Studie - Krise am Markt für Büroimmobilien längst nicht vorbei

Düsseldorf (Reuters) - Die Schieflage am Markt für Büro- sowie Einzelhandelsimmobilien dürfte nach einer Studie der Beratungsgesellschaft EY noch länger anhalten.
Immobilienfinanzierende Kreditinstitute blickten überwiegend pessimistisch auf den Immobilienmarkt, teilte EY am Freitag auf Basis einer Umfrage unter 36 Kreditinstituten in der Bundesrepublik mit. 75 Prozent der Institute bezeichneten die Lage als negativ, nur 25 Prozent als stabil. Besserung erwarteten 50 Prozent der Befragten erst in drei Jahren. Bei Wohnimmobilien sieht es indes besser aus.
"Die Krise der Immobilienbranche dauert an", bilanzierte Jean-Pierre Rudel, Partner bei EY Real Estate. Bei Büroimmobilien werde weiterhin die stärkste Verschärfung der Lage erwartet. Aufgrund mangelnder Nachfrage werde auch ihre Preisentwicklung weiter kritisch gesehen. Erwartete im Vorjahr noch die Hälfte der befragten Kreditinstitute, dass die Preise für Büroimmobilien zumindest stabil bleiben würden, so sank dieser Anteil in der laufenden Umfrage auf 30 Prozent. 70 Prozent gingen von einem Preisrückgang aus.
Bei Einzelhandelsimmobilien sind die Erwartungen ebenfalls nicht eben positiv: Fast ein Drittel der befragten Kreditinstitute erwarte hier eine Verschärfung der Krise. Noch vor einem halben Jahr waren es rund 14 Prozent. In der aktuellen Umfrage schätzten zudem rund zwei Drittel der Finanzierer die Preisentwicklung als eher negativ ein. Bei Refinanzierungen werde das Risiko durch die Geldhäuser insgesamt als hoch eingeschätzt. Kredite reichten 90 Prozent der Institute deutlich zurückhaltender aus als vor Beginn der Krise.
In anderen Bereichen des Immobilienmarkts wittern Marktteilnehmer dagegen Morgenluft. Bei Wohn-, Hotel- und Logistikimmobilien sehen die Befragten der Studie zufolge mehrheitlich keine weitere Verschärfung der Krise. Dies spiegele sich auch in der Einschätzung eher steigender Preise – vor allem von Wohnimmobilien – wider.
Rasch steigende Zinsen und explodierende Baukosten hatten der Immobilienbranche in den vergangenen Jahren zugesetzt. Die Immobilienpreise waren deutlich gefallen. Immobilienkonzerne mussten ihre Bestände abwerten, Milliarden-Verluste waren die Folge. Die Zentralbanken hatten dann aber die Zinswende eingeleitet. Große Wohnimmobilienkonzerne wie Vonovia hatten zumindest für ihren Bereich die Krise für beendet erklärt. "Wir haben die Bremse gelöst und stehen wieder auf dem Gaspedal", hatte Vonovia-Chef Rolf Buch erst im Frühjahr gesagt.