Ethereum rückt immer mehr ins Rampenlicht – kann die Kryptowährung Bitcoin vom Thron stoßen? Morgan Stanley sieht das Momentum klar bei ETH

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach den aufreibenden letzten Wochen befindet sich der Krypto-Markt weiterhin in der Schwebe. Bisher kämpft der Platzhirsch und Taktgeber Bitcoin weiterhin damit, auf charttechnischer Ebene wieder Oberwasser zu erhalten und zurück in bullisches Momentum zu finden, bisher jedoch ohne Erfolg. Das nahende, charttechnische Todeskreuz zwischen der 50- und der 200-Tage-Trendlinie bleibt eine unmittelbare Bedrohung.

Jüngste Versuche der Kryptowährung, sich zumindest wieder oberhalb der Marke von 40.000 Dollar zu etablieren, sind mit deutlichen Verlusten in den letzten drei Tagen gescheitert und momentan notiert Bitcoin mit knapp 37.900 Dollar wieder deutlich unter dieser psychologisch wichtigen Marke.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview


Ethereum rückt mehr und mehr ins Rampenlicht

In diesem Umfeld rückt der Fokus jedoch mehr und mehr auf die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum, die in letzter Zeit bereits eine Menge Aufmerksamkeit auch von institutioneller Seite auf sich ziehen konnte. Während Bitcoin in seiner Grundbeschaffenheit als dezentraler Wertspeicher und „digitales Gold“ im Kern doch recht langweilig ist, findet auf Ethereum als technischer Grundinfrastruktur der wirklich spannende Teil der Krypto-Welt statt, denn ein Großteil der aufstrebenden neuen „DeFi“-Projekte werden auf der Ethereum-Blockchain entwickelt und bilden dort das Ökosystem, dem von vielen Experten das Potenzial zugeschrieben wird, die traditionelle Finanzwelt durchzurütteln und massiv zu verändern.

Jüngst hat auch die US-Investmentbank Morgan Stanley ein ausführlicheres Statement zu Ethereum abgegeben und sieht für die Kryptowährung das Potenzial, den Branchen-Primus Bitcoin weiterhin deutlich outzuperformen. Denn blickt man auf die Entwicklung der beiden Assets seit Jahresanfang, dann hat Ethereum bisher mit einem Zuwachs von 217 Prozent deutlich die Nase vorn - Bitcoin verzeichnet nach dem Crash der letzten Wochen noch einen Zuwachs von 28 Prozent. Ethereum musste zwar vom bisher erreichten Rekord von über 4000 Dollar ebenfalls deutlich abgeben, hat sich jedoch seit Jahresanfang wesentlich besser gehalten.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview

onvista-Ratgeber: Sie wollen in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren, wissen jedoch nicht wie und wo? In unserem Ratgeber finden Sie alle wichtigen Infos zu Krypto-Börsen und allem, worauf man bei einem Krypto-Investment achten muss.

Warum Ethereum derzeit die Nase vorn hat

Morgan Stanley hat nun einige Faktoren genannt, die zur besseren Performance von ETH gegenüber BTC beisteuern. Vor allem sehen die Analysten den Energieverbrauch der Ethereum-Blockchain als großen Vorteil, „ETH gilt als grüner als Bitcoin“, heißt es in der Analyse. Derzeit verwendet Ethereum zwar mit dem sogenannten „Proof of Work“-Verfahren denselben Konsens-Mechanismus wie die Bitcoin-Blockchain, der Entwickler-Pool, der an der Weiterentwicklung von Ethereum beteiligt ist, arbeitet jedoch bereits seit Monaten daran, das Verfahren zur Aktualisierung und Validierung der Blockchain auf das sogenannte „Proof of Stake“-Verfahren umzustellen, einem Mechanismus, der nur ein Bruchteil der Rechenleistung benötigt, da dieser einen anderen Ansatz zur Validierung von Transaktionen verfolgt. Die Ethereum Foundation geht davon aus, dass der Prozess nach dem Update 99 Prozent weniger Energie benötigen wird als zuvor.

Ein erstes Upgrade des Ethereum-Protokolls steht mit dem sogenannten EIP-1559 Upgrade bereits unmittelbar bevor. Das Testnet, eine Umgebung, auf der Entwickler und generell Nutzer der Blockchain das Update testen können, soll in weniger als einer Woche live gehen. Das Upgrade für das Mainnet soll bald darauf folgen. Das Update wird die Gebührenstruktur der Blockchain massiv ändern und Ether, der Kryptowährung hinter Ethereum, einen potenziell deflationären Charakter geben, der den Wert massiv steigern lassen könnte. Gleichzeitig sollen die Transaktionsgebühren durch das EIP-1559 stark gesenkt werden.

Transaktionsgebühren als Hindernis

Die ausufernden Transaktionsgebühren werden als eines der größten Hindernisse für den weiteren Erfolg der Ethereum-Blockchain genannt. Vor allem in den letzten Monaten, in denen der Hype um Projekte aus dem Bereich Decentralized Finance und NFTs enorm gestiegen ist, haben auch die Transaktionsgebühren in extremen Maße zugelegt. Teilweise mussten für eine Transaktion umgerechnet über 100 Dollar gezahlt werden, was den Handel mit kleinen Beträgen komplett unrentabel gemacht hat. Die geplanten Upgrades für die Skalierung und die Gebührenstruktur der Ethereum-Blockchain könnten daher auch neuen Schwung in das DeFi-Ökosystem bringen.

Viele Projekte beginnen bereits, sich nach anderen Blockchains umzuschauen, die effizientere Infrastrukturen versprechen, darunter Projekte wie Polkadot oder Cardano. Bisher bleibt Ethereum jedoch die Infrastruktur, die einen Großteil des Krypto-Ökosystems an sich bindet. Und mit einer Verbesserung der Effizienz dürfte dies auch vorerst so bleiben, da die Konkurrenz was den Stand der Entwicklung und den Netzwerkeffekt angeht noch hinterherhinkt.

Ethereum als Bitcoin-Ersatz?

Obwohl Ethereum und Bitcoin im Grunde zwei sehr verschiedene Ansätze haben und innerhalb des Krypto-Sektors von vielen Marktbeobachtern nicht wirklich als direkte Konkurrenz angesehen werden, wächst die Narrative, dass Ethereum Bitcoin auch als Wertspeicher ablösen könnte, da aufgrund der anstehenden System-Upgrades der umweltbelastende Faktor für Ethereum komplett wegfallen könnte.

Bei Bitcoin ist eine Umstellung weg vom „Proof of Work“-Verfahren nicht realistisch vorstellbar, daher besteht hier die einzige Möglichkeit einer Verbesserung darin, die Art und Weise der Stromerzeugung für das Bitcoin-Mining auf erneuerbare Energien umzustellen. An dieser Front hat sich in den letzten Wochen bereits einiges getan, da China mit gesetzlichen Verboten eine Umsiedelung der Industrie in Gang gesetzt hat - weg von chinesischen Regionen mit billigem Kohlestrom und mehr in Richtung westlicher Regionen wie Amerika oder Kanada. An diesen Standorten wird beim Mining bereits massiv auf erneuerbare Energien gesetzt. Unter der Regie von MicroStrategie-CEO Michael Saylor und Elon Musk wurde zudem ein Mining Council für den nordamerikanischen Sektor ins Leben gerufen, der den Öko-Fokus auf Bitcoin-Mining forcieren soll.

Dennoch scheint die generell umweltfreundlichere Netzwerk-Struktur von Ethereum in Kombination mit dem innewohnenden Finanz-Ökosystem, welches von Monat zu Monat mehr Wert erzeugt, für viele Experten mehr Potenzial zu haben. Ethereum hat mit einer Marktkapitalisierung von derzeit 270 Milliarden Dollar nicht einmal halb soviel Wert auf sich vereint wie Bitcoin (derzeit 710 Milliarden Dollar). Jedoch hat Ethereum bereits massiv aufgeholt und rückt immer näher an den Branchenprimus heran. Während Bitcoin in besten Zeiten eine Marktdominanz bezogen auf den gesamten Sektor von mehr als 80 Prozent hatte, liegt die Marktdominanz derzeit nur bei knapp 44 Prozent. Ethereum hingegen vereint mittlerweile fast 17 Prozent auf sich. Angesichts des großen Potenzials, dass das Ökosystem dahinter bietet, dessen Anwendungsmöglichkeiten um ein Vielfaches größer sind als bei Bitcoin, ist ein Führungswechsel in den nächsten Jahren oder sogar Monaten nicht undenkbar.

Lesen Sie auch: onvista-Investment-Idee – Ethereum

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Wit Olszewski / Shutterstock.com

onvista-Ratgeber: Sie wollen in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren, wissen jedoch nicht wie und wo? In unserem Ratgeber finden Sie alle wichtigen Infos zu Krypto-Börsen und allem, worauf man bei einem Krypto-Investment achten muss.

Meistgelesene Artikel