Infineon: Cypress-Deal könnte von US-Regierung verhindert werden ++ Continental: Mehr Abstufungen lassen Aktie weiter fallen ++ Thyssenkrupp: Großauftrag an Land gezogen
Die Furcht vor der Coronavirus-Epidemie hat die Aktienmärkte nach einer kurzen Stabilisierungsphase am Freitag wieder fest im Griff. Der Dax ist zu Handelsbeginn weiter unter die Marke von 12.000 Punkten abgetaucht. Es zeichnet sich eine weitere Verlustwoche ab. In der Vorwoche hatte der Dax mehr als zwölf Prozent eingebüßt – es war die schwärzeste Woche seit dem durch die Schuldenkrise ausgelösten Börsencrash im August 2011. Vom Rekordhoch von Mitte Februar ist der Dax mittlerweile weit entfernt.
In New York war der Dow Jones Index am Donnerstag stark unter Druck geraten. Grund dafür war unter anderem, dass Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom wegen der Ausbreitung des Virus den Notstand ausgerufen hatte. Auch die Aktienmärkte in Asien melden Verluste, so verlor der japanische Leitindex Nikkei 225 mehr als zweieinhalb Prozent.
„Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus belastet die internationalen Aktienmärkte“, sagte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Bank Helaba. Zinssenkungen diverser Notenbanken und angekündigte Stützungsmaßnahmen zeigten kaum Wirkung.
China bleibt Deutschlands wichtigster Handelspartner
China ist 2019 das vierte Jahr in Folge in der wichtigste Handelspartner Deutschland gewesen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte wurde Waren im Wert von 205,7 Milliarden Euro zwischen beiden Staaten gehandelt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, die derzeit massiv unter den Folgen der Coronavirus-Epidemie leidet, ist seit 2015 ist das Land, aus dem die meisten Importe nach Deutschland kommen. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 109,7 Milliarden Euro aus China eingeführt, das waren 3,4 Prozent mehr als 2018.
Zugleich ist China ein wichtiger Absatzmarkt für Waren „Made in Germany“. Im vergangen Jahr lag das Exportvolumen bei 96 Milliarden Euro. Weiterhin angeführt wird das Ranking der wichtigsten Einzelmärkte für deutsche Exporteure von den USA, trotz aller handelspolitischen Störfeuer der Trump-Regierung. In die Vereinigten Staaten gingen Waren im Wert von 118,7 Milliarden Euro. Auf Platz zwei lag Frankreich mit 106,8 Milliarden Euro, gefolgt von China.
Continental trudelt weiter abwärts
Für Continental-Aktien ging es vorbörslich auf Tradegate um 2,5 Prozent erneut abwärts. Enttäuschende Gewinnziele des Autozulieferers hatten den Kurs am Vortag um mehr als zwölf Prozent einbrechen lassen. Das Bankhaus Metzler senkte das Votum für die Aktie auf „Verkaufen“. Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel von 119 auf 80 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Underweight“ belassen. Der Automobilzulieferer bekomme die Konjunkturschwäche über alle Segmente hin zu spüren, schrieb Analyst Jose Asumendi. Er kürzte seine Ergebnisschätzung für 2020 um rund 11 Prozent. Auf den bevorstehenden Veranstaltungen mit Investoren dürften die Hannoveraner die Umstrukturierung im Reifen- und Automobilgeschäft in den kommenden zwei Jahren erläutern.
US-Regierung stellt Infineon ein Bein
Der US-Präsident Donald Trump wurde Kreisen zufolge von Mitarbeitern der Regulierungsbehörde CFIUS davor gewarnt, die Übernahme von Cypress Semiconductors durch Infineon zu genehmigen. Die Behörde sehe in der Milliardenübernahme ein Sicherheitsrisiko für das Land, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Händler werteten dies negativ für Infineon, da man sich von der Übernahme von Cypress neue Produkte und auch Synergien versprochen hat, beispielsweise im Vertrieb. Auch stehe bereits weitgehend die Finanzierung des Deals. Die schlechte Nachricht treffe die Aktie in einer für die globale Chip-Branche ohnehin sehr schwierigen Zeit. Andererseits werde Infineon bei einem Scheitern der Akquisition möglicherweise selber wieder zu einem Übernahmekandidaten.
Thyssenkrupp schnappt sich neuen Großauftrag
Ein Konsortium um die Werftentochter von Thyssenkrupp hat in Brasilien den Zuschlag für den Bau von vier Korvetten erhalten. Die Verträge zwischen dem zuständigen brasilianischen Staatsunternehmen Emgepron und dem Konsortium Aguas Azuis seien unterzeichnet worden, teilte Thyssenkrupp am Donnerstag mit. Neben Thyssenkrupp Marine Systems gehören Embraer Defense & Securities und die Embraer-Tochter Atech zum Konsortium. Die Schiffe sollen zwischen 2025 und 2028 ausgeliefert werden. Zum Auftragswert äußerten sich die Unternehmen nicht. In brasilianischen Zeitungsberichten war von 9,1 Milliarden Real die Rede – umgerechnet 1,8 Milliarden Euro.
Die brasilianische Marine hatte das Konsortium vor einem Jahr als bevorzugten Bieter ausgewählt. Die Schiffe sollen vor Ort gefertigt werden. Für Thyssenkrupp Marine Systems ist der Auftrag ein wichtiger Erfolg, nachdem das Unternehmen zuletzt etwa beim Auftrag für Bundeswehr-Fregatten des Typs MKS 180 den Kürzeren gezogen hatte.
onvista/dpa-AFX/reuters
Titelfoto: 360b / Shutterstock.com
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