Kolumne von Heiko Böhmer 30.11.2024

Der unterschätzte Wert der Unternehmens-Kultur

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Rawpixel.com/Shutterstock.com

Aktienselektion kann wirklich Spaß machen. Fragen Sie Fondsmanager und sie werden den Spaß sehen, wenn es darum geht, Investment-Cases vorzustellen und die eigenen Kriterien bei der Aktienauswahl zu erklären. 

Im Grunde führen viele Wege zum Ziel bei der Aktienauswahl. Stichwort Management: Bei quantitativen Strategien spielt das Management überhaupt keine Rolle. Hier werden die Fundamentaldaten von möglichst vielen Unternehmen als Basis herangezogen. Gespräche mit dem Management sind dann bei einem Aktienuniversum von 2.000 oder mehr Aktien gar nicht möglich – und gar nicht gewünscht. Das einzelne Unternehmen überzeugt mit den Daten zum Cash-Flow, der Ertragskraft und den Wachstumsperspektiven oder eben nicht. Die handelnden Personen spielen keine Rolle. Das reicht zur Entscheidungsfindung aus und ist ein an sich schlüssiger Weg der Aktienselektion. 

Am anderen Ende der möglichen Aktienselektion stehen Fondsmanager, bei denen die Integrität des Managements das wichtigste Element der Aktienselektion sind. Daraus wiederum leitet sich eine hohe Bedeutung einer guten Unternehmenskultur ab. Können gierige Manager mit einer rücksichtslosen Unternehmenskultur an der Börse nicht erfolgreich sein? Reicht es also aus, die „Guten“ zu finden, um eine stetige Überrendite zu erzielen? 

So einfach ist es dann doch nicht. Doch gerade bei langfristigen Investments spielt die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle – ob nun mit einem starken Eigentümer oder bei global agierenden Konzernen, mit einer breit diversifizierten Eigentümerstruktur. 

Angebote zur Black Week
Sichere dir 50 Prozent Rabatt auf ein onvista-AboWerbung · Uhr · onvista
Sichere dir 50 Prozent Rabatt auf ein onvista-Abo

Microsoft: Top-Unternehmenskultur plus Top-Performance 

Microsoft ist ein gutes Beispiel für ein Unternehmen mit einer stark veränderten Unternehmenskultur, die tatsächlich an der Person des Vorstandschefs hängt. Seit seinem Amtsantritt 2014 hat Satya Nadella bei Microsoft als CEO sehr viel geändert. Der Erfolg an der Börse kann sich mit einem Plus von 1.400 Prozent auf 10-Jahres-Sicht wirklich sehen lassen. 

Nur zum Vergleich: Sein Vorgänger war der eher als texanischer Cowboy auftretende Steve Ballmer. Er war insgesamt knapp 14 Jahre im Amt. Sicherlich fiel in seine Amtszeit auch die globale Finanzkrise. Aber in seine Amtszeit fielen auch etliche fragwürdige strategische Entscheidungen. Insofern ist die deutliche Outperformance von Microsoft in den vergangenen Jahren kein Zufall. Unter Ballmer verloren die Microsoft-Aktien übrigens rund 65 Prozent an Wert. 

Klar ist aber auch: Ein integres Management und eine starke Unternehmenskultur reichen als alleiniges Selektionskriterium bei Aktien nicht aus. Zusätzlich müssen auch die Zahlen stimmen. Als langfristiger Investor setzen sich Kriterien wie Kultur und Integrität oft auch erst nach Jahren bei Unternehmen durch und bilden dann die Basis für den langfristigen Erfolg von Unternehmen. 

Doch wie misst man die Integrität des Managements? Das ist wirklich schwierig in konkrete Kategorien zu packen. Aber zwei kleine Dinge verdeutlichen doch, was ein Management auszeichnet oder diskreditiert. Dabei ist es manchmal einfacher als man zunächst denkt. So lohnt es sich bei Unternehmenszentralen auf den Parkplatz zu schauen. Sind die besten fünf Parkplätze vor der Tür für das Management oder für die Kunden reserviert. Das sagt sicherlich etwas über die Unternehmenskultur aus. 

Machen Sie den Vertrauens-Test 

Genauso geht es auch um die persönliche Ebene. Würde man bei einem Gespräch mit dem Management einfach das eigene Portemonnaie auf dem Tisch liegen lassen, wenn man selbst auf die Toilette geht? Sobald es hier auch nur einen Moment des Zögerns bei dem anwesenden Management gibt, sollte der Researchprozess aber noch um eine neue Runde erweitert werden, um so dann weitere Risiken ausschließen zu können. 

Und ob Fondsmanager einfach quantitativ agieren oder doch die handelnden Personen und deren Werte und Visionen in den Mittelpunkt der Investmententscheidung stellen, ist eben der individuelle Ansatz. Da gibt es kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht. Grundsätzlich zeigt aber die Gegenüberstellung auf, wie unterschiedlich die Aktienselektion für langfristige Investoren sein kann. 

onvista Premium-Artikel

Gold, Aktien, exotische ETFs
So schützt du dich vor Inflationgestern, 10:45 Uhr · onvista
So schützt du dich vor Inflation
Chartzeit Wochenausgabe vom 30.03.2025
US-Zölle und Inflation: Warum der Abschwung noch weiter gehen könnte30. März · onvista
US-Zölle und Inflation: Warum der Abschwung noch weiter gehen könnte
Kolumne von Stefan Riße
Sind wir in einer Korrektur oder in einem Bärenmarkt?30. März · onvista-Partners
Sind wir in einer Korrektur oder in einem Bärenmarkt?

Das könnte dich auch interessieren

Dax Tagesrückblick 01.04.2025
Dax startet mit deutlichem Gewinn ins neue Quartal - großes Plus bei Thyssenkruppgestern, 17:56 Uhr · onvista
Dax startet mit deutlichem Gewinn ins neue Quartal - großes Plus bei Thyssenkrupp
Gold, Aktien, exotische ETFs
So schützt du dich vor Inflationgestern, 10:45 Uhr · onvista
So schützt du dich vor Inflation