Krypto-Sektor: Ray Dalio sieht Potenzial in DeFi, Druckenmiller sieht in Kryptowährungen Dollar-Konkurrenz und Bloomberg-Experte ist optimistisch für BTC-ETF noch dieses Jahr

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bitcoin bleibt im Seitwärtsmodus, während der restliche Krypto-Sektor teilweise hohe Volatilität vorweist. Ethereum konnte heut ein weiteres Rekordhoch bei über 4.300 Dollar einfahren, korrigierte anschließend jedoch wieder ein wenig auf 4.200 Dollar. Große Kursgewegungen gibt es zudem im DeFi-Sektor. Die Second-Layer-Lösung Polygon, ein Infrastruktur-Projekt für die Ethereum-Blockchain, konnte heute ein Plus von 25 Prozent machen, auch DeFi-Plattformen wie Aave, Sushiswap oder Uniswap konnten heute zweistellige Kursgewinne verbuchen. Während die Bitcoin-Dominanz weiter fällt und derzeit bei noch 41 Prozent liegt, kann der restliche Markt weiter aufholen. Ethereum als größte Plattform vereint derzeit fast 20 Prozent der Marktdominanz auf sich.

Ray Dalio sieht Potenzial in DeFi

Ray Dalio hat sich in der Vergangenheit nur vorsichtig zum Thema Kryptowährungen geäußert, ist jedoch in seiner Tonalität von anfänglich starker Skepsis im Laufe der Zeit zu einer positiveren Sichtweise übergewechselt. Während des am Dienstag stattgefundenen „The Future of Everything Festival“ des Wall Street Journal hat er sich erneut zu Kryptowährungen geäußert und sie als „aufregend und unbekannt“ betitelt.

Er behält jedoch seine Vorsicht und warnte die Zuhörer, dass das größte eigene Risiko für den Krypto-Sektor sein eigener Erfolg werden könnte. „Keine Regierung will eine alternative Währung haben.“ Bereits in der Vergangenheit hatte er davor gewarnt, dass die Staaten bei einer weiteren Verbreitung von Kryptowährungen zunehmend auf regulatorischer Ebene tätig werden und dem weiteren Wachstum des Sektors vielleicht den Stecker ziehen könnten.

Jedoch sei er auch „sehr bullisch“ in Bezug auf das Potenzial des Sektors, ein digitaler Aufräum-Mechanismus zu sein, vor allem im Hinblick auf den Bereich Decentralized Finance (DeFi). Auch als Wertspeicher könne Krypto „wahrscheinlich für uns wichtig sein“, so der Investor. Der DeFi-Bereich bietet das Potenzial, die derzeitigen Probleme der Finanzwelt zu beheben und Handel ohne zentralen Zwischenhändler möglich zu machen. Es wird als eine Bedrohung für die traditionellen Finanzmärkte, aber auch als Innovation angesehen, die zur Verbesserung des Kaufs, Verkaufs und der Kreditvergabe an der Wall Street eingesetzt werden könnte.

Druckenmiller sieht in Kryptowährungen mögliche Dollar-Konkurrenz

Stanley Druckenmiller, der zuletzt aufgrund der ausufernden geldpolitischen Maßnahmen davor gewarnt hat, dass der Dollar seine Stellung als Weltreservewährung verlieren könne, sieht im Krypto-Sektor einen möglichen Herausforderer, der die Stellung des Dollars streitig machen könnte.

In der Vergangenheit war der Dollar trotz des seit der Finanzkrise in Gang gesetzten, künstlichen Notenbank-Umfelds mit extremen Anleihekäufen und einer immer weiter steigenden US-Verschuldung weiter unangefochten. Das lag laut Druckenmiller jedoch auch daran, dass es keinen wirklichen Herausforderer für den Dollar gab. Mit der anhaltenden Adaption von Kryptowährungen könnte sich das nun geändert haben. In einem Interview mit CNBC sagte der Investor etwas überspitzt, das eine Lösung „eine Art Datenspeichersystem sein könnte, das von einigen Kids vom MIT oder Stanford erfunden wurde.“ Ob Bitcoin oder eine andere Kryptowährung dies erfüllen wird, darauf wollte er sich nicht festlegen. „Ich weiß nicht, was es sein wird.“

Den bereits in Gang gesetzten Vertrauensverlust in den Dollar erkennt er spätestens nach den massiv ausgeweiteten Maßnahmen in der Pandemie. Normalerweise würde die Nachfrage nach US-Staatsanleihen als sichere Bank grade in Zeiten großer Krisen weiter steigen, doch laut Druckenmiller haben bereits in den frühen Tagen der Pandemie ausländische Regierungen ihre Besorgnis über den Dollar durch den Verkauf von Staatsanleihen zum Ausdruck gebracht. Laut Angaben des US-Finanzministeriums sind die ausländischen Bestände an Staatsanleihen, Schuldverschreibungen und Anleihen 2020 um 127 Milliarden Dollar, bzw. 2 Prozent gesunken. Druckenmiller sieht den Grund für den Vertrauensverlust in der US-Notenbank und deren Handlungsweise begründet.

Krypto entweder die Lösung vieler Probleme oder zum Scheitern verurteilt

Die endgültige Meinung darüber, ob der Siegeszug des Krypto-Sektors unangefochten weitergeht und die Finanzwelt revolutioniert oder ob die Staaten durch Regulation den Stecker ziehen werden, ist also weiterhin zwiegespalten. Fakt ist, dass die Akzeptanz und Verbreitung derzeit in enormen Tempo weitergeht und zudem ist nicht klar, ob selbst eine extrem strenge Regulierung Kryptowährungen überhaupt aufhalten kann. Da die Probleme der traditionellen Finanzwelt zudem nicht kleiner werden und eine Lösung mit den derzeitigen Mitteln zudem nicht erkennbar ist, bleibt das Rennen vorerst noch komplett offen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Akzeptanz bleibt aus Sicht vieler Marktbeobachter ein Bitcoin-ETF in den USA. Laut Eric Balchunas, einem führenden ETF-Experten von Bloomberg, ist es wahrscheinlich, dass ein solcher noch in diesem Jahr in den USA genehmigt werden wird. Eine Bestärkung sieht er dabei vor allem in der Adoption von institutioneller Seite. Zudem sendet die Entscheidung in Kanada, wo bereits Bitcoin-ETFs auf dem Markt sind, weitere Hoffnung. „Kanada ist den USA in dieser Angelegenheit ein gutes halbes Jahr voraus. Je länger die SEC wartet, desto mehr spielen sie effektiv den Königsmacher. Derjenige ETF, der zuerst auf den Markt kommt, wird sofort am meisten profitieren. Ich denke also, dass es ein Risiko ist, zu lange zu warten und ich denke, dass die SEC das versteht“, so der Experte via Bloomberg.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Sashkin / Shutterstock.com

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