Verbraucherpreise

Ökonomen-Stimmen zur Inflationsentwicklung in Deutschland

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Viktollio/Shutterstock.com

Der Trend sinkender Inflationsraten in Deutschland ist vorerst beendet. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilt. Vor allem für Lebensmittel (plus 2,3 Prozent) und Dienstleistungen (4,0 Prozent) mussten Verbraucher im Oktober mehr zahlen, während sich Energie in der Jahresfrist um 5,5 Prozent verbilligte.

Einschätzungen von Ökonomen zur Preisentwicklung und zu möglichen Folgen für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank

„Autsch, das tut weh. Der Anstieg der Inflationsrate war in dieser Größenordnung nicht zu erwarten gewesen. Besonders ernüchternd ist, dass die Kerninflationsrate nicht weiter zurückging, sondern im Oktober wieder zulegte. (...) Der wieder schnellere Preisanstieg betrifft also breite Gütergruppen und beschränkt sich nicht nur auf die volatilen Komponenten wie etwa Energie- und Lebensmittel. Ähnliches scheint sich für die gesamte Eurozone abzuzeichnen.“

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank

„Das ist nicht der Beginn einer zweiten Teuerungswelle. Die Preise fallen zwar nicht wieder auf das Niveau von vor zwei Jahren zurück, aber sie steigen in Deutschland weiterhin nur im Rahmen der Zielvorgabe der Europäischen Zentralbank. Langsam holen die Einkommen auf und bringen den privaten Haushalten die Kaufkraft von vor der Inflation zurück. Dies spiegelt sich auch in aktuellen Wachstumszahlen wider, die freundlich ausfielen aufgrund eines sich langsam belebenden Konsums.“

Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg

„Die Basiseffekte bei den Energiepreisen haben im Oktober wie erwartet zugeschlagen. Die Wirkung war sogar etwas größer als weithin vermutet. (...) Bis zum Jahresende dürfte sich die Gesamtteuerung wegen besagter Basiseffekte noch ein Stück weiter nach oben arbeiten. Aus heutiger Sicht spricht indes viel dafür, dass diese sich im Verlauf des kommenden Jahres im Bereich von 2 Prozent einpendeln wird, da die lahmende deutsche Konjunktur sowohl die Preissetzungsmacht der Unternehmen als auch die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften mit Blick auf anhaltend hohe Lohnabschlüsse einengt.“

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust

„Der Anstieg der Inflationsrate auf zwei Prozent kommt keineswegs überraschend. Der Einkauf von Nahrungsmitteln ist wieder deutlich teuer geworden, nicht nur bei Halloween-Kürbissen. Haushaltsenergie und Kraftstoffe liegen noch unter den Vorjahreswerten, aber der preisdämpfende Effekt wird allmählich geringer. Zudem musste damit gerechnet werden, dass sich Dienstleistungen, ein besonders großer Ausgabenposten, weiter mit einer hohen Rate von vier Prozent verteuern. (...) Nach drei Zinssenkungen seit Juni wird die EZB zunächst einmal innehalten und die weiteren Auswirkungen der Zinspolitik überwachen.“

Sebastian Becker, Volkswirt bei Deutsche Bank Research

„In der kurzen Frist stehen die Zeichen erst einmal auf eine höhere Inflation. Dafür dürften schon allein statistische Basiseffekte sorgen. Nichtsdestotrotz spricht die aktuelle Arbeitsmarktabschwächung dafür, dass die Kernrate im Jahresverlauf 2025 wieder - wenn auch nur langsam - nach unten zeigen dürfte.“

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING

„Mit Blick auf die Zukunft dürfte die Inflation weiterhin auf einem etwas zu hohen Niveau verharren, da die günstigen Basiseffekte im Energiebereich weiter auslaufen werden, während gleichzeitig die Löhne steigen. Die aktuellen Probleme von Volkswagen könnten eine Trendwende bei der allgemeinen Lohnentwicklung einläuten, da die Gewerkschaften von hohen Lohnforderungen auf Arbeitsplatzsicherheit umstellen.“

Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen

„Die EZB wird sich vermutlich jedoch nicht vom Zinssenkungskurs abbringen lassen, denn ein vorübergehender Inflationsanstieg wurde von ihr antizipiert. Zudem bleibt das Ziel der Zwei-Prozent-Marke weiterhin erreichbar. Die Zinssenkungserwartungen werden aber per saldo wohl nicht forciert.“

dpa-AFX

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