MTU Aero reagiert mit Kurzfrist-Maßnahmen auf drohende Zölle

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München (Reuters) - Der Triebwerksbauer MTU Aero Engines versucht die Folgen der US-Zollpolitik mit einem kurzfristigen Umbau der Lieferketten von Einzel- und Ersatzteilen abzumildern.

Zum Beispiel würden nun Niederdruckturbinen, die in Polen gefertigt und bisher zuerst in die USA geliefert worden waren, in München weiter verarbeitet, sagte Vorstandschef Lars Wagner am Dienstag in einer Telefonkonferenz. "Wir denken nach: In welche Länder kann man zollfrei exportieren?" Grundlegende Änderungen an den Strukturen seien aber nicht möglich. "Wir können nicht einfach den Zulieferer wechseln - das dauert drei bis fünf Jahre", sagte Wagner. Auch der Aufbau neuer Standorte wäre eine Sache von Jahren und sei daher "unwahrscheinlich".

MTU hatte die Belastungen durch die drohenden Zölle auf Einfuhren in die USA vergangene Woche auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag beziffert, aber an seinen Gewinnerwartungen für dieses Jahr festgehalten. "Wir sind von den Zöllen betroffen, wenn auch in überschaubarem Maße", sagte Wagner. "Die Hauptlast tragen unsere US-Partner und unsere US-Kunden." MTU arbeitet beim Bau von Flugzeugtriebwerken vor allem mit Pratt & Whitney (P&W) und GE zusammen. Die Partnerschaft mit den beiden Unternehmen stehe nicht in Frage, betonte der MTU-Chef, der Ende des Jahres zu Airbus wechselt.

Inwieweit MTU die Zölle auf die Fluggesellschaften oder die Flugzeugbauer abwälzen kann, ließ Wagner offen. In einigen Verträgen gebe es Klauseln, die auch Preiserhöhungen durch Zölle abdeckten, bei anderen sei das nicht der Fall.

Aus seiner Prognose für das laufende Jahr hat MTU mögliche Verwerfungen durch die Zölle ausgeklammert. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll um etwa 15 Prozent steigen. Die Umsatzerwartungen fallen wegen des schwachen Dollar niedriger aus, da die Verträge in der Luftfahrt gewöhnlich in der US-Währung geschlossen werden. Bei einem erwarteten Kurs von 1,10 Dollar zum Euro sei nun mit einem Umsatz von 8,3 bis 8,5 Milliarden Euro zu rechnen. Bisher war MTU - bei einem Kurs von 1,05 Dollar - von 8,7 bis 8,9 Milliarden Euro ausgegangen.

Im ersten Quartal lief es besser als erwartet, vor allem das Wartungs- und Ersatzteilgeschäft legte kräftig zu, weil die Flugzeugbauer wegen Lieferengpässen mit der Nachfrage nach neuen Maschinen nicht Schritt halten können. Nach vorläufigen Zahlen stieg der um die Effekte des Rückrufprogramms für P&W-Triebwerke bereinigte Umsatz um 25 Prozent auf 2,09 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebit wuchs auf 300 (218) Millionen Euro. Der bereinigte Nettogewinn stieg um 41 Prozent auf 221 Millionen Euro.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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