Credit Suisse: Starker Jahresstart und Millionen-Rückzahlung von Greensill ++ VW: Kräfte bündeln für Batterieproduktion ++ Zalando: Deutliche Gewinnsteigerung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem verhaltenen Wochenstart dürfte es am deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder klarer aufwärts gehen. Dabei sollte der Dax die Marke von 14.500 Punkten überwinden, die er tags zuvor untersschritten hatte.

An der Wall Street setzte sich die Rekordserie im Dow Jones Industrial fort und bei erholten Technologiewerten zog auch der marktbreite S&P 500 nach. Der Optimismus über das von US-Präsident Joe Biden unterzeichnete billionenschwere Corona-Hilfspaket für die Wirtschaft sowie besser als von Experten erwartete Konjunkturdaten gaben ordentlich Rückenwind.

Die Anleger setzen weiter auf einen „Post-Virus Boom“, erklärte Marktstratege Stephen Innes von Axi. Dabei vertrauten sie auch auf eine maßvolle Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Zuletzt hatten Inflationssorgen und ein Renditeanstieg punktuell immer wieder für Unruhe gesorgt.

Volkswagen hält Tempo bei E-Mobilität hoch

Volkswagen bündelt für die enormen Ausgaben beim Wechsel in die E-Mobilität seine Kräfte. Künftig sollen Fahrzeuge und Dienste aller Marken auf weitgehend einheitlichen technischen Grundlagen aufbauen, wie der Konzern am Dienstag bei der Präsentation seiner Bilanz 2020 ankündigte. Damit weitet der weltweit zweitgrößte Autobauer dieses schon vor Jahren zunächst bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und danach bei Elektroautos eingeführte Prinzip auf Zukunftstechnologien wie Software, Batterien, das Laden von E-Autos und Mobilitätsdienste aus. Dadurch soll die Komplexität des Riesenkonzerns verringert und Kostenvorteile zwischen den Marken besser genutzt werden. Die Transformation will Volkswagen dadurch beschleunigen.

„Wir bündeln die Kräfte unserer Marken und können Zukunftstechnologien so noch schneller skalieren und für möglichst viele Menschen verfügbar machen“, sagte Konzernchef Herbert Diess. Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gebe Volkwagen Rückenwind für die Beschleunigung der Transformation.

Bei Volkwagen geht es derzeit Schlag auf Schlag. Zu Wochenanfang hatte der Konzern bereits angekündigt, in großem Stil auch Batteriezellen selbst herzustellen. Dazu sollen allein in Europa bis zum Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einem Energiegesamtwert von 240 Gigawattstunden im Jahr hochgezogen werden. Branchenexperten rechnen damit, dass dafür mindestens zwölf Milliarden Euro investiert werden müssen. Außerdem will VW mit Partnern die Zahl der öffentlichen Schnell-Ladestationen europaweit bis 2025 auf 18.000 verfünffachen.

Den Ausblick für das laufende Jahr bekräftigte das Management. Demnach peilt Volkswagen eine operative Rendite am oberen Ende der prognostizierten Spanne zwischen fünf und 6,5 Prozent an. In den Folgejahren will Volkswagen „schnellstmöglich“ wieder eine Rendite zwischen sieben und acht Prozent erzielen. Im Corona-Jahr 2020 hatte der Konzern dank der Erholung in der zweiten Jahreshälfte und seines starken China-Geschäfts einen operativen Gewinn vor Sondereffekten von 10,6 Milliarden Euro erzielt. Das sind zwar 45 Prozent weniger als im vorangegangenen Rekordjahr, aber deutlich mehr als Analysten und Volkswagen selbst erwartet hatten.

Credit Suisse meldet guten Jahresstart – Millionen-Rückzahlung von Greensill

Die schweizerische Großbank Credit Suisse meldet trotz drohender Belastungen durch die Insolvenz ihres Geschäftspartners Greensill Capital einen starken Start ins neue Jahr. Sie habe im Januar und Februar den höchsten Vorsteuergewinn der vergangenen zehn Jahre erzielt, teilte die Credit Suisse anlässlich einer Investorenkonferenz am Dienstag in Zürich mit. Dabei profitiere die hauseigene Investmentbank von einem guten Kapitalmarkt- und Handelsgeschäft. Auch in der Vermögensverwaltung laufe es gut, die Kunden seien sehr aktiv. Die Kreditausfälle blieben unterdessen trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Covid-19-Pandemie gering.

Unterdessen versucht die Bank den Schaden durch die Insolvenz von Greensill Capital für sich und ihre Kunden in Grenzen zu halten. Bei der Abwicklung der zusammen mit Greensill Capital erstellten Lieferketten-Finanzierungsfonds liege die Priorität weiterhin auf den Rückzahlungen an die Anleger hieß es. Dabei arbeite die Credit Suisse mit Greensills Insolvenzverwalter zusammen. Bisher seien Auszahlungen von insgesamt 3,1 Milliarden Dollar erfolgt. Insgesamt umfassten die vier Fonds Anfang März Vermögen von 10 Milliarden US-Dollar.

Von den 140 Millionen Dollar, die die Credit Suisse Greensill Capital als besicherten Kredit gewährt hat, wurden den Angaben zufolge bisher 50 Millionen Dollar zurückgezahlt. 90 Millionen Dollar stehen noch aus. Diese Angelegenheit befinde sich noch „in einer frühen Phase“, hieß es. Allerdings könnten der Credit Suisse in diesem Zusammenhang „möglicherweise Kosten entstehen“. Die gesamten Zahlen zum ersten Quartal will die Bank wie geplant am 22. April veröffentlichen.

Zalando steigert Gewinn deutlich

Europas größter Online-Modehändler Zalando hat seinen Gewinn in der Corona-Krise deutlich gesteigert. Das Nettoergebnis kletterte 2020 um mehr als das Doppelte auf rund 226 Millionen Euro nach knapp 100 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Berliner Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Dax-Anwärter profitiert davon, dass immer mehr Menschen angesichts vielerorts geschlossener Läden im Internet ihre Kleidung kaufen und nach Hause liefern lassen. Die Zahl der Kunden stieg um ein Viertel auf inzwischen 38,7 Millionen. Dies ließ den Umsatz im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf acht Milliarden Euro klettern.

Nun setzt sich Zalando auch mittelfristig höhere Ziele. Bis 2025 soll das Bruttowarenvolumen (Gross Merchandise Volume, GMV) auf mehr als 30 Milliarden Euro zulegen. Das entspricht fast einer Verdreifachung im Vergleich zu 2020, als es bei 10,7 Milliarden lag.

RWE leidet unter Wetterkapriolen in den USA

Der Energiekonzern RWE rechnet wegen des extremen Kälteeinbruchs in den USA vor einigen Wochen im laufenden Jahr mit einem geringeren Ergebnis. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf 2,65 bis 3,05 Milliarden Euro sinken. Die Dividende will der Konzern wegen der guten Finanzlage im laufenden Jahr allerdings erhöhen: Die Aktionäre sollen für 2021 je Aktie 0,90 Euro erhalten. Der Ausblick entspricht in etwa den Erwartungen der Analysten, nur beim bereinigten Ebitda lagen die Schätzungen ein wenig höher. RWE-Papiere sanken auf Tradegate um 0,2 Prozent.

Fraport findet nicht aus den schwierigen Gewässern heraus

Der Geschäftseinbruch und der Abbau Tausender Arbeitsplätze in der Corona-Krise haben den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport 2020 tief in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Verlust von knapp 658 Millionen Euro nach einem Gewinn von rund 421 Millionen ein Jahr zuvor. Auch für das neue Jahr sagt Vorstandschef Stefan Schulte rote Zahlen voraus. So erwartet er an Deutschlands größtem Flughafen in diesem Jahr unter 20 bis 25 Millionen Passagiere und damit weniger als noch im Herbst vorausgesagt. Die Fraport-Anteilsscheine fielen auf Tradegate um 1,4 Prozent.

Wacker Chemie zeigt sich robust

Wacker Chemie traut sich wegen der fortgesetzten Konjunkturerholung und guter Geschäfte mit der Solarindustrie 2021 ein Umsatz- und Gewinnplus zu. Konzernchef Rudolf Staudigl rechnet mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Nach einem deutlichen Rückgang im Corona-Jahr 2020 soll der operative Gewinn am oberen Ende der Spanne etwas über dem Niveau von 2019 liegen. Analysten hatten bereits auf deutlichen Gegenwind durch steigende Rohstoffkosten verwiesen. Die Wacker-Aktien büßten auf Tradegate 2,9 Prozent ein.

Software AG zahlt Dividende

Trotz eines deutlichen Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr schlägt die Software AG eine stabile Dividendenzahlung vor. Mit 0,76 Euro je Aktie soll die Ausschüttung für 2020 genau so hoch sein wie im Jahr davor. Damit erhöhe sich die Ausschüttungsquote gemessen am freien Barmittelzufluss und dem Konzernüberschuss, hieß es. Das Management betrachte dies als vorübergehenden Effekt wegen der Umstellung des Geschäftsmodells auf Abonnement-Erlöse. Auf Tradegate stiegen die Papiere um 0,7 Prozent.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: MDart10 / Shutterstock.com

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