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Rüstungs-ETFs: Diese Unterschiede bei den Fonds solltest du kennen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

ETFs auf Rüstungs-Aktien erleben einen Boom, Anbieter legen immer mehr passende Produkte auf. Das macht die Auswahl schwierig. Wir erklären die wichtigsten Unterschiede beliebter Branchen-ETFs

Ein Militärhubschrauber im Flug ist zu sehen.
Quelle: Adobe.com/filmbildfabrik

Rheinmetall, Renk, Hensoldt – dieses Aktien-Trio begeistert Anleger ungebrochen mit Kurszuwächsen. Erst am Mittwoch markierten die Werte allesamt neue Rekorde. Seit Jahresbeginn haben die Aktien nun 189 Prozent (Rheinmetall), 133 Prozent (Hensoldt) und im Falle von Renk sogar 270 Prozent zugelegt. Mit dem Getriebe-Spezialisten konntest du deinen Einsatz seit Jahresbeginn also fast vervierfachen.

Wer über die deutschen Grenzen hinaussieht, findet sogar noch viel mehr Depotkandidaten, die vom neuen Rüstungsboom profitieren – Kongsberg, Leonardo, Safran, Dassault Aviation, die Liste ist lang. Kein Wunder, dass ETF-Anbieter das Thema für sich entdeckt haben und immer neue Rüstungs-Indexfonds auf den Markt bringen - und auf reges Interesse stoßen. Vier der fünf am häufigsten zu onvista-Watchlisten hinzugefügten Fonds sind Rüstungs-ETFs. 

Auch deren Kurse zogen zuletzt deutlich an, wie beispielsweise der des VanEck Defense. Allein seit Jahresbeginn hat der ETF rund 35 Prozent hinzugewonnen, und damit mehr als Dax. Der WisdomTree Europe Defence verteuerte sich nur um rund 14 Prozent, was aber auch dem Auflagedatum geschuldet ist. Den Rivalen gibt es erst seit Anfang März.

HANetf legte den Future of European Defence UCITS ETF sogar erst einen Monat später auf, am 7. April. Dennoch legte dieser ETF bislang schon um fast 30 Prozent zu.

Auf den ersten Blick ähneln sich die passiven Fonds sehr. Alle sind thesaurierend, Ausschüttungen werden demnach reinvestiert. Und alle replizieren den zugrunde liegenden Aktienkorb des jeweiligen Index physisch – kaufen die Aktien also tatsächlich, statt die Kursentwicklung über Derivate abzubilden.

Auch bei den Kosten sind die Unterschiede marginal. Am günstigsten ist das Produkt von HANetf mit einer Gesamtkostenquote von 0,39 Prozent pro Jahr, der VanEck-ETF mit 0,55 Prozent am teuersten (siehe Tabelle oben). Trotzdem sind die ETFs nicht beliebig austauschbar, was du bei der Auswahl unbedingt beachten solltest.

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Starke Unterschiede bei der Ländergewichtung

VanEcks ETF ist nämlich stark auf die USA konzentriert, größte Einzelposition ist der KI- und Datenspezialist Palantir mit 9,9 Prozent. Ebenfalls stark vertreten sind auch andere US-Firmen, wie etwa RTX, ehemals Raytheon. Das ist ein Industriegigant, der in Sachen Rüstung Waffensysteme in so gut wie allen Bereichen anbietet.

Bei der Ländergewichtung dominieren die USA diesen ETF daher deutlich, mit über 53,5 Prozent. Auf dem zweiten Platz folgt hier, weit abgeschlagen, Frankreich mit 10,7 Prozent.

Ganz anders sieht es beim ETF von Wisdom Tree aus, wie der Name schon vermuten lässt. Hier dreht sich alles um europäische Werte. Rheinmetall ist mit 13,8 Prozent größter Wert im Portfolio, danach folgen die britische BAE Systems sowie Leonardo aus Italien mit 12,8 respektive 12,3 Prozent.

Die Gewichtung der Länder ist zudem deutlich ausgeglichener. Britische und französische Werte machen 25,9 respektive 28,0 Prozent aus, Aktien aus Deutschland und Italien folgen mit 18,4 und 13,2 Prozent.

Das Produkt aus dem Hause HANetf ist ebenfalls ganz auf Europa fokussiert, allerdings mit einer wieder leicht anderen Gewichtung. Größte Position ist hier Safran mit 9,65 Prozent, gefolgt von Rheinmetall (9,6 Prozent) und Leonardo (8,5 Prozent). Bei der Ländergewichtung sind erneut Frankreich und Großbritannien vorne, gefolgt von Deutschland und Italien.

Wisdom Tree und HANetf bieten Europa-zentrierte Alternative

Sicherlich ist eine Erklärung für diese Unterschiede schlicht der Zeitpunkt der Auflegung. VanEck positionierte sich mit seinem Produkt deutlich früher - bevor Europas Wiederaufrüstung richtig an Schwung gewann. Wisdom Tree und HANetf wiederum wollen offenbar gezielt Anleger ansprechen, die explizit europäische Werte – ohne Aktien der ebenfalls große US-Rüstungsindustrie – in einem Korb suchen.

Allerdings sind die ETFs von Wisdom Tree und HANetf nicht ganz austauschbar. Einerseits ist der Wisdom Tree-ETF mit fast 1,8 Milliarden Euro deutlich größer als das Produkt von HANetf mit gerade mal 60 Millionen Euro Fondsvolumen. 

Bei kleineren Volumen besteht die Gefahr, dass dein ETF aufgelöst oder verschmolzen wird. Außerdem setzen beispielsweise institutionelle Anleger oft eine gewisse Schwelle an, ab welcher ein ETF überhaupt als Kandidat in Frage kommt. Im Median haben ETFs und Fonds, die aufgelöst werden, eine Größe von rund 20 Millionen US-Dollar. Insofern ist das keine akute Gefahr für den HANetf-Finds, aber in jedem Fall ein anderes Risiko als beim ETF von Wisdom Tree.

Der VanEck birgt ein Wechselkursrisiko

Die Fondswährung beim Anbieter HANetf ist außerdem US-Dollar, bei Wisdom Tree aber Euro. Da beide Fonds gänzlich auf Europa (inklusive Großbritannien) fokussiert sind, fällt das für dich weniger ins Gewicht, wenn du in Deutschland wohnst. Der VanEck-ETF aber läuft ebenfalls auf den US-Dollar und ist stark in US-Werten involviert. Hier besteht also ein Wechselkursrisiko: Schwächelt der Dollar - wie im Moment - ist das schlecht für deine Rendite.

Willst du ausschließlich auf die Zukunft der europäischen Rüstungsindustrie setzen, bieten Wisdom Tree und HANetf dafür die passenden Vehikel, mit Unterschieden in den Details. Der VanEck-ETF bietet eine breitere globale Streuung und kann bereits auf einige erfolgreiche Jahre zurückblicken – dafür birgt er ein Währungsrisiko und kostet jährlich etwas mehr als die Europa-zentrierten Alternativen.

Übrigens: Wie die Aussichten für die Rüstungsbranche in Europa sind, haben wir erst vor kurzem mit dem Vermögensverwalter und Branchenexperten Marco Jansen besprochen, der bereits im Frühjahr prognostizierte, dass die Rally weitergehen wird – was sich dann  bewahrheitete. Jansens aktuelle Einschätzung zur Branche kannst du hier nachlesen.

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