Bitcoin: Was hat den Krypto-Markt-Crash verursacht – Panik, Marktmanipulation oder einfach nur (gehebelte) Gier?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Man kann lange überlegen, welche Faktoren den jüngsten Crash am Krypto-Markt letzten Endes ausgelöst haben. Die Querelen um Elon Musk und Tesla hatten den Markt bereits am Wochenende sehr verunsichert, die zur Mitte der Woche aufgekochte Meldung, dass China Kryptowährungen nicht als Geld betrachtet und nationalen Firmen den Umgang damit nicht erlaubt, war für viele der weitere Dominostein, der die Abwärtsspirale erst so richtig in Gang gesetzt hat.

Am Markt kursieren derzeit zudem Spekulationen, dass der Crash durch Marktmanipulation absichtlich herbeigeführt worden ist. Ein angeblicher Insider hatte auf dem Chat-Forum „4chan“ ein paar Stunden vor der Meldung bereits das dann auch tatsächlich eingetretene Szenario skizziert und sogar das Tief bei 30.000 Dollar relativ genau vorhergesagt. Zum Ziel hatte die angeblich koordinierte Aktion laut dem Insider, einen großen Bitcoin-Halter, beziehungsweise dessen gehebelte Position zu liquidieren. Der Autor des Threads hat jedoch nicht den Namen des Unternehmens genannt.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Twitter


Ganz unmöglich ist solch ein Szenario nicht. Aufgrund der hohen Konzentration an Bitcoin-Beständen, dem in vielen Teilen der Welt immer noch recht unregulierten Markt und der im Vergleich zum Gesamtangebot recht geringen Menge an im Umlauf befindlichen und gehandelten Bitcoin wäre eine Manipulation zumindest denkbar - bereits in der Vergangenheit hatte es öfter Kritik dafür gegeben und der Verdacht der Marktmanipulation durch verschiedene Entitäten ist nicht neu.

Gier und Exzesse am Markt sind auch eine Erklärung

Letzten Endes wird man jedoch keinen einzelnen Grund finden können und wie so oft dürfte wohl eher eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle gespielt haben. Klar ist jedoch, dass ein solcher Crash selbst bei einer mittlerweile sehr großen Marktkapitalisierung von einer Billionen Dollar nur möglich war, weil der Krypto-Markt immer noch extrem gehebelt wird und es Anlegern möglich ist, teils mit um das hundertfache gehebeltem Kapital auf die Bitcoin-Kursentwicklung zu setzen. Auf vielen Börsen im Krypto-Sektor ist immer noch Hebel-Trading ohne Hürden und teilweise sogar ohne Identitätsnachweis möglich. Die letzten Wochen und Monate waren ein sehr verlockendes Umfeld, gerade für Neueinsteiger, da die Kurse nur den Weg nach oben kannten. Wer nicht schon länger dabei war und bereits einige Markt-Korrekturen dieser Art miterlebt hat - und da gab es bereits einige von ähnlichen Dimensionen, der konnte leicht auf falschem Fuß erwischt werden. Somit könnte man auch die bloße Gier und den Exzess an den Märkten als stärksten Faktor hernehmen.

Laut Messungen des Datenanbieters Bybt.com gab es in den 24 Stunden bis 9 Uhr morgens in Singapur Liquidationen in Höhe von 9,4 Milliarden US-Dollar, da mehr als 887.000 Händler liquidiert wurden. „Was solch tiefere Rückzüge verursacht, ist ein Fall von Systemüberlastung, Liquidationen und solchen Faktoren“, sagte Vijay Ayyar, Leiter Asien-Pazifik bei Luno Pte. „Crypto ist immer noch viel mehr ein “ wilderer Westen „als jede andere Anlageklasse, in der Sie an einigen Börsen gegen eine Hebelwirkung von bis zu 50-100 handeln können“, wird der Experte von Bloomberg zitiert.

Bitcoin ist immer noch eine junge Anlageklasse

Ein weiterer Faktor ist jedoch auch die relative Jugend des Krypto-Sektors. Man kann selbst bei Bitcoin immer noch von einer Phase der Preisfindung ausgehen und eine solche ist immer von einer Menge Volatilität begleitet. „Bitcoin hat sich eindeutig als neue Wertform etabliert, aber der Endwert ist immer noch undefiniert“, so Mike Bucella, General Partner von Blocktower Capital gegenüber CNBC. „Diese Informationslücke eignet sich für eine solche Dynamik oder einen technisch getriebenen Markt ohne neue Informationen.“

Laut dem Experten dürfte dieser Crash auch nicht der letzte gewesen sein. „Es wird viele Perioden geben, wie wir sie heute gesehen haben, in denen ein negativer Nachrichtenzyklus das technische Niveau (und die Dynamik) des BTC-Preises beeinträchtigt hat – und diese werden umso verschärft, wenn die Marktteilnehmer anfangen, Hebel zu benutzen.“ Was passiert ist, ist laut dem Experten ganz typisch gewesen: Spot-Selling durchbricht eine Schlüsselebene und die Hebelwirkung wird liquidiert, was zu einem dramatischeren Ausverkauf führt, als der Markt sonst darstellen würde. Dies konnte man in den letzten Jahren immer wieder beobachten und solange Bitcoin keinen höheren Grad der Akzeptanz erreicht hat, wird der Markt aus Sicht des Experten auch vorerst so volatil bleiben.

Der derzeitige Stand

Der Abverkauf hat gestern bei dem langfristigen Widerstand von 30.000 Dollar vorerst sein Ende gefunden. Die anschließende Erholung ist sehr stark verlaufen. Im heutigen Handel hat der Kurs die 200-Tage-Trendlinie, die derzeit bei etwa 40.000 Dollar verläuft, wieder zurückerobern können.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Tradingview


Das nächste wichtige Kursziel ist die 21-weekly-moving-avergae, die als einer der wichtigsten Indikatoren für den Zustand des Krypto-Bullenmarktes gilt. Diese verläuft derzeit bei etwa 46.500 Dollar. Sollte Bitcoin die Wochenkerze über dieser Marke schließen, könnte man von einer kompletten Erholung des Crashs sprechen. Allerdings ist dieses Szenario derzeit nicht das wahrscheinlichste, da das Momentum nach der Panik der vergangenen Tage noch unklar ist. Starke Käufe nach dem Crash im Bereich zwischen 30 - 40.000 Dollar geben jedoch Unterstützung und könnten die 200-Tage-Trendlinie als weitere Chart-Unterstützung stärken.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Igor Batrakov / Shutterstock.com

– Anzeige –

Mit Wechselpilot jährlich bis zu 500 € Energiekosten sparen

Nie wieder zu viel für Strom & Gas zahlen! Der preisgekrönte Wechselservice findet für Sie jedes Jahr automatisch den besten Tarif und kümmert sich zuverlässig um Ihren Wechsel. Einmal anmelden, jedes Jahr sparen.

Hier geht es zum Angebot

Neueste exklusive Artikel