Telekom: Starkes Quartal – Prognoseerhöhung ++ Siemens: Ausblick besser als Geschäftsjahr ++ RWE: Versorger weiterhin gut unterwegs ++ Merck: Prognose wird nochmal erhöht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Inflation in Deutschland verharrte im Oktober weiter unter die Nullmarke. Die Verbraucherpreise lagen um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Damit wurde eine erste Erhebung wie von Analysten erwartet bestätigt. Eine negative Jahresinflation hatten die Statistiker bereits im Juli mit minus 0,1 Prozent und im September mit minus 0,2 Prozent gemeldet.

Eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer dämpft den Preisauftrieb. Seit Juli gelten für ein halbes Jahr niedrigere Steuersätze in Deutschland. Damit will die Bundesregierung in der Corona-Krise den Konsum ankurbeln. Von September auf Oktober legten die Verbraucherpreise nach Berechnungen des Bundesamtes um 0,1 Prozent zu. Auch in dieser Betrachtung wurde eine erste Schätzung wie erwartet bestätigt.

Die für europäische Vergleichszwecke harmonisierten Verbraucherpreise (HVPI) gingen im Oktober im Jahresvergleich um 0,5 Prozent zurück und stagnierten im Monatsvergleich. Auch hier wurde die erste Schätzung bestätigt.

Telekom: Wie die Tochter, so die Mutter

Die gute Entwicklung der ersten neun Monate lässt die Deutsche Telekom ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr deutlich erhöhen. Für 2020 solle nun ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten (adjusted Ebitda AL) von mindestens 35 Milliarden Euro statt wie zuvor rund 34 Milliarden Euro erreicht werden, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn mit. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow AL) liege nun bei 6 Milliarden Euro (zuvor 5,5). Angetrieben wurde die Prognoseanhebung von den Quartalsergebnissen der Tochter T-Mobile US.

Die Telekom misst ihren Erfolg im Tagesgeschäft an dem bereinigten Ebitda AL. Dabei rechnet sie die Effekte einer geänderten Leasingbilanzierung heraus, die das operative Ergebnis im historischen Vergleich aufblähen würde. Das bereinigte operative Ergebnis war im dritten Quartal mit 9,7 Milliarden Euro fast 50 Prozent größer als noch vor einem Jahr. Beim Umsatz schaffte der Konzern ein ordentliches Plus um 32 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro.

Siemens: Im neuen Geschäftsjahr soll alles besser werden

Der Technologiekonzern Siemens will nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im laufenden Geschäftsjahr wieder zu Wachstum zurückkehren. Der vergleichbare Umsatz sowie der Gewinn nach Steuern sollen 2020/21 wieder moderat steigen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Dabei geht Siemens davon aus, dass die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft nicht dauerhaft belasten wird. Heftigen Gegenwind erwartet der Konzern aber von der Währungsseite. Negative Wechselkurseffekte dürften die nominalen Wachstumsraten sowie das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) der Industriegeschäfte stark belasten, hieß es.

Im Geschäftsjahr 2019/20 (per 30. September) litt Siemens unter einem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld und einer sinkenden Nachfrage etwa aus der Autoindustrie und dem Maschinenbau. Die Lage verschärfte sich im Jahresverlauf durch die Corona-Pandemie. Der Umsatz sank bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte um zwei Prozent auf rund 57 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern brach um 26 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro ein. Den Aktionären will Siemens eine Dividende von insgesamt 3,50 Euro je Aktie zahlen, nach 3,90 Euro im Vorjahr. Bereinigt um die Abspaltung des Energiegeschäfts, welches Siemens im September an die Börse gebracht hatte, bedeutet dies den Angaben zufolge eine gleichbleibende Ausschüttung.

Siemens konnte dabei auf einen robusten Jahresabschluss blicken. Im vierten Quartal verdiente das Unternehmen mit rund 1,9 Milliarden Euro 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei profitierte der Konzern von einem Abspaltungsgewinn im Zusammenhang mit Siemens Energy von 0,9 Milliarden Euro, wie es hieß. Der Gewinn im fortgeführten Geschäft war hingegen rückläufig.

RWE: Es läuft weiterhin rund

Die Corona-Krise hat sich beim Energiekonzern RWE bisher kaum bemerkbar gemacht. Zwar verschiebt sich die Inbetriebnahme einiger Anlagen ins nächste Jahr, wie der Konzern am Donnerstag in Essen mitteilte, wirtschaftlich läuft es aber weiterhin gut. Deshalb bestätigte RWE seine Jahresprognose für das laufende Jahr.

Der Energiekonzern konnte sein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den ersten drei Quartalen um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro steigern. Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war der Zuwachs mit 29 Prozent noch größer. Das Ebit lag nach den ersten neun Monaten bei 1,1 Milliarden Euro. Für den Vergleich mit dem Vorjahr nutzt RWE wegen der Neuaufstellung des Konzerns infolge des Deals mit Eon Pro-Forma-Zahlen. Das bereinigte Nettoergebnis lag nach den ersten neun Monaten bei 762 Millionen Euro. Eine Pro-Forma-Zahl gibt es in diesem Fall nicht.

Merck: Noch besser als erwartet

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA nimmt trotz der Corona-Pandemie Fahrt auf und wird nochmals optimistischer für das Gesamtjahr. Die florierende Laborsparte gab dem Dax-Konzern im dritten Quartal weiter Rückenwind, aber auch das Halbleitergeschäft sprang deutlich an. Konzernweit kletterte der Umsatz zwischen Juli und September im Vergleich zum Vorjahr um 9,7 Prozent auf knapp 4,45 Milliarden Euro, wie der Dax -Konzern am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Damit habe sich das Jahresviertel stärker als erwartet entwickelt.

Wegen eines Sonderertrag wuchs das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) überproportional stark um 53 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Der Konzern hatte nach einem gewonnenen Patentstreit mit dem US-Konzern Biogen Rückstellungen in Höhe von 365 Millionen Euro aufgelöst. Nach Steuern stieg das Ergebnis von 342 Millionen im Vorjahr auf 806 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr peilt Merck nunmehr einen Umsatzanstieg auf 17,1 bis 17,5 (Vorjahr: 16,2) Milliarden Euro an. Das bereinigte Ebitda wird bei 5,05 bis 5,25 Milliarden Euro erwartet nach rund 4,4 Milliarden ein Jahr zuvor.

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Kurz & knapp:

Morphosys: Lange hat Morphosys seinem ersten eigenen Medikament Monjuvi entgegen gefiebert, nach dem Marktstart in den USA bringt die Krebstherapie dem Biotechunternehmen ersten Schub: Bisher konnte Morphosys mit Monjuvi Millionen 4,4 Euro umsetzen, wie das MDax -Unternehmen am Mittwochabend zur Vorlage seiner endgültigen Zahlen für die ersten neun Monate mitteilte. Das Medikament ist der große Hoffnungsträger der nahe München angesiedelten Firma. Anfang August hatten die Bayern in den USA die Zulassung für Monjuvi in Kombination mit dem Medikament Lenalidomid als sogenannte Zweitlinientherapie bei einem speziellen Blutkrebs bekommen. Wenige Tage später wurde nach Unternehmensangaben bereits der erste Patient behandelt. Partner bei der Vermarktung ist das Unternehmen Incyte – dank hoher Meilensteinzahlungen durch die US-Amerikaner bereits zum Jahresstart konnte Morphosys in den ersten neun Monaten seine Erlöse wie bereits bekannt mit knapp 292 Millionen Euro nahezu verfünffachen. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von mehr als 114 Millionen Euro an nach einem Fehlbetrag von rund 53 Millionen Euro vor einem Jahr.

Ströer: Der Werbevermarkter hat sich wegen einer leichten Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie wieder eine Jahresprognose zugetraut. Obwohl es weiter eine Unsicherheit vor einer zweiten Infektionswelle gebe, erwarte das Unternehmen nun ein operatives Jahresergebnis zwischen 440 und 455 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Köln mitteilte. Im vierten Quartal strebt der Vermarkter einen Umsatz in Höhe von 92 bis 97 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert (1,6 Mrd) an. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 355 Millionen Euro, nicht zuletzt wegen schlechter Geschäfte mit Außenwerbung. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) sei um 4,8 Prozent auf 125,1 Millionen Euro gefallen, hieß es. Unterm Strich verdiente Ströer zwischen Juli und September mit 21,8 Millionen Euro rund 8,3 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Das Unternehmen wertete dies als deutliches Anzeichen einer Erholung.

Evotec: Der Wirkstoffforscher sieht weiter keine drastischen Corona-Folgen für das eigene Unternehmen. Es komme lediglich zu leichten Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen und beim Erreichen von Meilensteinen. Auf die gesamtfinanzielle und strategische Entwicklung habe die Covid-19-Pandemie bisher keine wesentlichen Auswirkungen, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit.  In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um zwölf Prozent auf 360,4 Millionen Euro. Wegen höherer Forschungs- und Entwicklungsausgaben ging der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 17 Prozent auf 76,9 Millionen Euro zurück. Damit schnitt Evotec etwas besser ab, als Experten es erwartet hatten. Die Prognose für das laufende Jahr wurde bestätigt.

Jost Werke: Der Nutzfahrzeugzulieferer hat der Corona-Krise im dritten Quartal getrotzt und dabei von guten Geschäften in der Region Asien-Pazifik-Afrika und der Alö-Übernahme profitiert. Sowohl der Umsatz als auch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Donnerstag im hessischen Neu-Isenburg mitteilte. Während die Erlöse um 10,7 Prozent auf 196,9 Millionen Euro stiegen, legte das bereinigte Ebit um 7 Prozent auf 20,3 Millionen Euro zu. Unter dem Strich sackte der Überschuss allerdings auf 4,6 Millionen Euro ab. Das waren rund 59 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seinen kürzlich abgegebenen Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte Jost Werke. Demnach rechnen die Hessen für das Gesamtjahr weiter mit einem Umsatzrückgang im einstelligen Prozentbereich gegenüber 2019, als Jost Werke 736,7 Millionen Euro erwirtschaftete

RTL: Der Medienkonzern hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als erwartet und traut sich jetzt auch wieder eine Prognose für das laufende Jahr zu. „Unter der Annahme, dass sich die Erholung der Wirtschaft weiter fortsetzt, erwarten wir momentan einen Umsatz von etwa 5,8 Milliarden Euro“, teilte die Bertelsmann-Tochter am Donnerstag in Luxemburg mit. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Firmenwerte (Ebita) rechnet das im September vom MDax in den SDax abgestiegene Unternehmen mit einem Wert von 720 Millionen Euro.  Zuletzt hatte RTL wegen der Corona-Krise keine Prognose abgegeben, aber bereits klargestellt, dass Umsatz und operatives Ergebnis deutlich unter den Vorjahreswerten liegen werden. 2019 hatte RTL 6,6 Milliarden Euro umgesetzt und dabei operativ 1,16 Milliarden Euro verdient. Mit der Prognose liegt RTL leicht über den Erwartungen der derzeit von Bloomberg erfassten Experten. Der ProSiebenSat.1-Konkurrent schnitt zudem im dritten Quartal besser ab als Analysten erwartet hatten. Dies lag vor allem an einer deutlichen Erholung des TV-Werbegeschäfts im Sommerquartal.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: VDB Photos / shutterstock.com

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