Die Uhr beim Bitcoin tickt: Dieser Datenpunkt bleibt eine Gefahr
Nach einer mehr als sechsmonatigen Konsolidierungsbewegung, in der Bitcoin sein bullisches Momentum durch den Verlust des 200-Tage-Trends und des Bullmarket-Supportbands eingebüßt hat, scheint sich der Wind nun wieder in eine positivere Richtung zu drehen. In den letzten Monaten konnte das Ausbruchslevel bei 53.000 Dollar dreimal als Support bestätigt werden und mit der jüngsten Aufwärtsbewegung konnte der Bitcoin-Kurs sich wieder über seinen 200-Tage-Trend sowie sein Bullmarket-Supportband zurückkämpfen.
Mit der Etablierung zurück über 65.000 Dollar konnte nun ebenfalls die Abfolge tieferer Hochs im Zuge der Konsolidierung seit März gebrochen werden – eine Ausbruchs-Bestätigung oberhalb der Zone zwischen 63.500 und 65.000 Dollar im Weekly würde ein starkes Signal liefern, dass der Kurs sich endgültig aus seiner Seitwärtsphase verabschiedet und die nächste bullische Phase in diesem Krypto-Zyklus eröffnet.
Das liefert Spielraum für den Altcoin-Sektor, der sich am Zugpferd Bitcoin orientiert. Während einige Projekte bereits stark von ihren Korrektur-Tiefs zurückgekommen sind, steht die interessanteste Phase in einem Krypto-Bullrun für Altcoins noch aus. Sobald Bitcoin sich in die Preisfindungsphase oberhalb seines letzten Zyklus-Hochs bewegt, liefern Altcoins mit einiger Verzögerung das Potenzial, eine deutliche Outperformance gegenüber Bitcoin zu erzielen, wenn auch nur in einem kurzen Zeitraum.
Der nötige Treibstoff für den Bullrun wird geliefert
Der wichtigste Treiber für die Bitcoin-Preisentwicklung bleibt die globale Liquidität an den Finanzmärkten. Und hier entwickelt sich derzeit alles in eine positive Richtung. Die Federal Reserve hat mit einer großen Zinssenkung die nächste Phase einer lockeren Geldpolitik eingeleitet, während die US-Fiskalpolitik bereits seit längerem ohne Kompromisse Kapital in die Wirtschaft und in die Märkte schleust, indem die Schuldenaufnahme an das kurzfristige Ende der Zinskurve verlagert wurde.
Da die Fed die Zinsen nun voraussichtlich weiter senken und die Renditen an den Anleihemärkten unattraktiver machen wird, könnte eine Menge des Kapitals, das derzeit in Geldmarktfonds steckt, seinen Weg nach und nach zurück in risikoreichere Vermögenswerte wie Aktien und Krypto-Assets finden, solange das wirtschaftliche Bild stabil bleibt. Da die USA mit einer lockeren Fiskalpolitik immer mehr Einfluss auf die Wirtschaft nehmen – und dies die Liquidität zusätzlich antreibt – stehen die Chancen gut, dass das wirtschaftliche Bild fürs Erste positiv bleiben kann.
Rückenwind für die globale Liquidität kommt nun auch vermehrt aus dem Reich der Mitte. Die wirtschaftliche Lage in China ist so angeschlagen, dass die Regierung sich nun dazu entschlossen hat, umfassende Maßnahmen vorzunehmen.
Die chinesische Zentralbank hat in den letzten Tagen die Mindestreservesätze für Banken, sowie den kurzfristigen Reverse-Repo-Zinssatz gesenkt, um die Kreditvergabe zu fördern. Auch die Hypothekenzinsen und die Mindestanzahlung für Käufer einer Zweitwohnung wurden gesenkt
Zudem hat die People´s Bank of China einen 500 Milliarden Yuan großen Swap-Fonds eingerichtet, den Versicherungen und Vermögensverwalter nutzen können, um sich Liquidität zu beschaffen. Außerdem wird es ein Programm in Höhe von 300 Milliarden Yuan geben, um Unternehmen beim Rückkauf ihrer eigenen Aktien zu unterstützen. Diese Maßnahmen sollen umgerechnet etwa 140 Milliarden Dollar an neuer Liquidität für die Märkte und zur Stützung der chinesischen Wirtschaft freisetzen.
Analysten sind sich jedoch größtenteils einig, dass diese geldpolitischen Maßnahmen allein nicht reichen werden, um die chinesische Wirtschaft aufzufangen, da Unternehmen und Haushalte aufgrund einer hohen Verschuldung nicht bereit sind, mehr zu leihen. Es werden fiskalische Maßnahmen von der Regierung erwartet, um die Wirtschaft anzukurbeln – sprich: umfassende Konjunkturpakete, die über neue Schulden finanziert werden müssen.
Hängt nun alles an einem Datenpunkt?
Während aus China nun Rückenwind für die Liquidität kommt, bleibt die Situation in den USA für die Richtung der globalen Märkte und vor allem für die Bitcoin-Preisentwicklung entscheidend. Ein kontrollierter Übergang in eine Zinssenkungsphase und damit die Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik ist bullisch für die Märkte, da dies die Liquiditätssituation verbessert. Nun hängt jedoch alles davon ab, ob der US-Arbeitsmarkt sich stabil halten kann und nicht zu sehr abkühlt. Die Fed hat jüngst kommuniziert, dass sie den Fokus weg von der Inflation nimmt und sich nun vermehrt auf ihr zweites Mandat konzentriert, den Arbeitsmarkt stabil zu halten.
Für die Fed ist eine Arbeitslosenquote von 3,5 bis 4,5 Prozent ein tolerierbarer Bereich. Die Arbeitslosenzahlen für August sind mit 4,2 Prozent etwas niedriger ausgefallen als die gemeldeten 4,3 Prozent im Vormonat. Damit hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Monaten zwar abgekühlt, hält sich jedoch bisher im tolerierbaren Bereich der Notenbanker und unterstützt das Szenario eines „Soft Landings“.
Sollten die Arbeitslosenzahlen in den nächsten Monaten jedoch deutlich anziehen, dann wird die Fed gezwungen sein, die Zinsen drastischer zu senken. Das wiederum dürfte neuen Druck auf die Märkte ausüben, da dies die Angst der Märkte vor einer Rezession befeuern kann. Im schlimmsten Fall könnte das den Bitcoin-Bullrun vorerst abwürgen, auch wenn die Liquidität sich in die richtige Richtung bewegt. Die nächsten beiden wichtigen Veröffentlichungen vor der US-Wahl stehen am 4. Oktober und am 1. November an.
Denken Sie langfristig!
Die maßgebliche Outperformance von Bitcoin im langfristigen Bild gegenüber allen anderen Vermögenswerten kann in einer simplen Formel zusammengefasst werden. Wie diese Formel aussieht und warum Bitcoin langfristig die stärkste Rendite an den Märkten abwirft, erfahren Sie in der neuen Video-Ausgabe von decentralist.