Besser als Warren Buffett – was dieser Investor vom Aktienmarkt erwartet und welche Tipps er für uns Kleinanleger hat

Bernd Schmid · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Warren Buffett gilt als einer der besten Anleger aller Zeiten. Er hat über Jahrzehnte herausragende Renditen erwirtschaftet. Es gibt allerdings jemanden, der ebenfalls über Jahrzehnte sogar noch bessere Renditen erwirtschaftet hat, der jedoch viel weniger zitiert wird.

Stan Druckenmiller hatte in vier Jahrzehnten als Anleger nicht ein Jahr, in dem er Geld verloren hat. Seine Renditen waren jedoch genauso beachtlich wie die von Warren Buffett. Über einen 30-Jahres-Zeitraum erzielte er mehr als 30 % Rendite annualisiert. Sicherlich liegt das auch daran, dass Druckenmiller im Gegensatz zu Buffett keine Scheu davor hat, in schnell wachsende Technologieunternehmen zu investieren.

Diese Kombination ist mehr als beachtlich, weswegen ich genau hinhöre, wenn Stan Druckenmiller etwas sagt. So wie kürzlich in einem Interview für the HUSTLE.

Darin gab es einiges zu lernen, was mich überrascht hat. Insbesondere sein Vergleich der heutigen Börsensituation mit der in 1999, und dem Einzigen, was die besten Anleger wirklich gemeinsam haben. Aber auch noch weitere, besonders für uns Kleinanleger sehr wichtige Tipps. Der beste kommt zum Schluss.

2021 vs. 1999 - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Druckenmiller sieht einige Gemeinsamkeiten zwischen dem aktuellen Börsenumfeld und dem während der Dotcom-Blase. Insbesondere bei der Geldpolitik. Diese war damals locker, trotz zum Beispiel historisch niedriger Arbeitslosigkeit. Die heutige Geldpolitik nennt er „völlig irre“, weswegen er definitiv eine Vermögensblase sieht.

Eine weitere Gemeinsamkeit sieht er in den Wachstumsraten von Technologieaktien damals wie heute. Damals wurde gerade das Internet ausgebaut. Heute ist es die Digitalisierungswelle, vor allem die Möglichkeiten, die die Cloud bringt.

Das führt uns zu einem beachtlichen Unterschied, den Druckenmiller sieht.

Er vergleicht den Ausbau des Internets mit dem Ausbau der Eisenbahnlinien vor 150 Jahren. Es gab unheimliche Wachstumsraten während des Ausbaus. Als jedoch das Schienennetz größtenteils stand, kam es zum eigentlich logischen Kollaps der Wachstumsraten. Genau das ist mit Cisco, Sun Microsystems und vielen anderen Unternehmen ebenfalls passiert, als ein großer Teil der Internetinfrastruktur stand und eben nicht mehr so viele Router etc. verbaut werden mussten.

Heute sei dies laut Druckenmiller anders. Von den besten Cloudunternehmen erwartet er keinen vergleichbaren Wachstumseinbruch, sondern dass diese Unternehmen in drei bis vier Jahren in ihre Bewertungen hinein wachsen werden.

Wobei er dieser Erwartung zwei Vorbehalte hinterher schickt. Erstens erwartete niemand den Einbruch der Wachstumsraten der Dotcom-Blase, inklusive ihm selbst. Zweitens seien die aktuellen Bewertungen nach der Korrektur der letzten Monate fairer. Jetzt bekäme man einige der guten SAAS-Unternehmen zum 10- bis 25-Fachen des Umsatzes. Vor wenigen Monaten war es noch das 45- bis 50-Fache.

Die eine Gemeinsamkeit der besten Anleger

Druckenmiller sagt, dass die eine Sache, die die besten Anleger alle gemeinsam haben, genau das Gegenteil einer Sache ist, die in den Business Schools gelehrt wird. Sie praktizieren nicht das Streuen von Risiken, das Diversifizieren des eigenen Portfolios. Sie „machen große, konzentrierte Wetten, wenn sie eine hohe Überzeugung haben.“

Als Beispiel nennt er die 5 Mrd. US-Dollar Investition von Carl Icahn in Apple vor einigen Jahren. Druckenmiller schätzt, dass Icahn damals nicht mehr als 10 Mrd. US-Dollar hatte. Das bedeutet, dass er die Hälfte seines Portfolios in diese eine Aktie steckte.

Es sei kontraintuitiv. Aber er zitiert Mark Twain als Erklärung dafür, wie man es richtig macht: „Legen Sie alle Ihre Eier in einen Korb und beobachten Sie den Korb sorgfältig.“

Weitere, sehr wertvolle Tipps für uns Kleinanleger

Ein multidisziplinärer Ansatz

Druckenmiller betont, dass er sowohl fundamentale als auch technische Analyse nutzt. Wenn er aus 1000 Wertpapieren 15-20 auswähle, dann will er ausnahmslos diejenigen besitzen, die sowohl großartige fundamentale Aussichten als auch ein großartiges Chart haben.

Keine Stopps und zu wissen, wann man verkaufen muss

Während Obiges eher nicht dem Ansatz entspricht, den wir bei The Motley Fool pflegen, teilt er bei diesem Punkt exakt unsere Meinung. Stan Druckenmiller hat noch nie einen Stop Loss verwendet. Er bezeichnet das sogar als „das dümmste Konzept, das ich je gehört habe“.

Die Kursbewegung einer Aktie haben in der Regel überhaupt nichts mit den Gründen zu tun, weshalb man eine Aktie besitzt. Stattdessen soll man jederzeit evaluieren, ob die Gründe für den Besitz der Aktie noch existieren - und nur dann verkaufen, wenn das nicht mehr der Fall ist, egal ob man einen Gewinn oder Verlust realisiert. „Ob ich einen Verlust oder einen Gewinn habe, diese Aktie weiß nicht, ob man einen Verlust oder einen Gewinn hat.“

Emotionen managen

Er sagt es so wunderbar, dass ich ihn hier am besten eins zu eins zitiere:

„Man muss einfach diszipliniert sein und man kämpft ständig mit seinen Emotionen. Hören Sie, ich werde Sie nicht anlügen. Mein erster Chef hatte den Spruch: Je höher sie gehen, desto billiger sehen sie aus.

Da ist etwas Seltsames und ich weiß, dass jeder, der dabei zusieht, diese Erfahrung gemacht hat.

Es ergibt keinen Sinn, aber wenn ein Wertpapier steigt, will jeder Knochen in Ihrem Körper mehr davon kaufen. Und wenn es fällt, kämpft man und zwingt sich, es nicht zu verkaufen.

Das ist einfach die Natur des Menschen.

Und Sie müssen sich ständig daran erinnern, warum Sie dieses Wertpapier besitzen.

Und nur weil es fällt, heißt das nicht unbedingt, dass Sie es verkaufen sollten. Wenn es abwärts geht, bedeutet das definitiv, dass Sie Ihre These neu bewerten sollten, aber es bedeutet nicht, dass Sie es verkaufen sollten.

Und Sie können sich nicht verrückt machen, wenn es nach oben geht.“

Das Beste zuletzt: Offen zu sein, seine Meinung zu ändern

Was in dem Interview immer wieder rüber kommt, ist eine Eigenschaft, die ich für die wichtigste halte, wenn man ein guter Anleger sein möchte. Es ist die Fähigkeit, seine Meinung zu ändern, wenn sich die Fakten ändern. Stan Druckenmiller kann das offensichtlich sehr gut. Ihm geht es offensichtlich nicht darum, Recht zu haben, und er kann sein Ego hinten anstellen.

Am deutlichsten wird dies, als er über Bitcoin spricht. Er hatte bis letztes Jahr eine negative Meinung zu Bitcoin. Allerdings lernte er durch seinen Freund (und ebenfalls großartigen Investor bzw. Trader) Paul Tudor Jones etwas über Bitcoin, das ihn nach einiger Recherche zum Umdenken brachte. Deshalb kaufte er im Jahr 2020 zum ersten Mal Bitcoin und hält noch immer eine gewisse Position in der Kryptowährung.

Wer jetzt noch nicht genug hat von Druckenmiller und überzeugt ist, dass man von ihm noch viel mehr lernen kann, dem kann ich nur ans Herz legen, das gesamte Interview im Original zu lesen.

Foto: Everett Collection / Shutterstock.com

Offenlegung:  Bernd Schmid besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple und empfiehlt die folgenden Optionen: Short März 2023 $130 Calls auf Apple und Long März 2023 $120 Calls auf Apple.

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