Dax geht tiefrot aus dem Handel – Anleger verlieren aufgrund desaströser Wirtschaftsdaten die Nerven – Herbe Abschläge vor allem im Autosektor

onvista · Uhr

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Mittwoch nach der jüngsten Rally im großen Stil Kasse gemacht. Die Spekulation darüber, dass es die Bundesregierung in der Viruskrise mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen nicht so eilig hat, ließ den Dax  im Tagesverlauf deutlich absacken. Als Belastung hinzu kamen am Nachmittag desaströse Konjunkturdaten aus den USA, so dass der deutsche Leitindex 3,90 Prozent tiefer bei 10.279,76 Punkten schloss. Seit dem Tief des Corona-Crashs Mitte März hat er dennoch um rund ein Viertel zugelegt. Der MDax der mittelgroßen Werte fiel zur Wochenmitte um 2,91 Prozent auf 21.722,09 Zähler.

Zuletzt war steigender Optimismus, dass sich die Pandemie stabilisiert und Lockerungen der Virusmaßnahmen möglich werden, das Hauptthema an den Finanzmärkten. Nun sollen Kreisen zufolge die seit Wochen geltenden Kontaktbeschränkungen für die Menschen in Deutschland grundsätzlich bis mindestens 3. Mai verlängert werden. Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern können demnach unter Auflagen ab Montag wieder öffnen.

Belastet von der Corona-Krise waren im März die viel beachteten US-Einzelhandelsumsätze zum Vormonat so stark ein wie noch eingebrochen. Darüber hinaus trübte sich die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York im April in einem noch nie dagewesen Ausmaß ein. Der Empire-State-Index sackte auf ein Rekordtief und signalisierte einen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität. „Die Konjunktursorgen werden durch die Daten größer“, schrieb Analyst Patrick Boldt von der Landesbank Helaba.

Charttechnisch glauben Experten, dass die Luft nach dem jüngsten Anstieg für den Dax dünner geworden ist. Das Absinken unterhalb des Kursbereichs von 10.500 Punkten deutet laut dem Marktexperten Andreas Lipkow von der Comdirect Bank auf einen Bruch des zuletzt spürbaren kurzfristigen Erholungstrends hin.

Spuren der Pandemie zeigen sich am Mittwoch auch in der beginnenden Berichtssaison der US-Unternehmen, die laut Lipkow keine guten Signale an die Finanzmärkte sendet. So hatten erneut Großbanken von Gewinneinbrüchen im ersten Quartal berichtet, nachdem JPMorgan am Vortag schon keine positive Duftmarke gesetzt hatte. Papiere aus dem Bankensektor gehörten am Mittwoch europaweit zu den größten Verlierern, jene der Deutschen Bank knickten am Dax-Ende um mehr als neun Prozent ein. Im MDax büßten die Anteilscheine der Commerzbank fast zehn Prozent ein.

In den wichtigsten Aktienindizes ebenfalls weit hinten tauchten auch die zuletzt bevorzugten Aktien aus zyklischen Branchen wie etwa dem Autosektor auf. Dort rechnet Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler in diesem Jahr mit dem vermutlich größten Einbruch seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Papiere von BMW, Volkswagen (VW), Daimler und dem Zulieferer Continental fielen um bis zu sieben Prozent.

Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 3,75 Prozent auf 2808,20 Punkte ab. Der französische Leitindex Cac 40 schloss ähnlich deutlich im Minus, während der Londoner FTSE 100  rund 3 Prozent verlor. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Börsenschluss 2,7 Prozent tiefer.

Der Euro verlor im Zuge der Risikoscheu der Anleger an Boden. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0903 (Dienstag: 1,0963) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9172 (0,9122) Euro. Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen, der Rentenindex Rex legte um 0,28 Prozent auf 144,64 Punkte zu. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,43 Prozent. Der Bund Future gewann 0,71 Prozent auf 172,58 Punkte.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: H-AB Photography / Shutterstock

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