Anleger in Europa vorsichtig - Fed-Entscheid im Blick

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Frankfurt (Reuters) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch haben sich die Aktienanleger in Europa zum Wochenstart nicht aus der Deckung gewagt.

Der Dax notierte am Montag gegen Mittag 0,2 Prozent schwächer bei 18.666 Punkten. Der EuroStoxx50 lag knapp im Plus bei 4850 Zählern. Börsianer gehen fest davon aus, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren senken werden. Offen bleibt allerdings der Umfang der geldpolitischen Wende. "25 oder 50 Basispunkte am Mittwoch – so lautet die entscheidende Frage für diese Woche", sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. "Am Anleihe- und Terminmarkt eingepreist und gefühlt liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50:50. Eine Gruppe muss und wird die Fed also enttäuschen, und diese muss sich nach der Entscheidung neu positionieren."

Zudem könnten beide Möglichkeiten Experten zufolge sowohl positiv als auch negativ aufgenommen werden. Ein großer Zinsschritt könnte demnach sowohl Euphorie auslösen als auch die Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft verstärken. Die Fed versucht, mit hohen Zinsen die Inflation einzudämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Ein kleiner Schritt um 25 Basispunkte dürfte dagegen zwar die Rezessionsängste der Anleger lindern. Andererseits stünde er für ein behutsames, aber eventuell auch zu zögerliches Vorgehen der Geldpolitik.

ZINSSENKUNG UM 25 ODER 50 BASISPUNKTE?

"Unabhängig davon, ob die Fed die Zinsen um 25 oder 50 Basispunkte senkt, wird die Marktreaktion von zwei Dingen abhängen", konstatierte Kathleen Brooks, Chefanalystin beim Broker XTB. "Erstens geht es darum, wie sie den Schritt und die Gründe dafür kommuniziert, und zweitens darum, was der Dot Plot uns über die aktuellen Erwartungen der Fed-Mitglieder für die weitere Zinsentwicklung verrät."

In Europa legte die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche nach der Zinswende vom Juni erstmals nach. Inmitten von Spekulationen über eine Zinspause im Oktober lassen sich die Notenbanker allerdings nicht in die Karten schauen. Mit Blick auf die kommenden Zinsentscheidungen wolle sich die Europäische Zentralbank alle Optionen offenhalten, sagte sowohl EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag als auch EZB-Vizechef Luis de Guindos am Montag.

"Da diese Woche nur wenige Daten anstehen, die die EZB zu einer Zinssenkung im Oktober drängen könnten, dürften Bunds konsolidieren", schrieben die Experten der Commerzbank. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen blieb mit 2,158 Prozent mehr oder weniger auf dem Niveau vom Vortag.

GEWINNMITNAHMEN DRÜCKEN COMMERZBANK

Im Rampenlicht bei den Unternehmen stand die Commerzbank. Gewinnmitnahmen drückten die Aktie des zweitgrößten deutschen Geldhauses um knapp ein Prozent ins Minus. Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch die italienische HypoVereinsbank-Mutter UniCredit hatten sie Ende vergangener Woche um fast 25 Prozent in die Höhe getrieben.

Bei anderen Einzelwerten geriet die Aktie von MTU Aero Engines unter Druck. Die Titel des Triebwerk-herstellers gaben nach einer Herabstufung um knapp ein Prozent nach. Die Experten des US-Finanzinstituts Citigroup haben sie auf "Sell" nach zuvor "Neutral" gesetzt.

Die Investoren griffen dagegen bei Borussia Dortmund zu. Die Papiere rückten nach dem Sieg des Fußball-Bundesligisten gegen den 1. FC Heidenheim am Freitagabend um rund ein Prozent vor.

Gefragt an der Börse in Paris war die Aktie von Rexel mit einem Kurssprung von 9,6 Prozent auf 25,17 Euro. Der französische Elektrogroßhändler hatte ein Übernahmeangebot des US-Technologieunternehmens QXO abgelehnt. Die vorläufige Offerte von QXO in Höhe von 28,00 bis 28,40 Euro pro Aktie sei zu niedrig, teilte Rexel mit.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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