Bitcoin: Elon Musk sorgt mit einem Tweet mal wieder für Milliarden-Bewegung – charttechnisch ist der Crash jedoch kein Beinbruch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die jüngste Ankündigung von Tesla-CEO war ein herber Rückschlag für den gesamten Krypto-Sektor: Auf Twitter kündigte der Tech-Milliardär gestern an, dass Tesla die Option für Bitcoin als Zahlungsmittel bis auf weiteres wieder aussetzen wird. Grund sei der hohe Stromverbrauch und der negative ökologische Fußabdruck des Bitcoin-Netzwerks.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Twitter


„Tesla hat Bitcoin als Zahlungsmittel ausgesetzt. Wir sind besorgt über die schnell ansteigende Nutzung fossiler Brennstoffe für Bitcoin-Mining und Transaktionen, speziell Kohle, die die meisten Emissionen aller Energieträger ausstößt. Kryptowährungen sind auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, die jedoch nicht auf Kosten der Umwelt anbrechen kann. Tesla wird keine Bitcoin verkaufen und wir planen, Bitcoin erneut als Zahlungsmittel einzusetzen, sobald das Mining mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Wir sind zudem auf der Suche nach anderen nutzbaren Kryptowährungen, die weniger als 1 Prozent des Energiebedarfs von Bitcoin haben“, so die Stellungnahme von Elon Musk.

Die Reaktion des Marktes ist entsprechend heftig ausgefallen. Der Bitcoin-Kurs sank zeitweise auf ein Tief von 45.700 US-Dollar, nachdem er in der Nacht noch bei 54.817 Dollar notiert hatte. Zuletzt erholte sich er sich etwas und wurde am Vormittag wieder mit knapp 50.00 Dollar gehandelt. Dies ist aber immer noch ein Minus von mehr als acht Prozent. Der Kurs musste mit dem jüngsten Crash sowohl die 50- als auch die 100-Tage-Trendlinie abgeben.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Tradingview


Die unter Bitcoin-Chartanalysten viel beachtete 21-weekly moving average Trendlinie hat allerdings weiterhin als Unterstützung standgehalten. Auch in den vergangenen bullischen Zyklen galt sie als einer der Hauptindikatoren des Bullenmarktes und wurde seit September 2020 nicht mehr unterschritten.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Tradingview


Auch der restliche Krypto-Markt musste einstecken. So musste Ethereum ebenfalls zweistellig abgeben und notiert derzeit mit 3800 Dollar wieder weit unter dem zuletzt erreichten Rekordhoch von 4300 Dollar. Die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors ist um 11 Prozent von 2,5 Billionen auf 2,2 Billionen Dollar zurückgegangen.

Heftige Kritik aus der Branche

Auf Twitter hagelte es Kritik an der Entscheidung. MicroStrategy CEO Michael Saylor weist unter dem Tweet darauf hin, dass Bitcoin keine zusätzlichen Energien verwendet und der hohe Stromverbrauch nötig sei, um den hohen Sicherheitsstandard der Kryptowährung zu gewährleisten. Anthony Pompliano, ein in der Szene bekannter Krypto-Investor, verweist Musk in seinem Tweet zudem darauf, dass bereits 75 Prozent der Mining-Unternehmen auf erneuerbare Energien setzen.

Einige Beobachter erwarten, dass auch andere Unternehmen dem Vorbild von Musk folgen könnten. So sei unter US-Präsident Joe Biden die Umweltdebatte stärker in den Blick geraten. „Das proaktive Handeln Teslas könnte auch auf politischem Druck gewachsen sein“, kommentiert Analyst Timo Emden von Emden Research. „Der Ausstieg des Unternehmens ist eine große Niederlage für den Bitcoin als Bezahlmittel-Funktion.“ Allerdings standen Kryptoanlagen im allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen zur Wochenmitte schon vor Musks Statement unter Druck.

Tesla hatte erst im März begonnen, Bitcoins zum Kauf von Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte der Konzern eine Investition in Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar bekanntgegeben und der ältesten und bekanntesten Cyberwährung damit einen ordentlichen Schub gegeben.

Das Energie-Argument bleibt umstritten

Die Diskussion um die Umweltbilanz und die Effizienz von Bitcoin ist keineswegs neu und es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Viele Kritiker stören sich daran schon lange. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, die sich unter anderem für umweltfreundlichere Krypto-Technologien einsetzt, verbraucht Bitcoin derzeit in etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande. Der CO2-Fußabdruck der Digitalwährung entspreche ungefähr dem Singapurs.

Bitcoin- und Krypto-Anhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle. Daran scheint sich nun auch Tesla-Chef Musk stärker zu stören.

onvista-Redaktion mit dpa-AFX

Titelfoto: Andrey Suslov / Shutterstock.com

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