Europas Börsen ziehen an - Anleger wetten auf Fed

Frankfurt (Reuters) - Anleger in Europa schütteln die Sommer-Lethargie ab und lassen sich von der allgemeinen Aktien-Euphorie anstecken.
Der Dax kletterte am Mittwoch nach einem schwachen Wochenauftakt um knapp ein Prozent auf 24.247 Punkte. Der EuroStoxx50 zog ähnlich stark auf 5383 Zähler an. Sowohl an der Wall Street als auch in Fernost hatten zuvor moderate Inflationszahlen in den USA die Spekulationen auf eine bevorstehende Zinssenkung der US-Notenbank Fed befeuert. Investoren nahmen mit Erleichterung auf, dass sich die Zölle nicht wie befürchtet als Preistreiber niedergeschlagen haben.
"Momentan scheinen die Unternehmen noch den Großteil der Zölle zu schlucken", sagte Commerzbank-Analyst Michael Pfister. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh. "Der Großteil des Preisschocks dürfte noch vor den US-Konsumenten liegen, auch wenn Trump das immer vehement abstreitet." Die US-Teuerungsrate für Juli war nicht wie befürchtet angezogen, sondern verharrte auf dem Vormonatswert von 2,7 Prozent. Anleger rechnen vor diesem Hintergrund nun fest damit, dass die Fed ihre Zinssenkungen im September wieder aufnehmen wird. Dies setzte den Dollar weiter unter Druck. Der Dollar-Index gab erneut um ein halbes Prozent auf 97,6310 Punkte nach. Im Gegenzug zog der Euro um 0,5 Prozent auf 1,1730 Dollar an.
"DAX AM SCHEIDEWEG"
"Die entscheidende Frage ist nun, ob sich in den kommenden Handelstagen eine klare Richtung durchsetzen wird", sagte Frank Sohlleder, Analyst bei ActivTrades. Der Dax stehe am Scheideweg, mit dem Potenzial, nach oben auszubrechen. Dabei dürfte auch der Ausgang des am Freitag geplanten Treffens von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin eine Rolle spielen. In Alaska wollen beide über einen Frieden in dem über dreijährigen Krieg zwischen Russland und der Ukraine sprechen.
Im Vorfeld nutzten Anleger den jüngsten Rücksetzer zum Wiedereinstieg bei Rüstungsfirmen. Die Aktien von Rheinmetall zogen um rund drei Prozent an und gehörten damit zu den stärksten Dax-Werten. An den vergangenen fünf Handelstagen hatten sie mehr als elf Prozent eingebüßt. Auch der Panzergetriebehersteller Renk verteuerte sich. In der Spitze lag das Plus bei rund sechs Prozent, nachdem der Umsatz im abgelaufenen Quartal höher ausfiel als erwartet. Der Branchenindex für europäische Aktien aus der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie zog um 1,4 Prozent an.
Kursschwankungen gab es zunächst bei TUI, bevor Europas größter Reiseveranstalter mit einem Kursplus von rund sechs Prozent die Spitze im MDax übernahm. TUI übertraf die Quartalsprognosen für Gewinn und Umsatz und hob seine Prognose für das Gesamtjahr an. Anleger hatte zunächst verunsichert, dass die Sommerbuchungen um zwei Prozent zurückgegangen sind. Reisende wollen zunehmend der Hitze und den Menschenmassen im Sommer entfliehen und halten deshalb vermehrt nach Schnäppchen in der Nebensaison Ausschau.
Bei den Einzelwerten machte zudem der auf die USA fokussierte Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Glanbia einen Satz nach oben. Die Titel sprangen um rund 15 Prozent an die Spitze des STOXX 600-Index, nachdem der Konzern seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben hatte und erklärte, die Auswirkungen der Zölle seien "überschaubar". Dagegen brachen die Anteilsscheine des britischen Versicherers Beazley nach einer Senkung der jährlichen Prämienwachstumsprognose um rund zehn Prozent ein.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)