Merz: Gleichberechtigung wichtig für stabile Demokratie und Wirtschaftserfolg

Berlin (Reuters) - Kanzler Friedrich Merz hat die Gleichberechtigung in Führungspositionen als entscheidende Voraussetzung für den Erfolg der Demokratie und des Wirtschaftsstandorts bezeichnet.
"Es geht hier nicht nur um Moral oder das gute Gefühl - obwohl beides für sich genommen wichtig genug für das Funktionieren einer offenen Gesellschaft ist", sagte der CDU-Vorsitzende am Mittwoch bei der Initiative Chefinnen-Sache. "Es geht genauso um unsere Interessen als Wirtschaftsnation, als Industriestandort. Wir brauchen eben auch die Chefinnen, um als Wirtschaftsstandort innovativ, kreativ, resilient und krisenfest zu werden und zu bleiben", betonte der Kanzler.
Gleichzeitig sprach er sich für Quoten aus, um eine Gleichberechtigung für Frauen zu erreichen. "Freiwilligkeit allein führt nicht immer zum Ziel - das gilt für die Wirtschaft genauso wie für die Politik und für die politischen Parteien", betonte er. "Eine Quote mag unternehmerische Freiheit zunächst einmal kurzzeitig begrenzen, mittel- und langfristig ist sie aber im Sinne der persönlichen Freiheit." Damit bezieht Merz eine andere Position als etwa der konservative Flügel der CDU. Der Kanzler setzte sich zugleich von internationalen Trends wie in den USA und US-Präsident Donald Trump ab, der Diversitätsprogramme wieder abschaffen will.
Merz verwies auf eine steigende Zahl an Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der Dax-Unternehmen in den vergangenen Jahren. Man sei aber noch lange nicht an der gewünschten Parität angekommen, die man aber bei Bundesunternehmen bis Ende des Jahres erreichen könne. Noch drastischer sei der Handlungsbedarf bei Firmen, für die es keine gesetzliche Regelung gebe, die sich aber selbst eine Zielgröße für Aufsichtsrat und Vorstand gesetzt haben. "Zuletzt waren es immer noch viele hundert Unternehmen, die explizit eine Größe von Null Frauen angegeben haben. Ich sage es noch einmal, das ist nicht akzeptabel, es bleibt noch viel zu tun", mahnte der Kanzler.
Auch Finanzinvestoren achteten mittlerweile auf die Geschlechterbalance in den Chefetagen, betonte Merz zudem. "Anders gesagt, Chancengerechtigkeit steigert unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit." Es sei "eine gigantische Verschwendung von Talenten", wenn die Hälfte der Bevölkerung bei Chefposten oft übergangen werde. Gemischte Teams würden bessere Ergebnisse bringen.
Allerdings besteht der engste Kreis des Kanzlers im Kanzleramt nur aus Männern. Merz räumte ein, dass gerade in seiner Partei nur ein Viertel der Mitglieder Frauen seien. Dies bewirke dann auch eine weit unterdurchschnittliche Präsenz von Frauen in Gremien. Er forderte Frauen auf, sich stärker in politischen Positionen zu engagieren und selbst Netzwerke zu bilden. Der Kanzler übernahm die Schirmherrschaft der Chefinnen-Sache.
(Bericht von Andreas Rinke; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)