Deutsche Bank: Fusion mit Wettbewerber nicht vor 2022 – erst die eigenen Hausaufgaben erledigen

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In Vergleich zu den amerikanischen Finanzinstituten ist klar, dass die europäische Konkurrenz deutlich hinterherhinkt. Wollen die Deutsche Bank und Co. nicht völlig den Anschluss verlieren, dann muss die EU-Banken größer werden. Aus eigener Kraft ist dies aber kaum noch möglich. Deswegen wird schon seit länger Zeit eine Konsolidierung der europäischen Banken angeregt. Allerdings scheinen sich größere Fusion schwierig zu gestalten.

So haben die Deutsche Bank und die Commerzbank Anfang vergangenen Jahres ja auch ein Zusammengehen ausgelotet, aber keinen gemeinsamen Weg gefunden. Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob die Schweizer Banken UBS und die Credit Suisse eine Fusion anstreben. Allerdings waren hier auch recht schnell Dementis auf dem Tisch. Die Deutsche Bank scheint zwar weiterhin an einem starken Partner interessiert zu sein. Allerdings dürften sich die Frankfurter frühestens in zwei Jahren auf die Suche machen.

Keine Pläne vor 2022

Sewing habe bei einer Strategie-Sitzung des Aufsichtsrats in den vergangenen Tagen erklärt, eine Großfusion sei vor 2022 kein Thema für die Deutsche Bank, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Im kommenden Jahr werde die Deutsche Bank noch mit ihrem Umbau beschäftigt sein und müsse ihre eigenen Hausaufgaben erledigen. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Sewing hat dem größten deutschen Geldhaus im vergangenen Sommer einen striken Sparkurs verordnet, der den Abbau von weltweit 18.000 Stellen vorsieht. So wird etwa das Investmentbanking geschrumpft und das Filialnetz in Deutschland ausgedünnt. Mit den in den vergangenen Jahren angehäuften Milliardenverlusten soll dann Schluss sein – 2020 strebt die Bank nach früheren Angaben zumindest vor Steuern schwarze Zahlen an.

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Zuletzt waren wieder Spekulationen über eine Konsolidierung im Bankensektor hochgekocht. In der Schweiz hatten Medien berichtet, die UBS arbeite an entsprechenden Plänen und habe eine „Wunschliste“ an Fusionspartnern, auf der auch die Deutsche Bank stehe. Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke hatte bei einer Investorenkonferenz erklärt, sein Haus bereite sich auf Fusionen vor und wolle Gelegenheiten am Schopf packen. Im Frühjahr 2019 hatte die Deutsche Bank ein Zusammengehen mit der Commerzbank ausgelotet, die Gespräche wurden nach ein paar Wochen aber abgeblasen.

Nach Meinung von UBS-Chef Sergio Ermotti sind Finanzaufseher mittlerweile offener für Zusammenschlüsse großer Banken. Seit der Finanzkrise 2008/09 warnen Aufsichtsbehörden vor zu großen Instituten, weil ein Zusammenbruch einer solchen Bank ungeahnte Folgen für das Finanzsystem hätte. Doch wegen des seit Jahren herrschenden Niedrigzinsumfelds steigt der Druck auf die Banken Kosten zu sparen und die Erträge zu erhöhen, was ihrer Ansicht nach durch Fusionen gelingen kann. Durch die Corona-Krise kommt nun zusätzlicher Druck. „Die Konsolidierung des europäischen Bankgeschäfts ist im Gange“, sagte Rechtsanwalt Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW. „Corona wird diesen Prozess beschleunigen. 2021 wird in dieser Hinsicht ein sehr interessantes Jahr werden.“

Redaktion onvista / Reuters

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