Gold, Silber und die Minen: Märchenstunde oder realer Aufschwung?

Philip Klinkmüller · Uhr

Gold und der begleitende Markt Silber, jeweils mit den dazugehörigen Minenaktien, schieben sich in den letzten Wochen wieder stärker in den Fokus der Anleger. Die Anstiege zu Beginn des Jahres und den letzten 14 Tagen lassen viele wieder träumen. Der Edelmetallsektor ist ja von je her getrieben von der sprichwörtlichen Goldgräberstimmung. Die Faszination dieser Metalle hat seit den Tagen des Goldrausches am Klondike, oder den Zeiten in denen die spanische Armada den Goldhunger weltweit zu stillen versuchte, nichts eingebüßt.

Doch wie bei jedem Markt sind Träume und Hoffnung ein schlechter Ratgeber. Noch schlechter sieht es bei der fundamentalen Betrachtung dieser Märkte aus. Wir würden jedem sofort in der Aussage zustimmen, dass rein gemessen an der fundamentalen Verfassung unserer Welt, sowohl Gold als auch Silber viel zu billig sind. Doch leider läuft es so nicht. Die mathematischen Grundsätze eines Marktes lassen sich nun mal nicht aushebeln. Sowohl Gold als auch Silber haben gegenüber den Hochs im Jahr 2011 massiv korrigiert. Seit den Tiefs 2015 kommt der Markt auf der Oberseite aber nicht mehr über den Bereich von $1380 bei Gold und $22 bei Silber hinaus. Der Aufbruch von 2016 war schnell wieder verflogen.

Seither haben uns beide Metalle ziemlich gepeinigt, eine Seitwärtsrange jagte die nächste und auch bei den großen Minen-ETFs GDX und GDXJ sah es da nicht viel besser aus. Wer nicht individuelle Aktien selektiert hat, dem war hier wenig Freude vergönnt. Für jeden Schritt ging es meist wieder zwei zurück. So kamen auch in diesem Jahr die Kurse nach dem Anstieg wieder hart zurück. Wir hatten davor gewarnt und viel Unverständnis kassiert, da viele nach dem Ausbruch über $1300 und $16 den Markt schon wieder in einer Einbahnstraße sahen.

Zwischenzeitlich sind auch wir Long im Markt, dies betrifft Gold, Silber sowie GDX und GDXJ. Aber wir sehen die übergeordnete Entwicklung von diesem Sektor nach wie vor sehr kritisch. Insbesondere Gold hat es in den letzten 4 Jahren versäumt, einen sauberen Impuls zu formen. Zwar ist der Markt gestiegen, doch waren diese Bewegungen immer am Ende besser dreiteilig und damit korrektiv zu sehen als fünfteilig und damit für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung in Richtung neuer Allzeithochs sprechend.

Vereinfacht ausgedrückt, wir gehen primär davon aus, dass Gold sich hier noch immer in der Korrektur von den Hochs aus dem Jahre 2011 befindet und schlussendlich nochmal deutlich runter muss. Wobei klar mit Kursen unter $1000 zu rechnen wäre. Dies schließt aber nicht aus, weshalb wir aktuell auch Long in diesem Sektor unterwegs sind, dass es hier zu einer deutlichen Aufwärtsbewegung kommt, die wir ohne weiteres bis in den Bereich von $1585 laufen sehen. Zu vergleichbarem Potential kommen wir auch bei der Einschätzung von Silber und den Minenaktien.

Für das imminente Bild ergibt sich bei Gold, GLD und Silber folgende Einschätzung:

Wie mit dem Skalpell geschnitten läuft Gold im gestrigen Handel das 38.2%-Retracement an und kann sich von dort aus wieder klar nach Norden absetzen. Auch nach so vielen Jahren verliert die Analyse nach Elliott-Wellen und die dazu gehörigen Fibonacci-Zahlen ihre Faszination auf uns nicht. Wir gehen hier nun ganz klar davon aus, dass die Welle iv in Türkis hier ihren Abschluss gefunden hat. Final kann dies zwar erst bei einem Ausbruch über das letzte Hoch bei $1352.7 entschieden werden, doch dass wir hier lediglich eine b-Welle ausbauen, halten wir für eher unwahrscheinlich. Es ist zu diesem Zeitpunkt auch egal, da wir den Stopp für den Nachkauf jetzt einfach auf den Einstand gezogen haben. Sollte der Markt also nochmal zurückkommen, so kaufen wir halt nochmal günstiger nach.

Der GLD schafft es nicht ganz, die Präzision von Gold auf den Chart zu bringen und scheitert Millimeter über dem 38.2%-Retracement bei $124.65. Wer hier etwas mehr Marge eingerechnet hatte und jetzt drin ist, der kann nach der heutigen Handelseröffnung, die wahrscheinlich wieder mit einem Gap verläuft, den Stopp ebenfalls auf den Einstand ziehen.

Wir halten also fest, die erwartete Korrektur wird abgearbeitet und wir ziehen von dort aus nach Norden. Entsprechend erwarten wir eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Fallen wir nochmal unter die gestrigen Tiefs, blieben wir dennoch bullisch, müssten aber nochmal mit einer ausgedehnteren Korrektur rechnen.

Die Korrektur in Silber läuft den erwarteten Bereich an. So wollten wir Silber zwischen $14.70 und $14.45 sehen. Bei $14.62 dreht der Markt wieder nach Norden ab und verpasst damit nur um 2 Cent ein direktes Anlaufen des 61.8%-Retracements. Wir haben nach der bereits heute erfolgten Gegenreaktion nun davon auszugehen, dass wir hier die Welle (ii) abgeschlossen haben. Entsprechend ziehen wir die Stopps zu 50% auf den Einstandskurs, über $14.94 zu 100%.

Die nächsten imminenten Widerstände liegen nun bei $14.81 und $14.94. Wir können nun auch die Ziele der Welle (iii) projizieren und damit sollte spätestens auch dem Letzten klar sein, wo hier die Reise hingeht. Wenn die Welle (iii) nur die 161.8%-Extension anläuft, was für Silber eher konservativ ist, so liegt diese bereits bei knapp über $16. Für den weiteren Fortbestand der Welle (iii) müssen nun zwei Kriterien erfüllt werden, einerseits müssen final die $15.51 und das dortige 100%-Retracement überwunden werden, zum anderen darf der Markt nun nicht mehr unter $14.62 zurückfallen. Die Welle i in Pink der Welle (iii) in Türkis sollte nun wenigstens die $15.17 erreichen, ehe es in Welle ii nochmal einer Gegenbewegung und einem Nachkauf Chance geben wird.

Damit fassen wir zusammen, erfüllt Silber nun den weiteren Vormarsch nach Norden, so ist die Welle (ii) hier klar abgeschlossen. Imminent ist alles über $14.62 klar bullisch. Übergeordnet bleibt Silber auch bei Ausbau der Welle alt. (ii) über $14.265 klar in bullischem Terrain.

Ziehen wir also unser Fazit. Für uns befindet sich der Sektor klar in einer Aufwärtsbewegung, der wir aktuell aber nicht zutrauen, sich mittel- bis langfristig zu einem Angriff auf die Allzeithochs aufzuschwingen. Im Gegenteil, wir erwarten am Abschluss dieser Aufwärtsphase eine harte Abkehr nach Süden, die uns nochmals unter die Tiefs von 2015 führen wird. Ob dies in allen Werten der Fall sein wird, bleibt noch abzuwarten. In Gold stellt dies aber aktuell übergeordnet klar unsere primäre Erwartung dar. Ein vergleichbares Szenario haben wir bereits im WTI ÖL erlebt. Solche großen und komplexen Korrekturen sind also kein Einzelfall und vollkommen normal. Wir werden dennoch zunächst auf der Long-Seite engagiert bleiben, da das Potential auf Sicht der nächsten Monate dort klar am Größten ist.

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