US-Inflation legt nach Zollschock kaum zu - Trump: "Tolle Zahlen"

Washington (Reuters) - Die US-Inflation ist im Mai trotz höherer Importzölle schwächer als erwartet gestiegen.
Die Verbraucherpreise legten um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Im April war die Teuerungsrate noch auf 2,3 Prozent gefallen. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nun mit einem Anstieg auf 2,5 Prozent gerechnet. Von April auf Mai zogen die Preise mit 0,1 Prozent ebenfalls etwas schwächer als erwartet an, vor allem weil Benzin billiger wurde.
"Tolle Zahlen!", kommentierte US-Präsident Donald Trump die Preisentwicklung. Er setzte zugleich die Notenbank Fed mit der Forderung nach einer kräftigen Senkung des Leitzinses erneut unter Druck. "Die Fed sollte ihn um einen ganzen Punkt senken. Dann müssten wir viel weniger Zinsen auf fällige Schulden zahlen. So wichtig!!", schrieb Trump in Großbuchstaben auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social.
Volkswirte geben allerdings noch keine Entwarnung bei der Inflation, weil der Zollschock womöglich erst später zu spüren sein wird. "Die Entwicklung der US-Konsumentenpreise bleibt ein Mysterium", sagte Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Auch im Mai fehlte von den Auswirkungen der massiven Zollaufschläge Donald Trumps jede Spur." Und dies, obwohl die US-Unternehmen in Umfragen betonten, zollbedingte Preisanstiege an die Verbraucher weitergeben zu wollen. "Es bleibt nur zu vermuten, dass die Einzelhändler noch immer die zuvor prall gefüllten Lagerbestände abverkaufen", sagte Völker.
"VOM ZOLLSCHOCK NUR WENIG ZU SEHEN"
US-Präsident Trump hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus Dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen. "Vom Zollschock ist in den Preisdaten bisher nur wenig zu sehen", sagte auch Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG. Womöglich baue sich eine Inflationswelle aber auch erst über mehrere Monate hinweg langsam auf. "Zollbedingte Preissteigerungen dürften somit über den Sommer stärker sichtbar werden", sagte Hepperle.
Trotz der Rufe aus dem Weißen Haus nach einer Zinssenkung hielt die unabhängige US-Zentralbank zuletzt die Füße erneut still und beließ den Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank will ihrem Chef Jerome Powell zufolge mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Politikwende unter Trump auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juni an. Viele Experten rechnen aber erst für September mit einer Zinssenkung.
"Unter dem Strich kann man feststellen, dass die Inflation zu hoch und der Arbeitsmarkt zu robust ist, um in der kommenden Woche die Zinsen zu senken", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Angesichts der Tatsache, dass die Zollentscheidungen sich noch in einen Anstieg der Inflation niederschlagen dürfte, wären Zinssenkungen in diesem Jahr nur dann vorstellbar, wenn es doch noch zu einer Rezession kommt.
(Büro Washington, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)