Apple und VW: Entsteht da was ganz Großes?
Angeblich haben Apple und VW bereits Ende vergangenen Jahres eine Vereinbarung getroffen, nach der der Technologie-Riese VW-Elektro-Transporter mit selbstfahrender Technologie ausrüsten soll. Apple wolle bei den selbstfahrenden Elektroshuttles unter anderem Cockpit und Sitze durch Eigenentwicklungen ersetzen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
Das geplante Fahrzeug soll erst einmal Apple-Mitarbeiter zwischen den Büros transportieren. Die New York Times hat vergangene Woche über den Deal zwischen den beiden Konzernen berichtet. Weder Apple noch VW wollten sich allerdings zu dem Bericht äußern. Die Shuttles hätten ursprünglich Ende 2018 fertig werden sollen, aber diese Zielmarke werde verfehlt, sagte ein früherer Mitarbeiter der Zeitung.
Laut Bloomberg bezieht sich die Zusammenarbeit von Apple und VW auf lediglich rund 20 Fahrzeuge, ob dann eine weitere Zusammenarbeit geplant ist, steht nicht fest. Der Aktionärsbrief hat das Rad ein Stück weitergedreht:
“Was die Presse in diesem Zusammenhang übersehen hat, ist die umfassende Praxiserfahrung die Apple bereits auf der Straße sammelt. In Kalifornien hält Apple mehr Zulassungen für autonomes Fahren auf öffentlichen Straßen als alle anderen Konkurrenten. Insgesamt 55 Autos, SUVs von Lexus, und 83 Fahrer haben derzeit die Genehmigung für autonomes Fahren.“
Im Vergleich dazu, kommt die Konkurrenz bescheidener weg. Tesla hielt zu Jahresbeginn 39 und Uber kam auf 29 Zulassungen. Und es gibt noch einen Unterschied zwischen diesem Trio. Apple arbeitet wie gewohnt im Hintergrund. Das erkennt man auch daran, dass es etwa ein halbes Jahr gedauert hat, bis die Presse überhaupt von dem Deal zwischen VW und Apple Wind bekommen hat. So geht der Konzern aus Cupertino immer vor. Erst wenn eine Sache Spruchreif ist, wird auch die Öffentlichkeit informiert. Ein selbstfahrende elektrischer Apple-SUV wäre eine Top-Nachricht auf einer Pressekonferenz des Technologie-Riesen.
Warum diese Strategie klüger ist, haben Tesla und Uber in den letzten Monaten selbst unter Beweis gestellt. Immer wieder gab es schlechte Nachrichten über mehrere Tote beim Einsatz ihrer Fahrzeuge. Nvidia hatte zuletzt sogar angekündigt, die Tests mit seiner “autonomen Software“ erst einmal einzustellen. Bei Apple hört man nichts. Weder positiv, noch negativ.
Für den Aktionärsbrief ist daher klar: Apple wird sich am Ende nicht nur auf die Softwareseite beschränken, wie die Presse behauptet. Betrachtet man die taktische und strategische Vorgehensweise des Unternehmens, zielt es auf der Produktseite immer darauf, das bestehende “Ökosystem“ zu verbessern und zu erweitern.
Schon immer hat Apple strikt darauf geachtet, die Benutzererfahrung bis ins Detail zu kontrollieren. Das kann der Technologie-Riese aber nur perfekt, wenn er die Soft- und Hardwareseite kontrolliert. In einem ersten Schritt könnte Apple jetzt zusammen mit VW die Softwareseite in den Griff bekommen. Danach könnten sich die Wege von VW und Apple wieder trennen und die Kalifornier bauen ihr eigenes Fahrzeug.
Schneller könnte Apple allerdings zum Erfolg kommen, wenn beide Seiten ihre Zusammenarbeit fortführen. Für viele Apple-Fans dürfte ein VW mit einer Innenausstattung im Apple-Design sicherlich reizvoll sein. Außerdem dürfte VW ein entsprechendes Fahrzeug schneller in Serienproduktion bringen können. Was ein großer Vorteil für Apple wäre, wenn man bedenkt wie viele Probleme Tesla mit seiner Massenproduktion hat.
Der Aktionärsbrief legt sich daher fest. Wer den Code zum sicheren autonomen Fahren knackt, beherrscht den Markt. Für Ihn steht fest, dass Apple-Software für autonomes Fahren letztlich marktbeherrschend sein wird, weil niemand in einem Auto sitzen möchte, das mittels einer halbfertigen Software autonom gelenkt wird. Das Thema Sicherheit ist in diesem Bereich alles übertrumpfend und es gibt bis heute keinen Anbieter von Betriebssystemen, der die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Apples Systemsoftware erreicht. Dahinter stecken finanzielle Ressourcen, die so kein anderer aufbringen kann.
Daher könnte zwischen Apple und VW eine wirklich ganz große Sache entstehen.
Von Markus Weingran / Der Aktionärsbrief
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