Deutsche Bank: Corona-Pandemie gefährdet Sparziele nicht ++ Shop Apotheke: Erlöse und Kundenzahl wächst kräftig weiter ++ Commerzbank: Chefwechsel wird freundlich aufgenommen

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Der deutsche Leitindex startet mit viel Schwung in die zweite Jahreshälfte. Nachdem er bereits gegen Ende der vergangenen Handelswoche wieder Fahrt aufgenommen hatte, legt er heute noch eine Schippe obendrauf. Und nimmt die Marke von 12.800 Punkten ins Visier.

Der deutsche Leitindex zieht im frühen Handel um 2,0 Prozent auf 12.778,74 Punkte an und näherte sich damit wieder seinem bisherigen Hoch nach dem Corona-Crash von 12 913 Punkten von Anfang Juni.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gewann 1,65 Prozent auf 27 038,65 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 2,00 Prozent nach oben.

An den fernöstlichen Börsen ging es vor allem in Festlandchina mit den Kursen kräftig aufwärts. Angefeuert wurde die Rally von einem Bericht der chinesischen Finanzzeitung „Securities Times“, in dem Reformen des Aktienmarktes und eine hohe Liquidität als positiv für Aktien herausgestellt wurden. Dort hieß es ferner, eine „gesunde“ Rally an Chinas Börsen sei nach der Corona-Pandemie nun noch wichtiger für eine Erholung der Wirtschaft als zuvor.

Deutsche Bank: Umbau kommt wie geplant voran

Der geplante Stellenabbau beim Frankfurter Finanzinstitut könnte in diesem Jahr wegen der Corona-Krise etwas geringer ausfallen als zunächst gedacht. Am Ziel, die Stellenzahl bis Ende 2022 um etwa 18.000 auf 74.000 zu reduzieren, ändere aber auch die Corona-Pandemie nichts, sagte Finanzvorstand James von Moltke der „Financial Times“ (Montag) und bekräftigte damit Aussagen von Konzernzchef Christian Sewing bei der Hauptversammlung im Mai. Wegen der Corona-Krise habe es eine zirka sechs Wochen lange Pause bei einigen Restrukturierungsmaßnahmen wie dem Stellenabbau gegeben.

„Ich kann ihnen derzeit nicht sagen, ob wir diese Verlangsamung in der zweiten Jahreshälfte aufholen können“, sagte der jetzt seit rund drei Jahren amtierende Finanzvorstand der „FT“. Nach Informationen der Zeitung sollte die Zahl der Vollzeitstellen in diesem Jahr um 4000 gesenkt werden. In den ersten drei Monaten habe die Bank mit dem Abbau von rund 1000 Stellen pro Quartal im Plan gelegen. Doch im zweiten Quartal sei es wegen der Corona-Krise nicht in diesem Tempo weitergegangen. Dies sei jedoch nur eine Auszeit gewesen.

Die Bank sei trotz den Corona-Folgen weiter auf Kurs zu ihren Sparzielen sowohl für dieses Jahr als auch bis Ende 2022. Bis dahin soll die Kostenbasis um 5,8 Milliarden Euro niedriger sein als zum Zeitpunkt der Ankündigung des harten Sanierungskurses im Juli 2019, kurz nachdem die Fusion mit der Commerzbank gescheitert war. Nach „FT“-Informationen sollen davon rund zwei Milliarden Euro in diesem Jahr realisiert werden. Mit dem harten Sparkurs will die Bank endlich wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

2019 hatte es wegen der immensen Kosten für den Konzernumbau das fünfte Verlustjahr in Folge gegeben – und auch 2020 wird es unter anderem wegen der hohen Risikovorsorge für Kreditausfälle infolge der Corona-Krise erneut ein Minus geben. Mit der vor einem Jahr angekündigten Sanierung habe die Bank aber jetzt die Wende geschafft. Es sei aber noch nicht die Zeit um Siegerrunden zu drehen. Am Kapitalmarkt wurde der Kurs zuletzt honoriert. Nachdem die Deutsche-Bank-Aktie in den vergangenen Jahren meist zu den größten Verlierern im Dax gehört hatte, legte sie in den vergangenen zwölf Monaten um rund ein Fünftel zu.

Shop-Apotheke: Geschäfte brummen weiter – Kundenzahl steigt kräftig

Der Online-Arzneimittelhändler ist im zweiten Quartal in der Corona-Krise kräftig gewachsen. Im Zeitraum April bis Juni sind die Erlöse vorläufigen Berechnungen zufolge um 42 Prozent 233 Millionen Euro gestiegen, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montag in Venlo mitteilte. Angesichts der Kapazitätsgrenzen an unserem derzeitigen Standort in Venlo könnte sich das Wachstum in den kommenden zwei Quartalen jedoch möglicherweise temporär leicht abschwächen, erklärte Finanzchef Jasper Eenhorst.

Auch bei den Kundenzahlen profitierte das Unternehmen davon, dass gerade in der Corona-Krise immer mehr Waren online bestellt werden. Die Anzahl aktiver Kunden hat sich bis zum Stichtag 30. Juni auf 5,5 Millionen erhöht, hieß es weiter. Dies sei ein Zuwachs um eine halbe Million im Vergleich zum Ende des ersten Quartals 2020 und um 800 000 im bisherigen Jahresverlauf.

Der vollständige Zwischenbericht für das erste Halbjahr soll am 6. August veröffentlicht werden.

Gerresheimer: Interview lässt Aktie weiter steigen

Die Aktien von Gerresheimer haben am Montag ihre Rekordjagd fortgesetzt. Die Papiere profitierten von einem positiv aufgenommenen Interview mit dem Vorstandschef und starten mit einem deutlichen Plus in die neue Handelswoche.

Der Verpackungshersteller rüstet sich schon jetzt für einen möglichen Corona-Impfstoff. „Wir haben in Glasform-Maschinen investiert, haben unsere Kapazitäten aufgebaut. Die Produktion läuft jetzt schon auf vollen Touren“, sagte Vorstandschef Dietmar Siemssen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Händler werteten die Nachricht leicht positiv, auch wenn sie nicht sehr überraschend sei.

Kurz & knapp:

Commerzbank: Aktien der zweitgrößten deutschen Bank haben im starken Marktumfeld zum Wochenauftakt deutlich zugelegt. Vorstandschef Martin Zielke machte am Freitag überraschend den Weg frei für einen Neuanfang an der Konzernspitze spätestens Ende des Jahres. Börsianer gehen aber davon aus, dass das Machtvakuum sehr schnell gefüllt wird, zumal auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann sein Mandat niederlegt. Sonst würde zu viel wertvolle Zeit im Umbau riskiert, hieß es. Angesichts des Chefwechsels könnten auch Übernahmespekulationen wieder hochkochen.

# Commerzbank: Chef Zielke macht Weg frei für Neuanfang

L’Oreal: Der französische Kosmetikkonzern rechnet in seinem Stammgeschäft mit einer schnellen Erholung von den Corona-Belastungen. „Wir haben keine Nachfragekrise, sondern eine Versorgungskrise“, sagte Konzernchef Jean-Paul Agon im Gespräch der „Welt am Sonntag“. „Seit es Lockerungen gibt und Geschäfte wieder öffnen dürfen, legen die Verkäufe deutlich zu, allen voran in China“, sagte der Manager dem Blatt. „Ich bin daher zuversichtlich für das zweite Halbjahr – immer vorausgesetzt, die Pandemie kehrt nicht nochmal mit Wucht zurück.“ Kosmetik sei ein kleines Stück Alltagsluxus, das sich die Menschen leisten wollten.

Auch der weltgrößte Kosmetikhersteller war hart von der Krise getroffen worden. „Es ist klar, dass in der schwierigsten Zeit, ich würde sagen im April und Mai, viele Geschäfte geschlossen waren. Das hat sich natürlich auf unser Geschäft ausgewirkt“, sagte Agon. Details nannte er nicht, die Zahlen zum zweiten Quartal legen die Franzosen am 30. Juli vor. In den ersten drei Jahresmonaten hatte der Konzern bereits einen Umsatzrückgang verzeichnet.

Lloyds: Nicht nur die Commerzbank muss sich auf die Suche nach einem neuen Chef machen. Auch die britische Großbank muss sich nach einem neuen Chef umschauen. Der amtierende Bankchef Antonio Horta-Osorio will im Jahr 2021 abtreten, wie die Bank am Montag in London mitteilte. Als Zieldatum für einen Wechsel sei Ende Juni nächsten Jahres vereinbart worden, damit es einen reibungslosen Übergang gibt.  Zeitgleich hat Lloyds auch eine Neubesetzung an der Spitze des Verwaltungsrats bekanntgegeben. Hier wird Lord Blackwell im Laufe des nächsten Jahres seinen Stuhl räumen. Als Nachfolger wurde Robin Budenberg berufen. Budenberg kommt aus der Bankenwelt und hat in der Finanzkrise und bei deren Aufarbeitung für die Regierung gearbeitet. Lloyds hat die Corona-Pandemie im ersten Quartal schmerzhaft zu spüren bekommen und musste die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle deutlich hochfahren. Bankchef Horta-Osorio hatte aus diesem Grund seine bisherigen Geschäftsziele gestrichen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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