Covestro: Übernahmefantasie und Dementi ++ Nordex: Großauftrag aus Übersee ++ Roche: Vielversprechendendes Medikament gegen Covid 19 in der Pipeline?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mit einem Börsengang können Unternehmen anscheinend nichts falsch machen. Nach dem unglaublichen Start von Snowflake an der Wallstreet werden jetzt Unity Software die eigenen Papiere regelrecht aus der Hand gerissen.

Der Softwareentwickler hat die eigenen Erwartungen an seinen Börsengang in New York mit Einnahmen von 1,3 Milliarden US-Dollar (1,1 Mrd. Euro) übertroffen. Für die 25 Millionen Anteilsscheine habe man je 52 Dollar erlöst, teilte das Unternehmen am Freitag in San Francisco mit. Damit wurde die zuvor bereits angehobene Spanne zwischen 44 und 48 Dollar nochmals übertroffen, ursprünglich hatte Unity zwischen 34 und 42 Dollar angepeilt. Mit einer Bewertung von 13,7 Milliarden Dollar stellt sich der Entwickler von Design-Software für die Computerspiel-Industrie in die Reihe milliardenschwerer Technologie-Börsengänge an der Wall Street in dieser Woche. Handelsstart für Unity Software soll der heutige Freitag sein.

Trotz eines Umsatzsprungs im ersten Halbjahr von knapp 40 Prozent auf 351 Millionen Dollar fuhr Unity Software im selben Zeitraum bis Ende Juni einen Nettoverlust von 54 Millionen Dollar ein. Ebenfalls mit einem Minus unter dem Strich endeten die beiden vorausgegangenen Gesamtjahre 2018 und 2019. Laut den eingereichten Unterlagen waren dafür unter anderem millionenschwere Ausgaben für aktienbasierte Vergütungen verantwortlich.

Snowflake, ein Amazon-Konkurrent im Daten-Geschäft für die Logistik-Industrie, hatte bereits am Donnerstag ein viel beachtetes Debüt in New York hingelegt. Das Unternehmen durfte dabei unter anderem Starinvestor Warren Buffet zu seinen Erstinvestoren zählen.

Dax: Ruhig ins Wochenende

Am Tag des sogenannten Hexensabbat herrscht Ruhe am deutschen Aktienmarkt. Der Dax trat am Freitag im frühen Handel mit 13.209 Zählern auf der Stelle. Beim großen Verfall laufen einmal im Quartal Terminkontrakte und Optionen auf die großen Aktienindizes und auf Einzelwerte aus. Investoren versuchen dann, die Kurse in die für sie vorteilhafte Richtung zu bewegen. Das führt nicht selten zu Kursausschlägen, die fundamental nicht zu begründen sind.

Der MDax der mittelgroßen Börsentitel lag am Morgen mit 0,06 Prozent im Minus bei 27 602 Punkten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gab um 0,12 Prozent nach.

Covestro: Übernahmefantasie treibt an

Übernahmefantasie hat die Aktien von Covestro im nachbörslichen Handel am Donnerstag beflügelt. Die Papiere des im deutschen Leitindex Dax gelisteten Kunststoffkonzerns schnellten auf der Handelsplattform Tradegate um zuletzt fast zehn Prozent auf 49 Euro in die Höhe. Damit erreichten sie wieder das Niveau von April 2019.

Ein Finanzinvestor denkt offenbar darüber nach, Covestro zu kaufen. Das New Yorker Private-Equity-Haus Apollo Global Management habe das Unternehmen in den vergangenen Wochen wegen einer möglichen Übernahme kontaktiert, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Apollo habe Erfahrung in der Plastikindustrie, etwa mit der Übernahme der niederländischen LyondellBasell Industries, allerdings seien die Überlegungen noch in einem frühen Stadium.

Der Bericht von Bloomberg als sehr glaubwürdige Quelle habe überraschend starke Übernahmefantasie in den ohnehin zuletzt fundamental sehr positiv besprochenen Wert gebracht, sagte ein Händler. Der Streubesitz sei hoch und Bayer mit einem Restanteil von gut 7,5 Prozent dürfte abgabewillig sein, so dass ein lukratives Angebot Chancen haben könnte.

Covestro widerspricht

Der Kunststoffkonzern hat Gerüchten über eine mögliche Übernahme durch den Finanzinvestor Apollo Global Management eine Absage erteilt. Ein Unternehmenssprecher erklärte am Freitagmorgen auf Anfrage, das Dax-Unternehmen befinde sich aktuell nicht in Übernahmediskussionen mit dem New Yorker Private-Equity-Haus. Die Covestro-Aktie zog am Morgen kurz nach dem Handelsbeginn dennoch zeitweise mit 9,5 Prozent auf das höchste Niveau seit Mai 2019.

Nordex: Großauftrag aus den USA

Der Windanlagenhersteller Nordex hat in den USA einen großen Auftrag an Land gezogen. Für einen Windpark in Texas soll der SDax-Konzern Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 312 Megawatt liefern, wie das Unternehmen am Freitag in Hamburg mitteilte. Ab Mai 2021 soll der Park gebaut werden und noch im selben Jahr ans Netz gehen. Bestandteil des Auftrags sind 65 Turbinen mit einer Nennleistung von jeweils 4,8 Megawatt. Im abgelaufenen zweiten Quartal waren in der Corona-Krise bei Nordex die Auftragseingänge weggebrochen und lagen mit 888 Megawatt um 56 Prozent unter dem Vorjahr. Für das erste Halbjahr hatten die Norddeutschen insgesamt einen Bestellrückgang von 17 Prozent zu verkraften.

Kurz & knapp:

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern engagiert sich einmal mehr im Kampf gegen das Coronavirus. Der Konzern teilte am Freitagmorgen in Basel mit, in der Phase-III-Studie Empacta mit dem Mittel Actemra/RoActemra die angestrebte Wirkung bei Patienten mit Covid-19-bedingter Lungenentzündung erreicht zu haben. Zudem werde das Unternehmen einen Antikörpertest einführen, mit dem Personen identifiziert werden können, die dem Coronavirus ausgesetzt waren, aber selbst bereits Antikörper entwickelt haben. Der Test könne eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung einer impfstoffinduzierten Immunreaktion spielen, teilte Roche weiter mit. Immerhin ziele die Mehrzahl der derzeitigen Impfstoffkandidaten darauf ab, eine Antikörperreaktion gegen das Spike-Protein zu induzieren. Der Test werde in Ländern eingeführt, die eine CE-Kennzeichnung akzeptieren. Bei der US-Gesundheitsbehörde FDA habe man eine Notfallzulassung (EUA) beantragt. Gleichzeitig hat sich das bereits zugelassene Roche-Mittel Actemra/RoActemra (Tocilizumab) als wirksam in der Behandlung von Patienten erwiesen, die an einer Corona-bedingten Lungenentzündung leiden. Die Patienten, die Actemra/RoActemra plus Standardbehandlung erhielten, hatten im Vergleich zu Patienten, die Placebo plus Standardbehandlung erhielten, eine um 44 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, mechanisch beatmet zu werden oder zu sterben.

Qiagen: Das Biotechnologie- und Gendiagnostikunternehmen kauft den US-Diagnostikspezialisten NeuMoDx ganz. Für die übrigen rund 80 Prozent legt Qiagen 248 Millionen US-Dollar in bar hin, teilten der MDax-Konzern und NeuMoDx am Donnerstagabend in Hilden und in Ann Arbot mit. Im nachbörslichen Handel an der Nasdaq notierte Qiagen auf die Nachricht hin unverändert. Qiagen hatte angekündigt, das Unternehmen vollständig kaufen zu wollen. 2018 war Qiagen mit einem Minderheitsanteil bei den US-Amerikanern eingestiegen und hatte sich die Option auf einen Kauf der restlichen Anteile gesichert.

Rocket Internet: Der Berliner Start-Up-Investor hat im ersten Halbjahr einen kleinen Verlust gemacht. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 12 Millionen Euro nach einem Gewinn von 548 Millionen Euro vor einem Jahr, wie das MDax-Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Wesentliche Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen von Rocket Internet hatten auch im zweiten Quartal rote Zahlen eingefahren. Dennoch hätten sie sich operativ trotz Covid-19-Krise gut entwickelt, hieß es vom Konzern. Im Jahresverlauf besserte sich die Bilanz für Rocket gegenüber dem ersten Quartal ohnehin deutlich, nach drei Monaten hatte ein Verlust von 162 Millionen Euro unter dem Strich gestanden. Die Börsenkurse von Beteiligungen entwickelten sich laut Rocket-Chef Oliver Samwer im zweiten Quartal positiv. Ende August verfügte Rocket Internet netto über liquide Mittel von 1,2 Milliarden Euro. Ende April waren es noch 1,9 Milliarden Euro gewesen. Rocket will sich von der Börse zurückziehen und hat Anfang September den Investoren, den Rückkauf der Aktien zu 18,57 Euro angeboten.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Bayer

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