Dax: Helaba äußert charttechnische Bedenken – 21-Tage-Trendlinie bleibt Hindernis ++ Teamviewer: Weiter starker Wachstumskurs trotz teurem Sponsoring ++ Ebay: Online-Händler erwägt Bitcoin als Zahlungsmittel

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mit einem zögerlichen Start dürften sich die moderaten Schwankungen des Dax unterhalb des Rekordhochs von 15.501 Zählern im heutigen Handfel fortsetzen. Zum Wochenanfang hatte der deutsche Leitindex noch 0,7 Prozent zugelegt. Zuvor hatte der Dow Jones Industrial an der Wall Street nach dem Handelsschluss in Europa einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben. Noch scheine der Dax ein recht stabiles Niveau gefunden zu haben, um die laufende Konjunkturerholung und Besserung der Profitabilität der Unternehmen zu würdigen, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Mit Beginn einer schwächeren Börsenphase könnte dem Markt aber eine erste Trendumkehr bevorstehen.

Helaba-Analysten sehen charttechnische Hürden

Laut der Landesbank Helaba ist es beachtenswert, wie beharrlich sich der Dax in den vergangenen Wochen oberhalb der 15.000er Marke gehalten hat. Charttechnisch haben die Experten der Landesbank aber nun ihre Bedenken, zumal es dem Dax erneut nicht gelungen sei, die kurzfristig relevante 21-Tage-Durchschnittslinie nachhaltig zu überwinden. Sie verwiesen auch auf die Saisonalität: Gemäß der Börsenweisheit „Sell in May and go away“ soll der Mai ein guter Monat sein für einen vorübergehenden Rückzug.

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Analyst Thomas Altmann sieht derweil steigende Kapitalmarktzinsen als Gefahr für Aktien: „Aktienanleger blicken mit zunehmender Sorge auf den Rentenmarkt. 30-jährige Bundesanleihen haben am Montag zeitweise so hoch rentiert wie zuletzt im Juli 2019“. Höhere Zinsen seien für Unternehmen und Staaten gleichermaßen eine Bedrohung. Mit steigenden Zinsen koste die Finanzierung der beschlossenen Konjunkturpakete deutlich mehr als ursprünglich prognostiziert.

Infineon profitiert vom Chip-Boom

Auf Unternehmensseite gaben einmal mehr Quartalsberichte Impulse – unter anderem für die Infineon-Aktien. Der Chip-Boom lässt den Halbleiterhersteller optimistischer auf das gesamte Geschäftsjahr blicken. Das Münchner Unternehmen sagte am Dienstag einen Umsatz von elf Milliarden Euro für die zwölf Monate bis Ende September voraus, wenn der Dollar einigermaßen stabil bleibt, und ist damit etwas zuversichtlicher als noch im Februar. Auch die Umsatzrendite soll sich mit 18 Prozent etwas besser entwickeln als zuletzt angenommen. „In den meisten Anwendungsfeldern übersteigt der Bedarf das Angebot deutlich“, sagte Infineon-Chef Reinhard Ploss. Engpässe seien allerdings in den Bereichen erkennbar, in denen Infineon auf Zulieferer angewiesen sei. Im dritten Quartal dürften zudem die Folgen des zeitweiligen Stillstands des Werks in Austin im US-Bundesstaat Texas das Umsatzwachstum dämpfen.

Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres lag der Umsatz bei 2,7 Milliarden Euro und damit rund ein Drittel höher als vor Jahresfrist. Das Segmentergebnis schnellte um 72 Prozent nach oben auf 470 Millionen Euro. Beide Kennzahlen fielen etwas besser aus als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten. Der Konzernüberschuss verbesserte sich um 14 Prozent auf 203 Millionen Euro. An der Börse legten die Aktien im vorbörslichen Handel 1,7 Prozent zu.

Vonovia trotzt Pandemie-Folgen – Operativer Ertrag steigt deutlich

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia ist auch zu Jahresbeginn ohne Blessuren durch die Corona-Pandemie gekommen. Im ersten Quartal erhöhte sich der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group FFO) – die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer – vor allem durch organisches Wachstum wie Neubau und Modernisierung von Wohnungen um 14,1 Prozent auf 382,9 Millionen Euro, wie der Bochumer Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. „Unser Geschäftsmodell zeigt sich weiterhin krisenfest und widerstandsfähig“, sagt Vonovia-Chef Rolf Buch. Seine Jahresprognose bestätigte der Konzern. Für 2021 peilt Vonovia damit weitere Zuwächse an: Der Group FFO werde von fast 1,35 Milliarden Euro auf rund 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro zulegen, stellte Vonovia erneut in Aussicht.

Softwarehaus Teamviewer bleibt auf Wachstumskurs

Das schwäbische Softwarehaus Teamviewer bleibt auch nach dem Boom zu Beginn der Corona-Krise auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal legten die abgerechneten Umsätze (Billings) währungsbereinigt um 26 Prozent auf 146,6 Millionen Euro zu, wie Teamviewer am Dienstag mitteilte. Dies lag leicht über den Erwartungen von Analysten. „Das ist ein außerordentlich gutes Ergebnis und zeigt, dass das, was wir verkaufen, gebraucht wird“, sagte Firmenchef Oliver Steil der Nachrichtenagentur Reuters. Im vergangenen Jahr lag das Plus bei den Billings im Jahresschnitt noch bei 44 Prozent.

Im Gesamtjahr sollen die Billings des Anbieters von Fernwartungssoftware zwischen 585 und 605 Millionen Euro liegen, was einem Plus von rund 27 bis 31 Prozent zum Vorjahr entsprechen würde. „Das Wachstum kommt zum einen dadurch, dass wir inzwischen mehr Lösungen anbieten und auch weiterhin Neukunden gewinnen“, sagte Steil. Teamviewer hat in den vergangenen zwölf Monaten drei kleinere Übernahmen gestemmt und damit unter anderem seine Anwendungen für virtuelle Realitäten ausgebaut.

Schlagzeilen machten jedoch vor allem zwei Sportsponsoring-Verträgen. Zum einen hat sich das Unternehmen einen Platz auf den Trikots des englischen Fußball-Rekordmeisters Manchester United gesichert und zum anderen auf den Formel-Eins-Wagen von Mercedes. „Das wird sich auszahlen“, sagte Steil. „Wenn wir unsere Anwendungsfälle im Sportbereich zeigen können, sind das große Würfe, die uns nach vorn bringen.“ Somit müsse Teamviewer nicht in jedem Land und Medium einzeln Werbung machen.

Das krachend geplatzte Fußball-Projekt einer europäischen Super League, an dem sich ursprünglich auch Manchester United beteiligen wollte, bezeichnete Steil als „nicht optimal“. Allerdings beginge die Partnerschaft mit Teamviewer erst in der neuen Saison. Es gebe inzwischen viele Gespräche mit Fans, um die Lage zu beruhigen, sagte Steil.

Wegen der Sponsoring-Verträge macht Teamviewer zumindest in diesem Jahr Abstriche bei den Ergebnisprognosen und rechnet mit einer bereinigten Ebitda-Marge zwischen 49 und 51 Prozent statt zuvor 55 bis 57 Prozent. Im ersten Quartal kletterte das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 22 Prozent auf 90 Millionen Euro.

Osram-Mehrheitseigner AMS mit robuster Nachfrage im ersten Quartal

Der österreichische Sensorhersteller und Osram-Mehrheitseigner AMS ist robust ins Jahr 2021 gestartet. Der Umsatz lag im saisonal meist schwächeren ersten Quartal zwar unter jenem des Vorquartals, die Nachfrage an den Endmärkten sei aber gut, teilte AMS am Dienstag in Premstätten in der Steiermark mit.

Der Umsatz der Gruppe, also inklusive des übernommenen Münchner Lichtkonzerns Osram, lag nach drei Monaten bei 1,55 Milliarden US-Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro) und damit im Rahmen der Erwartungen der Analysten. Aufgrund des Osram-Zukaufs seien vergleichbare Vorjahreszahlen nicht verfügbar, hieß es. Gegenüber dem starken Vorquartal sanken die Erlöse aber um 9 Prozent. Künftig soll das kombinierte Unternehmen AMS Osram heißen.

Das Geschäft von AMS basiere auf einer gesunden Gesamtnachfrage ungeachtet der Saisonalität im Consumer-Geschäft, teilte das Unternehmen weiter mit. Dort beliefert AMS unter anderem Smartphone-Hersteller wie Apple mit Lösungen. Eine starke Nachfrage habe es zudem aus der Automobilbranche gegeben. Die AMS-Aktien werden an der Schweizer Börse in Zürich gehandelt.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) der gesamten Gruppe belief sich in den ersten drei Monaten des Jahres auf 172 Millionen Dollar. Die entsprechende Marge lag bei 11 Prozent nach 17 Prozent im Vorquartal. Unter dem Strich stand ein bereinigter Nettogewinn von 89 Millionen Dollar, unbereinigt jedoch sogar ein kleines Minus von 2 Millionen Dollar.

Im laufenden zweiten Quartal rechnet die Gruppe mit einem Umsatz im Bereich von 1,43 bis 1,53 Milliarden Dollar und damit weniger als im Vorquartal. Die bereinigte operative Marge (Ebit) wird bei 7 bis 10 Prozent erwartet.

Weitere Meldungen:

Qiagen: Für die Papiere des Diagnostikkonzerns Qiagen ging es im MDax vorbörslich um 0,9 Prozent hoch. Am Markt hieß es, sowohl der im ersten Quartal erzielte Umsatz als auch der Gewinn je Aktie lägen über den Erwartungen. Einem Händler zufolge ist es aber ein Wermutstropfen, dass der Ausblick nicht angehoben wurde.

Siemens Healthineers: Für vorbörsliche Kursgewinne bei Siemens Healthineers, die auf Tradegate um 0,6 Prozent stiegen, sorgte eine Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank. Analyst Falko Friedrichs sieht die Medizintechniker vor einem starken Gewinnwachstum und glaubt, dass der bereits erhöhte Unternehmensausblick konservativ ist.

Ebay: Die Internet-Handelsplattform Ebay erwägt die Einführung von Zahlungen mit Digitalgeld wie Bitcoin. „Wir sehen uns weiter nach anderen Möglichkeiten wie Kryptowährungen um“, sagte Vorstandschef Jamie Iannone am Montag (Ortszeit) dem Finanzsender CNBC. Ebay habe sein Zahlungsspektrum bereits erweitert und akzeptiere mittlerweile etwa Apple oder Google Pay, weiteren Alternativen stehe das Unternehmen stets aufgeschlossen gegenüber. Die Aktie reagierte im späten US-Handel mit deutlichen Kursgewinnen. Es ist nicht der erste Krypto-Flirt des US-Konzerns. „Digitalwährungen werden sich zu einer sehr mächtigen Sache entwickeln“, hatte der frühere Ebay-Chef John Donahoe der „Financial Times“ bereits im November 2013 gesagt und sich Bitcoins als Zahlungsmittel gegenüber offen gezeigt. Die Pläne verliefen jedoch im Sande und knapp zwei Jahre später verließ Donahoe Ebay. Zum Konzern gehörte seinerzeit aber auch noch Paypal – bei dem 2015 abgespaltenen Online-Bezahldienst sind Kryptowährungen inzwischen anerkannt.

Hellofresh: Der Kochboxenversender Hellofresh profitiert weiter von den Corona-Maßnahmen und ist wie erwartet überraschend stark in das Jahr gestartet. In den ersten drei Monaten des Jahres habe sich der Umsatz auf 1,44 Milliarden Euro im Vergleich mit dem Vorjahr mehr als verdoppelt, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um 152 Prozent auf 159 Millionen Euro nach oben geschnellt. Die Zahlen liegen damit in der Spanne, die der Konzern bereits Mitte April in Aussicht gestellt hatte. Den guten Start in das Jahr hatte der Vorstand damals zum Anlass genommen, um seine Prognose zu erhöhen. So peilt das Management ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum zwischen 35 und 45 Prozent sowie eine Ebitda-Marge von 10 bis 12 Prozent an.

Koening & Bauer: Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer erholt sich weiter von der Corona-Krise. Die Kunden seien weniger zurückhaltend, deshalb sei im ersten Quartal auch der Auftragseingang im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf 286 Millionen Euro gestiegen, teilte der SDax-Konzern am Dienstag in Würzburg mit. Die Zurückhaltung der Kunden im Corona-Jahr 2020 spürte das Unternehmen indes beim Umsatz: Der fiel zum Jahresstart um knapp 8 Prozent auf 243,5 Millionen Euro. Dennoch konnte der Konzern seinen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) dank Sparmaßnahmen etwas verringern. Das Minus lag in den ersten drei Monaten des Jahres nur noch bei 8,9 Millionen Euro nach minus 17 Millionen im Vorjahr. Unterm Strich blieb ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von 11,8 Millionen nach einem Verlust von 19,2 Millionen im ersten Quartal 2020. Seine Prognose bestätigte der SDax-Konzern am Dienstag: Beim Umsatz peilt er 2021 weiterhin einen Zuwachs aus eigener Kraft um etwa 4 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro an. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll dank des Sparkurses ausgeglichen sein.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: gopixa / Shutterstock.com

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