Bayer verliert PCB-Verfahren – Millionenstrafzahlung droht – Aktie kämpft mit Chartunterstützung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bayer hat in den US-Rechtsstreitigkeiten um die seit Jahrzehnten verbotene Chemikalie PCB eine Niederlage erlitten. Eine Geschworenen-Jury sprach in der Nacht zum Mittwoch in Seattle im Bundesstaat Washington drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen US-Dollar (157 Mio Euro) zu, die das Umweltgift PCB für Hirnschädigungen verantwortlich machen. Wie bei anderen Rechtsfällen auch könnte der zuständige Richter die Summe aber noch senken. Bayer will gegen den Geschworenenspruch vorgehen.

„Wir können das Urteil der Jury nicht nachvollziehen und werden bei Gericht entsprechende Anträge stellen beziehungsweise wenn nötig in Berufung gehen,“ erklärte Bayer. „Die Beweislage in diesem Fall stützt in keiner Weise die Annahme, dass die Kläger einer gefährlichen Menge an PCB ausgesetzt waren und dies die Ursache ihrer behaupteten Gesundheitsschäden war.“ Zudem gehe es in dem Fall um Gesundheitsschäden, die angeblich durch PCB an einer bestimmten Schule verursacht sein sollen. Die Vorschaltgeräte für die fluoreszierenden Lampen, die PCB enthalten, seien bereits in den 1960er Jahren von Monsanto-Kunden installiert worden.

Die Bayer-Aktie weitete ihre Vortagesverluste am Mittwoch im frühen Handel etwas aus. Der Kurs gab um 0,26 Prozent auf 50,32 Euro nach. Der Kurs ringt derzeit mit der wichtigen Unterstützung im Bereich um die 50 Euro. In den vergangenen Monaten hatte sich die in den letzten Jahren arg gebeutelte Aktie bis auf fast 58 Euro erholt, fiel dann aber zurück. Das liegt vor allem daran, dass Bayer bislang noch keinen endgültigen Schlussstrich unter die US-Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat ziehen konnte.

Wie auch der milliardenschwere Streit rund um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat sind die PCB-Verfahren ein teures Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto, den Bayer 2018 übernommen hatte.

Neben den Glyphosat-Klagen ist PCB eine weitere rechtliche Großbaustelle der Leverkusener. So arbeitet Bayer aktuell auch an einer Einigung mit Klägern vor dem Bundesbezirksgericht in Los Angeles. Hier hatte der Richter erst im Mai eine im Juni 2020 vereinbarte Einigung wegen angeblich mit der Chemikalie PCB verseuchter Gewässer erneut zurückgewiesen. Der Richter monierte unter anderem die Frist für die Einreichung von Ansprüchen, sagte aber auch, dass man sich einer Lösung nähere.

In den PCB-Verfahren wird Monsanto vorgeworfen, jahrzehntelang verheerende Folgen der toxischen Schadstoffe verschwiegen zu haben. Das Unternehmen sei von 1935 bis 1977 der einzige Hersteller von Polychlorierten Biphenylen (PCB) in den USA gewesen. 1979 wurde die Chemikalie dort verboten. In Deutschland darf PCB seit Ende der 1980er Jahre nicht mehr verwendet werden.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Bayer steckt weiterhin tief im Sumpf der rechtlichen Probleme, die man sich mit der Übernahme von Monsanto selbst aufgebürdet hat. Solange diese Last nicht durch eine endgültige rechtliche Klärung von den Schultern genommen werden kann, wird es auch für die Aktie weiterhin schwer bleiben. Derzeit kämpfen die Papiere mit wichtigen Widerständen, den 200-Tage-Trend musste der Kurs erneut abgeben, jetzt rückt die Runde Marke von 50 Euro in den Fokus.

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Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich vorerst von der Aktie trennen. Ein Kauf bietet sich angesichts der Probleme derzeit nicht an.

Titelfoto: ricochet64 / Shutterstock.com

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