Sektors warm zu machen, obwohl hier der Investmentcase bereits klar ist. Im Verlaufe der nächsten Jahre wird sich das Verständnis bezüglich Ethereum an der Wallstreet etablieren, vor allem Anbieter wie BlackRock werden dafür sorgen, da sie ein direktes wirtschaftliches Interesse daran haben.
Ethereum liefert eine direkte Investment-Möglichkeit in einen Großteil des Krypto-Sektors, da Ethereum die Infrastruktur für die meisten Projekte bereitstellt und im Einklang mit dem Ökosystem mitwächst. Derzeit weist lediglich der Ethereum-Grundlayer – die Second Layer Lösungen wie Polygon, Arbitrum, Optimism und Co. nicht mitgerechnet – laut Daten von Coinbase 15 Millionen monatlich aktive Adressen auf und konnte innerhalb eines Jahres ein Wachstum von 300% bei aktiven Smart Contracts aufweisen. Die Zeichen stehen also definitiv auf weiteres Wachstum.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist die regulatorische Klarheit, die die Genehmigung der ETFs mit sich bringt. Ethereum wird nun als Commodity anerkannt und dementsprechend nicht als Wertpapier. Das liefert den Spielraum dafür, dass auch der restliche Sektor mehr regulatorische Sicherheit bekommt und öffnet die Tore dafür, dass ETFs für weitere Krypto-Assets genehmigt werden können. Solana ist momentan der nächste vielversprechende Kandidat.
Letztendlich könnte die Genehmigung der Ethereum-ETFs auch der letzte Trigger für die nächste Phase dieses Bullruns gewesen sein und vor allem die Performance des Altcoin-Sektors antreiben. Die Preise von diversen Altcoins sind direkt mit dem Preis von Ethereum gekoppelt, da viele der Coins lediglich auf dezentralen Handelsplattformen mit Ether als Währungspaar getradet werden können. Sollte der Ethereum-Preis nun durch anhaltende Zuflüsse in die ETFs nach oben getrieben werden, dann wird das auch die Preise von anderen Altcoins beflügeln.
Die Wallstreet als neuer Abnehmer für Ether könnte als Kapitalquelle dienen, um die nächste große Altcoin-Season in Gang zu setzen. Ein weiterer positiver Faktor in dieser Hinsicht ist, dass sich derzeit etwa 27 Prozent aller im Umlauf befindlicher Ether im Staking befinden und damit nicht auf Handelsplätzen verfügbar sind.
Das verfügbare Ether-Supply auf zentralisierten Börsen befindet sich ebenfalls in einem kontinuierlichen Abwärtstrend und hat zuletzt mit 16,7 Millionen (14 Prozent des Supplys) einen neuen Tiefststand erreicht. In Kombination mit dem weiterhin vielversprechenden makroökonomischen Bild was die Liquidität, die Adaption und die regulatorische Entwicklung für den Krypto-Sektor angeht, liefert die derzeitige Ausgangslage das Potenzial für eine Fortsetzung dieses Bullruns und eine massive Preissteigerung für Ethereum und diverse Altcoins.
Denken Sie langfristig!
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