ROUNDUP 2: Westwing blickt etwas skeptischer in die Zukunft - Kurs sackt ab
(Neu: Kursreaktion und Zitate aus Telefonkonferenz)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die weltweiten Lieferkettenprobleme bereiten dem Online-Möbelhändler Westwing Sorgen und lassen ihn etwas pessimistischer auf das Gesamtjahr blicken. Höhere Kosten für Seefracht-Container dürften länger Bestand haben: Bis mindestens in die erste Jahreshälfte 2022 führe die Entwicklung zu niedrigeren Brutto- und Deckungsbeiträgen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in München mit. Dies könne nur teilweise durch höhere Preise ausgeglichen werden.
An der Börse kam die vorsichtigere Gewinnprognose nicht gut an. Die Aktie sackte auf die vorsichtigere Nachricht bereits kurz nach dem Handelsstart steil ab und weitete den Verlust auf zuletzt rund 15,6 Prozent aus.
"Die Frachtkosten von Asien und China nach Europa sind derzeit fünf bis acht mal höher als sonst", sagte Finanzchef Sebastian Säuberlich in einer Telefonkonferenz. Für 2021 dürfte nun das untere Ende der bisherigen Spanne für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 42 bis 55 Millionen Euro erreicht werden, teilte Westwing weiter mit. Die Prognose unterliege aber dem Risiko einer weiteren Anpassung aufgrund der weltweit beeinträchtigten Lieferketten, hieß es. In den ersten neun Monaten lag das bereinigte Ebitda bei 30 Millionen Euro. 2020 hatte Westwing 50 Millionen ausgewiesen.
Im dritten Quartal machten sich die höheren Kosten bemerkbar. Das Unternehmen rutschte operativ leicht in die Verlustzone. Unter dem Strich vermeldete Westwing einen auf die Aktionäre entfallenden Fehlbetrag von 8,7 Millionen Euro nach einem Gewinn von 2,4 Millionen ein Jahr zuvor.
Neben dem erheblichen Anstieg der Container-Seefrachtkosten sei es auch zu einem Anstieg der Kosten für Lagerhaltung und Lagerabwicklung gekommen, verursacht durch Störungen in der Lieferkette mit Lieferspitzen von Lieferanten und höheren Lagerbeständen. Das wirke sich mit etwa zwei Prozentpunkten auf das Betriebsergebnis aus, sagte Säuberlich in der Telefonkonferenz. Eine spezifische Warenknappheit sehe er dagegen nicht.
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigerte der Konzern den Umsatz im dritten Quartal um 4,7 Prozent auf 103,2 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten liegt der Erlös nun bei 373,4 Millionen Euro. Auf das Jahr hochgerechnet hält der Vorstand hingegen weiter an dem Ziel fest, den Umsatz auf 510 bis 550 Millionen Euro zu steigern. Gegenüber dem Vorjahr entspräche dies einem Wachstum von 18 bis 27 Prozent.
Von der angepassten Prognose unbeeindruckt zeigte sich Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Der Online-Möbelhändler habe im dritten Quartal solide Ergebnisse erzielt, schrieb er. Bosse sieht Westwing in der Spur in Richtung Jahresziele./ngu/mne/jha/tav/eas