Kolumne von Heiko Böhmer

Diese Kennzahl zeigt die Überbewertung amerikanischer Aktien

onvista-Partners · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Anleger sollten Vorsicht walten lassen, da die Kurs-Gewinn-Verhältnisse über dem historischen Durchschnitt liegen, speziell im S&P 500.

Quelle: G-Stock Studio/Shutterstock.com

Eine turbulente Woche an den Börsen liegt hinter uns. Erst der Rekord beim DAX – dann der deutliche Rückgang der Kurse. Leicht unter den Erwartungen liegende Wirtschaftsdaten reichten dafür aus. Es gilt wieder der Grundsatz: "Bad news are bad news". Sehr lange Zeit spielten „Bad News“ an den Börsen kaum eine Rolle. Es reichte die Wachstumsfantasie rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Die Kurse – nicht nur bei Nvidia – kletterten immer weiter auf neue Rekordstände. Dabei wurden klassische Bewertungskriterien kaum noch beachtet.

Immer wenn so etwas an den Märkten passiert, ist Vorsicht geboten. Sicherlich können solche Phasen eine bestimmte Zeit anhalten. Über kurz oder lang aber setzen sich doch die alten Bewertungskriterien an den Börsen durch. Daher möchte ich darauf einen genaueren Blick werfen.

Im Grunde ist die Einschätzung von Bewertungen ganz einfach. Die maßgebliche Kennziffer ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV). Dahinter steht die Überlegung, dass die Gewinne des Unternehmens sich im Kurs an der Börse widerspiegeln. So erhalten Investoren auf einen Blick eine Einschätzung davon, wie sich die Kurse im Verhältnis zum Unternehmensgewinn bewegen.  

KGV: Der schnelle Bewertungsfaktor

Die Aussage des KGV lautet: Wie viele aktuelle Jahresgewinne sind notwendig, um den derzeitigen Kurs abzubilden. Lange Zeit galten einstellige KGV-Werte als attraktiv – ob nun für einen Einzelwert oder einen Index. Und tatsächlich hört es sich gut an, wenn es beispielsweise bei einem KGV von Acht eben nur acht Jahre dauert, bis der aktuelle Kurs durch den Gewinn abgebildet werden kann.

Gerade hier hat es zuletzt doch massive Verschiebungen gegeben: Vor allem bei den „Magnificent 7“-Aktien sind die KGV-Werte auf 50, 60 oder noch höher angestiegen. Da wird dann bei einer Dauer von 50 oder 60 Gewinnjahren zur Abdeckung des aktuellen Kurses schnell klar: Das ist eine sehr hohe Bewertung, die an sehr hohe Erwartungen geknüpft ist.

US-Aktien: Deutlich über dem historischen Durchschnitt

Das kann, wie gesagt, durchaus über einen längeren Zeitraum gut gehen. Das hängt mit der Psychologie der Börse zusammen. Tolle Storys über eine herausragende Zukunft treffen in solchen Marktphasen auf einen fruchtbaren Boden. Heute sind grundsätzlich viele Aktien höher bewertet. Das liegt u.a. am Aufkommen der großen Techaktien. Bei Wachstumswerten billigen Investoren den Unternehmen höhere Bewertungen zu im Gegensatz zu den oft niedrig bewerteten Value-Werten. Damit schränken strenge KGV-Kriterien mit einem reinen Fokus auf niedrige Bewertungen die Auswahl der Aktien massiv ein.

Wenn aber ein Index wie der der S&P 500 mit einem KGV von 23 notiert, dann liegt das klar über dem Durchschnitt von 16,4 für die vergangenen 25 Jahre. Wenn dazu im Vergleich der DAX aktuell nur ein KGV von 13 aufweist – und das auf einem Rekordniveau – dann zeigt sich hier schon eine attraktive Bewertung für den deutschen Aktienmarkt.

Das Thema Bewertungen ist jedoch deutlich vielschichtiger. So kann man Regionen und Branchen genauso gut miteinander vergleichen oder eben einfach nur Einzelwerte. Genau das werde ich in den kommenden Wochen tun, denn der Fokus auf die Bewertungen, gemessen am KGV, ist ein schneller und einfacher Indikator, für eine allgemeine Einschätzung des Aktienmarktes.

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