Markt-Update: Deutsche Bank setzt starke Kursentwicklung fort, Nemetschek übertrifft eigene Ziele, Ölpreise bauen Verluste deutlich aus

onvista · Uhr

Nach anfänglichen Verlusten hat sich der Dax im weiteren Handelsverlauf bisher kaum von der Stelle bewegt. Der Leitindex notiert weiterhin mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 15.550 Punkten. Um 13:45 Uhr wird die EZB ihren Zinsentscheid bekannt geben und anschließend in einer Pressekonferenz Stellung zur derzeitigen geldpolitischen Lage geben.

Auf Unternehmensebene bleibt heute Meta im Fokus der Anleger, dessen enttäuschende Quartalszahlen für eine Massenflucht der Anleger, nicht nur aus der Meta-Aktie, sondern auch aus anderen Social-Media-Titeln ausgelöst hat. Die Trubulenzen im Tech-Sektor bleiben daher bestehen. Weitere Impulse dürften heute Abend mit den Zahlen von Amazon geliefert werden.

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Weitere Marktbewegungen im Überblick:

Starke Kursentwicklung der Deutschen Bank hält an

Die Aktien der Deutschen Bank erfreuen sich bei Anlegern auch am Donnerstag großer Beliebtheit. Mit in der Spitze 12,926 Euro nahmen die Titel am Vormittag Kurs auf die 13-Euro-Marke. Soviel hatte sie zuletzt im März 2018 gekostet. Um die Mittagszeit gewannen sie noch 1,7 Prozent auf 12,86 Euro und lagen mit diesem Zuwachs auf Platz zwei im Dax .

Eine gute Geschäftsentwicklung und Zinsfantasie treiben den Kurs an. Erst vor wenigen Tagen hatte Analyst Nicolas Payen von Kepler Cheuvreux sich positiv zur Deutschen Bank geäußert. Die Aktien seien wieder eine zuverlässige und attraktive Investitionsmöglichkeit.

Im europäischen Bankensektor waren die Titel am Donnerstag unter den Favoriten. Der Sektor selbst gab allerdings um knapp ein Prozent nach. Am Nachmittag könnten neue Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Geldpolitik nochmals Bewegung in die Kurse bringen.

Nemetschek gegen den Markt im Plus – Eigene Ziele übertroffen

In einem wieder eingetrübten Umfeld vor allem für Technologiewerte sind die Aktien von Nemetschek am Donnerstag positiv aufgefallen. Erfreuliche Jahreszahlen des Softwareanbieters, der auf die Baubranche spezialisiert ist, hievten die Papiere mit 1,1 Prozent ins Plus. Damit waren sie unter den größten Gewinnern im MDax . Mit der Software AG und vor allem SAP bewegten sich andere große deutsche Software-Werte im Minus.

Während der Facebook-Konzern Meta am Donnerstag mit enttäuschenden Zahlen wieder das Umfeld für die Tech-Branche trübte, hatte Nemetschek besseres zu berichten. Das Unternehmen übertraf mit seinen vorläufigen Resultaten einmal mehr die Erwartungen, urteilte Analyst Knut Woller von der Baader Bank.

Weitere Details zum Umsatzmix und dem Ausblick auf das neue Geschäftsjahr seien zwar noch ausstehend, das vergangene Jahr sei aber schwungvoll beendet worden, hieß es vom Morgan-Stanley-Experten George Webb. Nach einem Kursrutsch um mehr als ein Viertel im bisherigen Jahresverlauf lobte er die Gewissheit, dass die Nachfrage nach Nemetschek-Software robust bleibt.

Ölpreise bauen Verluste aus und geben deutlich nach

Die Ölpreise sind am Donnerstag deutlich gesunken. Bis zum Mittag haben sie die zunächst moderaten Verluste aus dem frühen Handel ausgebaut. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 88,05 US-Dollar. Das waren 1,42 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,46 Dollar auf 86,80 Dollar. Marktbeobachter sprachen von einer Gegenbewegung am Ölmarkt, nachdem die Preise zuletzt kräftig gestiegen waren.

Dagegen erkannten Analysten keinen Zusammenhang zwischen den fallenden Ölpreisen und der Entscheidung des Ölverbunds Opec+, die Erdölförderung ab März um weitere 400.000 Barrel je Tag anzuheben. Der am Mittwoch nach ungewöhnlich kurzen Beratungen gefasste Entschluss der von Saudi-Arabien und Russland angeführten Ölstaaten wurde gemeinhin erwartet. Seit vergangenen Sommer macht der Verbund seine in der ersten Corona-Welle beschlossenen Produktionskürzungen rückgängig, indem er seine Förderung schrittweise anhebt. Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank wies darauf hin, dass die Ölpreise nach der Entscheidung der Opec+ zunächst sogar gestiegen waren.

Trotz des aktuellen Preisdämpfers bewegen sich die Ölpreise in der Nähe ihrer höchsten Stände seit dem Jahr 2014. Nach deutlichen Zuwächsen in den vergangenen Monaten haben sich die Preise in den vergangenen Tagen an der Marke von 90 Dollar eingependelt. Angetrieben wurden die Preise in den vergangenen Wochen vor allem durch ein tendenziell knappes Angebot bei einer soliden Erdöl- und Kraftstoffnachfrage.

Deutsche Anleihen: Kursgewinne vor EZB-Entscheidung

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag vor den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas gestiegen. Bis zum Mittag legte der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,08 Prozent auf 168,78 Punkte zu. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit 0,04 Prozent. Am Vortag war die Rendite mit 0,05 Prozent auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2019 gestiegen.

Am Donnerstag steht vor allem die Geldpolitik im Mittelpunkt. In der Eurozone entscheidet die EZB über ihre Ausrichtung, in Großbritannien gibt die Bank of England neue Entscheidungen bekannt. Während die EZB an ihrem Kurs extrem niedriger, teils negativer Zinsen festhalten dürfte, wird von der britischen Notenbank die zweite Zinsanhebung in der Corona-Pandemie erwartet.

In beiden Wirtschaftsräumen ist die Inflation hoch, von der EZB werden aber allenfalls geldpolitische Signale für die Zukunft erwartet. Spannend wird sein, ob EZB-Präsidentin Christine Lagarde an ihrer Auffassung festhält, wonach die aktuell hohe Inflation eine lediglich übergangsweise Entwicklung ist und Zinsanhebungen in diesem Jahr daher unwahrscheinlich sind.

Der Anstieg der Erzeugerpreise in der Eurozone hat sich unterdessen weiter beschleunigt. Die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, erhöhten sich im Dezember zum Vorjahresmonat um 26,2 Prozent. Das ist die höchste Rate seit der Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Die Erzeugerpreise wirken sich auch auf die Verbraucherpreise aus. Laut Daten vom Mittwoch waren die Lebenshaltungskosten in der Eurozone im Januar um 5,1 Prozent gestiegen. Auch dies war der höchste Stand seit Einführung des Euro.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: REDPIXEL.PL / Shutterstock.com

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