Russische Notenbankchefin: Zinssenkung trotz Rubel-Rutsch nicht vorbestimmt

Moskau (Reuters) - Trotz des massiven Rubel-Abwertung ist der russischen Zentralbankchefin Elwira Nabiullina zufolge eine Zinserhöhung in diesem Monat nicht in Stein gemeißelt.
"Wir haben signalisiert, dass die Zentralbank die Möglichkeit einer Zinserhöhung in Betracht zieht", sagte Nabiullina am Mittwoch auf einer von Russlands zweitgrößter Bank VTB organisierten Investmentkonferenz in Moskau. "Aber ich möchte betonen, dass dies nicht vorherbestimmt ist."
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten gehen davon, dass die Zentralbank ihren Leitzins am 20. Dezember von aktuell 21 auf 23 Prozent anheben wird. Ein Grund für diese Erwartung ist die Rubel-Schwäche. Die Landeswährung hat allein im November um 15 Prozent zum US-Dollar abgewertet und gab auch im Vergleich zu anderen Währungen wie dem chinesischen Yuan nach. Ausgelöst wurde der Kursrutsch durch neue US-Sanktionen wegen des Überfalls auf die Ukraine. Durch die schwächere Währung werden Importe aus anderen Ländern teurer, was die Inflation befeuern kann.
"Wir haben einen neuen inflationsfördernden Faktor, den Wechselkurs", räumte Nabiullina ein. Der Preisanstieg sei nach wie vor hoch. "Aber aus den aktuellen Daten geht bereits hervor, dass sich die Kreditvergabe, einschließlich der Unternehmenskredite, verlangsamt", sagte die Währungshüterin. Sie geht davon aus, dass der Preisauftrieb im kommenden Jahr nachlasse. 2026 solle dann die Zielmarke der Zentralbank von vier Prozent erreicht werden.
Ökonomen zufolge könnte die Inflationsrate für das Gesamtjahr 2024 die Prognose der Zentralbank von 8,5 Prozent übertreffen und bei neun Prozent landen. "Der Zusammenbruch des Rubels, den die Zentralbank eine Zeit lang von der Seitenlinie aus beobachtet hat, könnte die Inflationsprognosen für 2025 von 5,0 bis 5,5 Prozent auf sechs bis sieben Prozent verschieben", sagte Analyst Dmitri Polewoi von Astra Asset Management.
(Bericht von Elena Fabrichnaya, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)