Medienbericht weckt Zweifel an Teslas Buchhaltung

Ein Medienbericht weckt Zweifel an der Buchhaltung des E-Auto-Herstellers Tesla. Die britische Zeitung „Financial Times“ berichtet über 1,4 Milliarden US-Dollar, die in der Bilanz des Elektroauto-Herstellers offenbar fehlten.
Konkret, schreibt das Blatt am 19. März, gehe es um Teslas Investitionsausgaben in der zweiten Jahreshälfte 2024. Der Konzern steckt viel Geld in sein Geschäft, zuletzt vor allem in den Bereich um Künstliche Intelligenz (KI).
In den beiden letzten Quartalen 2024 gab Tesla laut „FT“ zusammen 6,3 Milliarden US-Dollar für „den Erwerb von Eigentum und Equipment“ aus, bereits bereinigt um etwaige Verkäufe.
Zugleich stieg das Anlagevermögen, zu dem beispielsweise die Fabriken und Maschinen Teslas gehören, im gleichen Zeitraum nur um 4,9 Milliarden Dollar. Demnach fehlen hier womöglich 1,4 Milliarden Dollar an Kapital. Üblicherweise summieren sich Investitionsausgaben in den Zahlungsströmen von Konzernen in den Bilanzen korrekt auf. Der Konzern selbst äußert sich dazu nicht auf Anfrage der Zeitung.
Autor deckte Wirecard-Skandal auf
Die Autoren verweisen darauf, dass solch eine Auffälligkeit ein erstes Warnsignal für weitere Ungereimtheiten, bis hin zur Manipulation von Zahlen, sein kann. Womöglich würden die Assets auch bei der Vorlage der nächsten Quartalszahlen am 22. April wieder auftauchen.
„Wenn nicht, bleibt die Frage, was Tesla mit diesen Geldern macht, und wohin das Kapital fließt, relevant“, so die Autoren. Darüber hinaus stelle sich die Frage, warum ein Konzern wie Tesla, mit liquiden Mitteln von 37 Milliarden US-Dollar, im vergangenen Jahr sechs Milliarden Dollar an Schulden aufnahm.
Allerdings ist das die Brutto-Zahl: Tesla hat im gleichen Zeitraum auch Kredite im Volumen von drei Milliarden Dollar getilgt; netto also nur drei Milliarden aufgenommen.
Brisant: Einer der Autoren des Berichts, Dan McCrum, machte 2019 auf Unstimmigkeiten bei Wirecard aufmerksam. 2020, nur ein Jahr später, kollabierte die damals im Dax notierte Firma in einem der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik.
Aktie gehört bisher zu den Verlierern des Börsenjahres
Teslas Aktie reagierte am Donnerstag nicht auf die Veröffentlichung. Im frühen Handel in den USA fiel die Aktie minimal. Allerdings stecken die Aktien seit geraumer Zeit in einem Abwärtstrend fest. Nachdem der Kurs sich nach dem Wahlsieg Donald Trumps – mit Tesla-Chef Elon Musk als neuem Vertrauten – praktisch verdoppelt hat, verlor er seit dem Rekordhoch bei 488 US-Dollar wieder mehr als 50 Prozent.
Damit ist Tesla unter den „Magnificent Seven“ der größte Verlierer auf Jahressicht. Zurzeit steht ein Minus von 41,6 Prozent seit Jahresanfang zu Buche. Die übrigen sechs Aktien der Gruppe, Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Meta und Nvidia, verloren zwischen null und 14 Prozent.
Womöglich aufgrund dieser Verluste äußerten sich Verbündete Musks zuletzt positiv über die Firma. US-Präsident Donald Trump kaufte öffentlichkeitswirksam einen Tesla direkt vor dem Weißen Haus in Washington.
Handelsminister Howard Lutnick, der über sein Wertpapierunternehmen Cantor Fitzgerald indirekt in Tesla investiert ist, empfahl die Aktien am Mittwoch sogar explizit zum Kauf.
In einem Interview mit dem US-Sender Fox sagte Lutnick: „Wenn Sie heute Abend eines lernen wollen – kaufen Sie Tesla. Es ist unfassbar, wie billig die Aktie ist. Die Aktie wird nie wieder so billig sein.“